Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Spiel
Spiel n \
1. Geschlechtsverkehr. Verkürzt aus »Liebesspiel«; gleichbed mhd »minnespil« und »bettespil« Seit dem Mittelalter.
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2. Spiel mit offenen Karten = Offenlegung geschäftlicher Pläne; unumwundene Aussprache. Dem Kartenspielerdeutsch entnommen. Karte 19. Etwa seit 1900.
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3. Spiel mit verdeckten Karten = Geheimhaltung geschäftlicher Interessen; Verheimlichung bestimmter Absichten. 1920 ff.
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4. abgekartetes Spiel = heimlich zum Schaden eines anderen verabredete Sache. abkarten. Seit dem 18. Jh.
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5. faules Spiel = Verbrechen; Sabotage o. ä. faul 1. 1960 ff.
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6. haushohes Spiel = Kartenspiel, das einen hohen Gewinn bringt. haushoch. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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7. kaltes Spiel = Fußballspiel mit wenigen Tortreffern und geringer Spannung. Man spielt ohne Temperament, und die Zuschauer läßt es » kalt«. Sportl 1955 ff.
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8. kindliche Spiele im Freien = Felddienstübung. Meint eigentlich Kinderspiele wie Nachlaufen, Verstecken, Räuber und Gendarm o. ä. Sold 1920 ff.
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9. neckisches Spiel = Striptease. neckisch. 1960 ff.
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10. scharfes Spiel = Spiel um Geld. Bei dieser Spielart ist jegliche Rücksichtnahme ausgeschlossen. 1920 ff.
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11. schmutziges Spiel = a) verantwortungsloses Vorgehen; bewußte Irreführung; niederträchtige Handlungsweise. Schmutzig = charakterlos. 1920 ff. – b) absichtlich klangunreine Tonwiedergabe. Die Töne klingen nicht »rein«. Nach 1945 mit dem neuen Gesangsstil aufgekommen.
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12. schräges Spiel = Jazzmusik. schräg 3. 1925 ff.
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13. etw ins Spiel bringen = a) etw zur Sprache bringen. 1900 ff. – b) etw in den Handel bringen. 1950 ff.
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14. jn ins Spiel bringen = jn als Mittäter benennen. 1950 ff.
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15. das Spiel geht um die Ecke = das Spiel geht verloren. Ecke 21. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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16. das geigt kein Spiel = das spielt keine Rolle; das ist gleichgültig; Ausdruck der Ablehnung. Verdreht aus »das spielt keine Geige«. 1920 ff.
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17. gewonnen (gewonnenes) Spiel haben = um den Erfolg nicht mehr bangen müssen. Der Kartenspielersprache entlehnt. Seit dem 15. Jh.
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18. ein Spiel haben wie ein Haus = ein gutes Spiel auf der Hand haben. Die Gewinnaussicht steht so fest wie ein Haus. Spiel 6. Kartenspielerspr. seit dem 18. Jh.
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19. jn aus dem Spiel lassen = jn in eine Sache nicht verwickeln. 1700 ff.
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20. das Spiel machen = das Kartenspiel gewinnen. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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21. jn aus dem Spiel nehmen = a) jds Einfluß (vorübergehend) schwächen; jn abberufen. Vom Brett- oder Fußballspiel übertragen. 1930 ff. – b) jn von der Front abziehen. Sold 1939 ff. – c) jn verhaften. 1950 ff.
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22. das Spiel geht rum = das Spiel geht verloren. Übertragen vom Wein, der »rumgeht«, wenn er stark säuert. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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23. das Spiel geht den Bach runter = das Spiel geht verloren. Bach 8. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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24. ein Spiel schmeißen = ein Kartenspiel verloren geben. Der Verlierer wirft die Karten auf den Tisch
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zum Zeichen seiner Niederlage. Vgl schmeißen 10 u. 11. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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24 a. das Spiel überreizen = in einer Sache zu weit gehen; ungebührliche Forderungen stellen. Eigentlich soviel wie »nach Aufnahme des Skats den angesagten Spielwert nicht halten können«. 1920 ff.
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25. das Spiel verdirbt den Charakter: Ausruf des Spielers, wenn ihm die Gegner mit List und Können den Sieg vereitelt haben. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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26. ein gutes Spiel kommt wieder: schadenfrohe Trostrede an den Verlierer. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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