Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Schuß
Schuß m \
1. kleine Menge; Prise. Meint die kleine Flüssigkeitsmenge, die man mit einer raschen Bewegung einer anderer Flüssigkeit hinzugibt. Seit dem 19. Jh.
\
2. Essenszuteilung aus der fahrbaren Feldküche; Essensportion. Gemeint ist der »Schuß« aus der »Gulaschkanone«. 1914 ff.
\
3. Ejakulation. Rotw 1840 ff.
\
4. Homosexueller; junger Freund eines Homosexuellen. Versteht sich entweder aus dem Vorhergehenden oder spielt über Amors Liebespfeil auf intime Freundschaft an. Seit dem späten 19. Jh.
\
5. Unüberlegtheit; launiger Anfall. Mit »Schuß« bezeichnet man die plötzlich auftretende Krankheitserscheinung (Hexenschuß). 1800 ff.
\
6. Geld, Vorschuß. Aus diesem verkürzt, 1850 ff.
\
7. Einstandsbewirtung. Analog zu Lage 1. 1900 ff.
\
8. Stoß, Schlag. Übertragen vom Rückprall des Gewehrs beim Abfeuern. 1920 ff.
\
9. heftig getretener Fußball; Tortreffer. Aus dieser Vokabel hat sich die Auffassung vom Fußballspiel als einem Kriegsspiel entwickelt. Gleichbed engl »shot«.
————
Sportl 1920 ff.
\
10. Injektion; Rauschgifteinspritzung. Gegen 1970 aus angloamerikan »shot« übersetzt.
\
11. häßliches Mädchen. Hängt wohl zusammen mit »Schuß! = ich will von dir nichts mehr wissen!« im Sinne von »schieß weg! = geh weg!«. 1935 ff.
\
12. abfällige Kritik. 1920 ff.
\
13. Schuß durch beide Backen, Gesicht unverletzt = Volltreffer. Hier ist mit »Backe« die Gesäßhälfte gemeint. BSD 1965 ff.
\
14. Schuß ins Blaue = a) nicht gezielt abgefeuerter Schuß. Seit dem 19. Jh. = b) Maßnahme auf gut Glück; unverbindlicher Test. Nachgebildet der »Fahrt ins Blaue«. 1950 ff.
\
15. Schuß in die Botanik = Fehlschuß. BSD 1965 ff.
\
16. Schuß vor den Bug = ernste Warnung. Stammt aus der Seekriegsführung: durch einen Schuß vor den Bug zwingt man ein Schiff zur Rückschaltung der Maschinen (zum »Anhalten«), zur Kursänderung oder gegebenenfalls zur Übergabe. 1900 ff.
\
17. Schuß ins Hemd = a) plötzlicher Spermaerguß infolge heftiger geschlechtlicher Erregung. 1935 ff. – b) unerwartetes Ereignis. 1940 ff.
————
18. Schuß aus der Hüfte. Hüftschuß.
\
19. Schuß im (in den) Ofen = a) sehr modisch gekleidetes Mädchen; Mädchen von sehr ansprechendem Äußeren. Meint eigentlich die auf einmal in den Backofen geschobene Menge (Geback); hier Anspielung auf » knusprig«. Halbw 1955 ff. – b) aufregende Sache. 1955 ff. – c) Fehlleistung; Übertölpelung. Wohl eine Machenschaft, über die große Aufregung herrscht. BSD 1960 ff. – d) Blindgänger. BSD 1960 ff.
\
20. Schuß ins Schwarze = treffende Bemerkung; geglückte Maßnahme. »Das Schwarze« ist der Mittelpunkt der Zielscheibe. 1900 ff.
\
20 a. Schuß in den Teich = Fehlschuß. BSD 1960 ff.
\
21. Schuß in die Unterhose (-wäsche) = a) plötzlicher Spermaerguß infolge geschlechtlicher Erregung. 1935 ff. – b) unerwartetes Ereignis. 1940 ff.
\
22. absoluter Schuß = großartige Leistung. Hergenommen vom Treffer auf der Zielscheibe. 1960 ff.
\
23. billiger Schuß = Prostituierte mit niedriger Entgeltsforderung. Schuß 3. 1930 ff.
\
23 a. goldener Schuß = tödliche Rauschgifteinspritzung. Mangels engl und angloamerikan Entspre-
————
chungen ist der Ausdruck wahrscheinlich vom Titel der dt Fernsehsendung »Der Goldene Schuß« übernommen. In dieser Sendung mußte der auf die gespannte Standardarmbrust gelegte Bolzen einen Faden treffen, an dessen Ende ein Geldsack hing. Im Zusammenhang mit Rauschgift meint »golden« das Äußerste und Letzte, nämlich die Dosis, mit der man sich das Leben nimmt. 1970 ff.
\
24. harter Schuß = a) schwerwiegende, verletzende Bemerkung. 1950 ff. – b) sehr heftiger Fußballstoß. Sportl 1950 ff.
\
25. satter Schuß = kräftiger Fußballstoß. Satt = gekräftigt, vollwertig. Sportl 1950 ff.
\
26. scharfer Schuß = schwerer verbaler Angriff auf eine Person. 1920 ff.
\
27. starker Schuß = großartige Sache. 1950 ff.
\
28. stummer Schuß = unmißverständliche Drohgebärde. 1930 ff.
\
29. trockener Schuß = genau gezielter, heftig getretener Fußball. trocken. Sportl 1950 ff.
\
30. im Schuß = in Eile; im Eifer. Vgl »dahinschießen = vorwärtsstürmen« (das Wasser hat Schuß, wenn es Gefälle hat). Seit dem 19. Jh.
————
31. einen Schuß abfeuern (reinfeuern) = ejakulieren. Schuß 3. Seit dem 19. Jh.
\
32. gegen etw einen Schuß abfeuern = gegen etw Einspruch erheben. 1920 ff.
\
33. in Schuß bleiben = gesund, heil bleiben. »Schuß« meint hier »Emporschießen« (= rasches Wachsen) der Pflanzen. 1900 ff.
\
34. etw in Schuß bringen = etw in Ordnung bringen, ordnungsgemäß herrichten. Hergenommen entweder vom Geschütz, das für den Abschuß vorbereitet wird, oder von der Bezeichnung »Schuß« für die Querfäden eines Gewebes, die mit dem »Schützen« (= Schiff) in das »Fach« eingetragen werden. Vgl auch Schuß 38. Seit dem 19. Jh.
\
35. sich in Schuß bringen = sich elegant frisieren, kleiden usw. 1920 ff.
\
36. jm einen Schuß vor den Bug geben = jn unter Androhung von ernstlichen Nachteilen warnen. Schuß 16. 1900 ff.
\
37. einen Schuß haben = a) betrunken sein; betrunken torkeln. angeschossen 3. 1700 ff. – b) verliebt sein. Man ist von Amors Liebespfeil getroffen. Seit dem 19. Jh. – c) nicht recht bei Verstand sein. Seit dem 18. Jh.
————
38. etw im (in) Schuß haben = etw in Ordnung haben. Leitet sich her vom richtigen Gefälle des Mühlbachs. Seit dem 19. Jh.
\
39. sich weit vom Schuß halten = sich fernhalten. Schuß = Schußwechsel, Gefecht. 1900 ff.
\
40. etw in Schuß halten = etw in Ordnung halten; etw pflegen. Schuß 34 und 38. Seit dem 19. Jh.
\
41. einen rostigen Schuß aus dem Lauf jagen = nach langer Unterbrechung koitieren. Der lange Zeit nicht geputzte Gewehrlauf wird rostig. Lauf 1; Schuß 3. 1940 ff.
\
42. in Schuß kommen = in Gang kommen; in die gewünschte Ordnung kommen. Schuß = Gedeihen; Schuß 33. Seit dem 18. Jh.
\
43. jm vor den Schuß kommen = jm gelegen kommen. Stammt aus der Jägersprache: das lang erwartete Wild kommt dem Jäger »vor den Schuß = vor die Büchse«. Auf den Menschen übertragen, ist vor allem die lang ersehnte Begegnung mit einer Person gemeint, mit der man eine Sache zu bereinigen hat. Seit dem 18. Jh.
\
44. Schuß kriegen = geprügelt werden. Schuß 8. 1920 ff.
\
45. der Schuß geht nach hinten los = ein Vorhaben,
————
das gegen einen anderen gerichtet war, wirkt sich nachteilig auf einen selber aus. 1920 ff.
\
46. einen Schuß machen = koitieren. Schuß 3. Seit dem 19. Jh.
\
47. einen Schuß rausrotzen = einen Kanonenschuß abfeuern. rotzen. 1900 ff.
\
48. den ersten Schuß reinzittern = zum ersten Mal koitieren. Schuß 3. 1910 ff.
\
49. im Schuß sein = a) im Gang, in Ordnung, im Schwung sein; munter, gesund sein. »Schuß« meint hier entweder das Gedeihen der Pflanzen oder das Schießen des Wassers auf das Mühlrad. Seit dem 19. Jh. – b) betrunken sein. Anspielung auf den Torkelgang des Bezechten; angeschossen 3. Seit dem 19. Jh.
\
50. gut im (in) Schuß sein = leistungsfähig sein; gepflegt sein (sein Auto ist gut im/in Schuß). 1900 ff.
\
51. mit jm Schuß sein = mit jm verfeindet sein. Versteht sich ähnlich wie » Schuß 11« oder spielt in Kurzform an auf die (unerklärte) Bereitschaft zum Duell. 1870 ff, vorwiegend Berlin.
\
52. weit (fern) vom Schuß sein = a) fern der Front sein. Sold seit dem 19. Jh. – b) nicht betroffen werden; nicht in der Nähe sein. Seit dem späten 19. Jh. –
————
c) von den tatsächlichen Gegebenheiten (Umständen, Vorfällen usw.) nichts wissen. 1950 ff, schül .
\
53. einen Schuß setzen = Rauschgift spritzen. Schuß 10. 1970 ff.
\
54. einen Schuß töten = einen Torball abwehren. Schuß 9. Sportl 1950 ff.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Schuß