Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Seife
Seife f \
1. üble Lage. Meint vor allem eine Lage, in der man leicht zu Fall kommen kann wie auf Schmierseife. Wohl entfernt beeinflußt von » Scheiße«. 1900 ff.
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2. Gruppe, Clique. Verkürzt aus »Schmierseife« im Sinne von geringerwertiger Seife und sinnbildlich auf minderwertige Personen bezogen. 1920 ff.
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3. ja, Seife!: Ausdruck der Ablehnung. Wohl verkürzt aus »ja, Seife wäre jetzt gut; aber wir haben keine!«. Berlin seit dem ausgehenden 19. Jh.
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4. grüne Seife = sexuelle Verirrung eines Jugendlichen; homosexuelle Betätigung eines Jungen, der nicht homosexuell veranlagt ist. Eigentlich soviel wie »Schmierseife«. Berlin 1960 ff.
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5. ohne Seife = auf unlautere, anrüchige Weise. Meint dasselbe wie »dreckig, unsauber«. 1950 ff.
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6. in die Seife gehen = a) dem Tode nahe sein. Meint wohl die Haltlosigkeit auf abschüssig-schlüpfriger Bahn. 1920 ff. = b) scheitern. 1920 ff.
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7. wie auf Seife gehen = ohne Kraft, wie mechanisch gehen. Man tritt unsicher, ohne Festigkeit auf. 1930 ff.
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8. Seife haben = Glück beim Kartenspielen haben. Es verläuft ohne Widerstand, als habe man die Hände geseift. Kartenspielerspr. 1920 ff.
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9. in die Seife kommen = in Ungelegenheiten geraten. 1900 ff.
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10. ein Gesicht machen wie zehn Pfund grüne Seife = bleich, elend aussehen. 1910 ff.
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11. jm den Bart ohne Seife machen = jn derb zurechtweisen. Gemeint ist die Rasur ohne vorheriges Einseifen. 1920 ff.
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12. jn ohne Seife rasieren = jn übervorteilen. rasieren 6. 1920 ff.
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13. aus der Seife rauskommen = aus einer Notlage freikommen. 1900 ff.
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14. über grüne Seife reden = a) eine sehr törichte Äußerung tun. Berlin 1870 ff. – b) sich unverständlich ausdrücken. 1955 ff.
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15. ihm ist alles Seife = ihm ist es völlig gleichgültig. Parallel zu »es ist ihm pomade«, aber beeinflußt von »Scheiße«. Berlin 1900 ff.
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16. in der Seife sitzen = in Not, Verlegenheit sein. 1900 ff.
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