Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Sieb
Sieb \
1. Mädchenpensionat, -schule. Das Sieb besteht sinngemäß aus Löchern, und »Loch = Vulva«. 1900 ff.
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2. Mensch, der anhaltend Fragen ausgesetzt ist. Man »löchert« ihn mit Fragen; löchern. 1950 ff.
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3. dummer, gedankenloser Mensch; Mensch mit geringer Merkfähigkeit. Er hat ein »Gedächtnis wie ein Sieb 7«. 1950 ff, schül .
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4. ihn haben sie durch das Sieb angeschissen = er hat Sommersprossen. Die Sommersprossen werden hier als Kotspritzer gedeutet. 1930 ff, jug . Die Vorstellung ist jedoch älter (spätes 19. Jh.) und macht den Teufel zum Schuldigen.
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5. im Sieb bleiben = bei der Überprüfung der Bewerber Erfolgsaussichten haben. Der aussichtsreiche Kandidat fällt nicht durch das Sieb hindurch. 1900 ff.
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6. durch das Sieb fallen = nicht anerkannt werden; Mißerfolg erleiden. Vgl das Vorhergehende. 1900 ff.
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7. ein Gedächtnis haben wie ein Sieb = ein schlechtes Gedächtnis haben; sich nichts merken können. Seit dem 18. Jh.
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8. einen Kopf haben wie ein Sieb = ein schlechtes Ge-
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dächtnis haben. Seit dem 19. Jh.
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9. aus jm ein Sieb (jn zum) machen = auf jn viele Schüsse abgeben. Sold 1939 ff.
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10. jn durchs Sieb rühren = jn einem strengen Verhör unterwerfen; von jm eine Aussage zu erpressen suchen. Hergenommen von der Küchenpraxis im Sinne von »feinrühren«. 1920 ff.
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11. dicht wie ein Sieb sein = nicht verschwiegen sein. 1920 ff.
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