Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
schwarz
schwarz adj \
1. katholisch; der katholischen Partei angehörend; sehr fromm; orthodox. Leitet sich von der schwarzen Amtstracht der katholischen Geistlichen her. Seit dem frühen 19. Jh.
\
2. einer nichtfarbentragenden oder konfessionellen Studentenverbindung angehörend. Seit dem späten 19. Jh.
\
3. mittellos. Vermutlich weil es in der Geldbörse mangels schimmernder Münzen sehr dunkel aussieht. Rotw und stud , 1850 ff,
\
4. im Spiel ohne Gewinn, ohne Stich. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
\
5. unter Umgehung der behördlichen Handelsvorschriften; amtlich nicht zugelassen; im Schleichhandel; unerlaubt; betrügerisch. Anspielung auf »dunkle« oder nächtliche Geschäfte. Wohl von » schwärzen« beeinflußt. Etwa seit dem letzten Drittel des 19. Jhs, vielleicht von Bayern ausgegangen.
\
6. ohne Zahlung von Eintrittsgeld, von Kolleggeld o. ä. 1900 ff.
\
7. ohne Paß; ohne Ausweispapiere. Kundenspr. 1870 ff.
————
8. bezecht. Wohl Anspielung auf Geistestrübung. 1700 ff. Vgl franz »être noir«.
\
9. unheilvoll. Schwarz ist seit alter Zeit die Farbe der Trauer, des Elends und des Bösen. Spätestens seit 1500.
\
10. vorbestraft. Wohl Anspielung auf Dunkelhaft. Rotw 1900 ff.
\
11. sich schwarz ärgern = sich sehr ärgern. Verhüllende Parallele zu »sich zu Tode ärgern«; denn »schwarz« bezieht sich auf die Farbe der in Verwesung übergehenden Leiche. Seit dem 18. Jh.
\
12. schwarz über die Grenze gehen = ohne Paß die Grenze überschreiten. schwarz 7. 1870 ff.
\
13. deine Mutter ist wohl lange nicht mehr in schwarz gegangen?: Drohfrage. Sold und ziv 1910 ff.
\
14. jn für schwarz halten = jn für dümmlich halten. Umschreibung für »jn für einen Kaffer halten«. Berlin 1950 ff.
\
15. die Nummer klingt schwarz = das Musikstück enthält Spuren des Blues. Der Blues wurde ursprünglich nur von Negern gespielt und gesungen. Musikerspr. und halbw , 1950 ff.
————
16. jn schwarz machen = a) jn ausplündern. schwarz 3. Rotw 1850 ff. – b) jn zu keinem Stich kommen lassen. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh. – c) jn verleumden. Vgl anschwärzen. Schwarz als Sinnbildfarbe des Bösen. Seit dem 19. Jh.
\
17. er hat sich schwarz gemacht = er ist betrunken. schwarz 8. 1700 ff.
\
18. wenn es schwarz schneit (wenn schwarzer Schnee fällt) = nie. 1500 ff.
\
19. schwarz umziehen = ohne Genehmigung des Wohnungsamts umziehen. schwarz 5. 1920 ff.
\
20. etw schwarz verkaufen = etw verkaufen, ohne den Betrag in die Registrierkasse aufzunehmen. schwarz 5. 1920 ff.
\
21. und wenn er dabei schwarz wird = bis zum Äußersten. Schwarz = mittellos. 1900 ff.
\
22. jn anlügen, daß er schwarz wird – jn dreist belügen. schwarz 11. Seit dem 19. Jh.
\
23. du kannst reden, bis du schwarz wirst = du redest vergeblich. schwarz 11. Seit dem 18. Jh.
\
24. suchen, bis man schwarz wird = lange, vergeblich suchen. Seit dem 19. Jh.
————
25. auf etw warten, bis man schwarz wird = lange, vergeblich auf etw warten. schwarz 11. Seit dem 19. Jh.
\
26. zahlen, bis man schwarz wird = lange zahlen. Seit dem 19. Jh.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: schwarz