Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
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1. die drübere Seite = die gegenüberliegende Seite. Oberd 1900 ff.
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2. faule Seite = schlechter Charakterzug. Hergenommen von der angefaulten Seite eines Apfels o. ä. Seit dem 19. Jh.
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3. die grüne Seite = die rechte Körperseite. Hängt mit der dichterischen Sinnbildsprache zusammen. Grün als Farbe des Frühlings ist die Sinnbildfarbe des Lebens, auch der Hoffnung auf Glück. Dadurch wird die grüne Seite zur glückbringenden Seite. 1500 ff.
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4. scheele Seite = der Stadt gegenüberliegende Flußseite. Vielleicht Anspielung auf den Neid gegenüber der bedeutenderen Stadt oder auf das Schielen hinsichtlich der Eingemeindung. Seit dem 19. Jh.
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5. schwache Seite = a) Lieblingsgegenstand, -angewohnheit, -beschäftigung o.ä. Gegenüber dieser Seite ist man »schwach = willensschwach, widerstandslos«. Seit dem 19. Jh. – b) Untauglichkeit; geringes Leistungsvermögen. Diese Seite beherrscht man schwächer als die andere. Bezogen auf die überwiegende Rechts- und die unterlegene Linkshändigkeit. Seit dem 19. Jh.
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6. starke Seite = Könnerschaft. Seit dem 19. Jh.
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7. quatschen Sie mich nicht von der Seite an! = machen Sie keine anzüglichen Bemerkungen! So verbittet man sich Äußerungen, die einem nicht gerade ins Gesicht gesagt werden. Vgl ⇨ Flanke. 1910 ff.
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8. du hast auch noch nichts auf die Seite gebracht außer deiner Krawatte: Redewendung zu einem, dem der Schlips zur Seite gerutscht ist. Wortwitzelei mit »etw auf die Seite bringen = Ersparnisse machen«. 1930 ff, stud .
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9. etw über die Seite bringen = etw verschwinden lassen; sich etw aneignen. Soviel wie »beiseite schaffen«. 1920 ff.
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10. auf die große (kleine) Seite gehen = zum Koten (Harnen) austreten. »Auf die Seite gehen« sagt man, wenn man im Freien die Notdurft verrichtet. Scheint im 19. Jh. in Österreich aufgekommen und nordwärts gewandert zu sein.
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11. eine leichte Seite haben = Neigung zum Leichtsinn haben. Seit dem 19. Jh.
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12. das hat seine 2 bis 24 Seiten = das ist sehr schwierig; das kann man auf sehr verschiedene Weise betrachten. 1925 ff.
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13. auf der breiten Seite liegen = gestorben sein. Übertragen von den toten Fischen, die breitseits im Wasser liegen. Fischerspr. und sold 1900 ff.
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14. alles auf die leichte Seite schlagen = leichtsinnig sein. Seit dem 19. Jh.
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15. Seiten schreiben = eine Strafarbeit anfertigen. Der Lehrer schreibt die Zahl der Seiten vor. Schül 1960 ff.
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16. auf der leichten Seite sein = leichtlebig sein. Seit dem 19. Jh.
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17. nach allen Seiten offen sein = sich keinem Mann versagen (auf weibliche Personen bezogen). Übertragen von der Politikersprache: eine Partei ist »nach allen Seiten offen«, wenn sie mit jeder anderen Partei zu Koalitionsverhandlungen bereit ist. BSD 1968 ff.
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18. zur Seite springen = ehebrechen. 1900 ff.
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19. jm mit etw in die Seite treten = jn mit etw unterstützen; jm beipflichten. Scherzhaft entstellt aus »jm mit etw zur Seite treten«. Hier aufgefaßt als Tätlichkeit (man tritt ihm in die Flanke). Seit dem ausgehenden 19. Jh.
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1. die drübere Seite = die gegenüberliegende Seite. Oberd 1900 ff.
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2. faule Seite = schlechter Charakterzug. Hergenommen von der angefaulten Seite eines Apfels o. ä. Seit dem 19. Jh.
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3. die grüne Seite = die rechte Körperseite. Hängt mit der dichterischen Sinnbildsprache zusammen. Grün als Farbe des Frühlings ist die Sinnbildfarbe des Lebens, auch der Hoffnung auf Glück. Dadurch wird die grüne Seite zur glückbringenden Seite. 1500 ff.
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4. scheele Seite = der Stadt gegenüberliegende Flußseite. Vielleicht Anspielung auf den Neid gegenüber der bedeutenderen Stadt oder auf das Schielen hinsichtlich der Eingemeindung. Seit dem 19. Jh.
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5. schwache Seite = a) Lieblingsgegenstand, -angewohnheit, -beschäftigung o.ä. Gegenüber dieser Seite ist man »schwach = willensschwach, widerstandslos«. Seit dem 19. Jh. – b) Untauglichkeit; geringes Leistungsvermögen. Diese Seite beherrscht man schwächer als die andere. Bezogen auf die überwiegende Rechts- und die unterlegene Linkshändigkeit. Seit dem 19. Jh.
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6. starke Seite = Könnerschaft. Seit dem 19. Jh.
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7. quatschen Sie mich nicht von der Seite an! = machen Sie keine anzüglichen Bemerkungen! So verbittet man sich Äußerungen, die einem nicht gerade ins Gesicht gesagt werden. Vgl ⇨ Flanke. 1910 ff.
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8. du hast auch noch nichts auf die Seite gebracht außer deiner Krawatte: Redewendung zu einem, dem der Schlips zur Seite gerutscht ist. Wortwitzelei mit »etw auf die Seite bringen = Ersparnisse machen«. 1930 ff, stud .
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9. etw über die Seite bringen = etw verschwinden lassen; sich etw aneignen. Soviel wie »beiseite schaffen«. 1920 ff.
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10. auf die große (kleine) Seite gehen = zum Koten (Harnen) austreten. »Auf die Seite gehen« sagt man, wenn man im Freien die Notdurft verrichtet. Scheint im 19. Jh. in Österreich aufgekommen und nordwärts gewandert zu sein.
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11. eine leichte Seite haben = Neigung zum Leichtsinn haben. Seit dem 19. Jh.
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12. das hat seine 2 bis 24 Seiten = das ist sehr schwierig; das kann man auf sehr verschiedene Weise betrachten. 1925 ff.
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13. auf der breiten Seite liegen = gestorben sein. Übertragen von den toten Fischen, die breitseits im Wasser liegen. Fischerspr. und sold 1900 ff.
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14. alles auf die leichte Seite schlagen = leichtsinnig sein. Seit dem 19. Jh.
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15. Seiten schreiben = eine Strafarbeit anfertigen. Der Lehrer schreibt die Zahl der Seiten vor. Schül 1960 ff.
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16. auf der leichten Seite sein = leichtlebig sein. Seit dem 19. Jh.
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17. nach allen Seiten offen sein = sich keinem Mann versagen (auf weibliche Personen bezogen). Übertragen von der Politikersprache: eine Partei ist »nach allen Seiten offen«, wenn sie mit jeder anderen Partei zu Koalitionsverhandlungen bereit ist. BSD 1968 ff.
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18. zur Seite springen = ehebrechen. 1900 ff.
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19. jm mit etw in die Seite treten = jn mit etw unterstützen; jm beipflichten. Scherzhaft entstellt aus »jm mit etw zur Seite treten«. Hier aufgefaßt als Tätlichkeit (man tritt ihm in die Flanke). Seit dem ausgehenden 19. Jh.