Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Schuh
Schuh m \
1. Schuh mit 5-Pfennig-Hacken = Damenschuh mit hohem, dünnem Absatz. ⇨ Pfennigabsatz. 1955 ff.
\
2. Schuh mit Notausgang = zerrissenes Schuhwerk. Dem Notausgang im Theater oder Konzertsaal scherzhaft angeglichen. 1920 ff.
\
3. Schuh mit Waffenschein = vorn spitz zulaufender Schuh. Man könnte ihn als Waffe benutzen. 1955 ff.
\
4. abgelaatschter Schuh = altbekannte Sache, die unwichtig geworden ist. ⇨ laatschen. 1950 ff.
\
5. drückender Schuh = schwerer Kummer. ⇨ Schuh 21. 1920 ff.
\
6. heiße Schuhe = Jungmädchenschuhe in flacher, ballettschuhartiger Form. Angeblich ein vom Deutschen Modeausschuß Schuhe geprägter Ausdruck. 1960 ff.
\
7. schnelle Schuhe = Damenschuhe mit niedrigen Absätzen. Sie ermöglichen rasche Gangart. 1950 ff.
\
8. schwarz wie ein Schuh = sehr schmutzig. Seit dem 19. Jh.
\
9. sich etw an den Schuhen abgelaufen (verrissen) haben = über eine Sache längst Bescheid wissen; etw
————
längst abgetan haben. Geht zurück auf das Gesellenwandern: bevor man Meister wurde, mußte man drei Jahre auf Wanderschaft gewesen sein und bei tüchtigen Meistern gearbeitet haben. 1500 ff.
\
10. sich an jm die Schuhe abputzen = jn als minderwertig behandeln. 1900 ff.
\
11. die Schuhe abstauben = wegeilen. Durch die Geschwindigkeit wird der Staub von den Schuhen weggefegt. Sold 1939 ff.
\
12. die guten Schuhe anhaben = gutgelaunt sein. Die »guten« Schuhe sind die Sonn- und Feiertagsschuhe. Seit dem 19. Jh.
\
13. sich einen Schuh anziehen = eine Äußerung auf sich selber beziehen. Hängt mit der sprichwörtlichen Redensart zusammen: »wem der Schuh paßt, der zieht ihn (sich) an«. Seit dem 19. Jh.
\
14. ihm geht der Schuh auf = er verliert die Geduld; er braust auf. Auszugehen ist von der Zornesader, die anschwillt; hier erstreckt sie sich groteskerweise bis zum Fuß. Der sprichwörtliche Geduldsfaden wird hier zum Schnürband. 19. Jh.
\
15. der Schuh sperrt das Maul auf = das Oberleder hat sich von der Sohle gelöst. 1900 ff.
————
16. da fallen einem die Schuhe von selbst aus!: Ausdruck der Verwunderung. Berührt sich mit der Vorstellung, daß man vor Staunen oder Erschrecken aus den Schuhen fällt. 1900 ff.
\
17. das zieht ihm (damit zieht man ihm) die Schuhe aus = damit bringt man ihn zur Verzweiflung. Meint eigentlich »es bringt ihn um Hab und Gut«; denn der Schuh versinnbildlicht den persönlichen Besitz, die Unverwechselbarkeit des Eigentums. 1870 ff.
\
18. ihm kann man beim Laufen die Schuhe besohlen = er ist schwung-, energielos. Übernommen von den Kunstfertigkeitsproben im Märchen. 1960 ff, BSD .
\
19. er hat seine Schuhe noch nicht bezahlt = seine Schuhsohlen knarren. Eine scherzhafte Redewendung auf alter abergläubischer Grundlage: der Schuster mahnt durch das Knarren die Bezahlung an. Seit dem 19. Jh.
\
20. blas' mir in die Schuhe!: Ausdruck derber Ablehnung. Hehlwörtlich für »blas' mir in den ⇨ Arsch!«. 1920 ff.
\
21. ihn drückt der Schuh = er hat Schmerzen, Sorgen, Kummer. Der drückende Schuh ist eine aus jedermanns Alltagserfahrung geläufige Veranschaulichung der bitteren Plage. Seit dem 15. Jh. Vgl engl »the shoe pinches«.
————
22. neben den Schuhen gehen = a) zerlumpt, ärmlich, niedergeschlagen sein. Hergenommen von völlig verschlissenem Schuhwerk. 1930 ff. – b) betrunken sein. Anspielung auf den Torkelgang. 1935 ff.
\
23. jm in die Schuhe helfen = jn barsch hinausweisen; jn streng zurechtweisen. Verdeutlichung von »jm in den Mantel helfen«. 1910 ff.
\
24. aus den Schuhen kippen = a) die Beherrschung verlieren; sehr überrascht sein. Vor Verwunderung oder Erschrecken verliert man das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Vgl ⇨ Schuh 16. Spätestens seit 1900. – b) jn aus den Schuhen kippen = jds Widerstand brechen. 1920 ff.
\
25. er kommt mit Schuhen und Strümpfen in den Himmel = um sein Seelenheil nach dem Tode braucht niemand zu bangen. »Mit Schuhen und Strümpfen« veranschaulicht den Begriff »gut vorbereitet« oder »wohlhabend«. Vgl ⇨ Schuh 38. 1900 ff.
\
26. sich für jn nicht die Schuhe dreckig machen = sich für jn nicht verwenden. 1960 ff.
\
27. nimm das Maß nicht von deinen Schuhen! = schließe nicht von dir auf andere! 1900 ff.
\
28. in keinen Schuh mehr passen = die Beherrschung verlieren; außer sich sein. Weiterführung von ⇨
————
Schuh 14. 1950 ff.
\
29. jm die Schuhe rausstellen = jn überflügeln. Umschreibung für »jn zum Davongehen bewegen (zwingen)«. Sportl 1950 ff.
\
30. das reißt einen aus den Schuhen!: Ausdruck der Entrüstung. Man ist dermaßen empört, daß man beim Aufspringen aus den Schuhen gerät. 1950 ff.
\
31. die Schuhe rinnen = die Schuhe sind undicht. 1955 ff.
\
32. jm in die Schuhe scheißen = jm eine Schlechtigkeit unterstellen; jn zum Schuldigen machen; jn verleumden. Meint eigentlich einen drastischen Scherz; hier als Veranschaulichung des Folgenden aufzufassen. 1910 ff.
\
33. jm etw in die Schuhe schieben = die Schuld auf einen anderen abwälzen. Leitet sich wahrscheinlich her von wandernden Gesellen, die gestohlene Gegenstände in der Herberge heimlich anderen in die Schuhe schoben, damit bei amtlicher Durchsuchung der Falsche belangt wurde. 1700 ff.
\
34. jn aus den Schuhen schmeißen = jn aus dem seelischen Gleichgewicht bringen. 1950 ff.
\
35. das sind zwei verschiedene Schuhe (zwei Paar Schuhe) = das sind zwei völlig verschiedene Dinge.
————
Seit dem 19. Jh.
\
36. nicht in jds Schuhen stecken mögen = nicht in jds Lage sein mögen. Hängt wohl mit der Vorstellung von Schmutz an den Schuhen zusammen, womit man den Begriff der Bescholtenheit veranschaulicht. 1800 ff. Vgl engl »I would not like to be in his shoes«.
\
37. jm auf den Schuhen stehen = jn scharf überwachen; jn nicht aus den Augen lassen. 1950 ff.
\
38. Schuhe und Strümpfe verlieren = um Hab und Gut gebracht werden; einen schweren Verlust erleiden. Barfußgehen steht sinnbildlich für Ärmlichkeit Vgl ⇨ Schuh 25. Seit dem 19. Jh.
\
39. da wird kein Schuh draus = das läßt sich nicht verwirklichen. Anspielung auf einen untauglichen Schuhmacher oder auf zu wenig Leder. 1950 ff.
\
40. umgekehrt wird ein Schuh draus. ⇨ umgekehrt.
\
41. das zieht einem die Schuhe von den Füßen = das ist unerhört, unerträglich, eine unüberbietbare Zumutung. ⇨ Schuh 17. 1900 ff.
1. Schuh mit 5-Pfennig-Hacken = Damenschuh mit hohem, dünnem Absatz. ⇨ Pfennigabsatz. 1955 ff.
\
2. Schuh mit Notausgang = zerrissenes Schuhwerk. Dem Notausgang im Theater oder Konzertsaal scherzhaft angeglichen. 1920 ff.
\
3. Schuh mit Waffenschein = vorn spitz zulaufender Schuh. Man könnte ihn als Waffe benutzen. 1955 ff.
\
4. abgelaatschter Schuh = altbekannte Sache, die unwichtig geworden ist. ⇨ laatschen. 1950 ff.
\
5. drückender Schuh = schwerer Kummer. ⇨ Schuh 21. 1920 ff.
\
6. heiße Schuhe = Jungmädchenschuhe in flacher, ballettschuhartiger Form. Angeblich ein vom Deutschen Modeausschuß Schuhe geprägter Ausdruck. 1960 ff.
\
7. schnelle Schuhe = Damenschuhe mit niedrigen Absätzen. Sie ermöglichen rasche Gangart. 1950 ff.
\
8. schwarz wie ein Schuh = sehr schmutzig. Seit dem 19. Jh.
\
9. sich etw an den Schuhen abgelaufen (verrissen) haben = über eine Sache längst Bescheid wissen; etw
————
längst abgetan haben. Geht zurück auf das Gesellenwandern: bevor man Meister wurde, mußte man drei Jahre auf Wanderschaft gewesen sein und bei tüchtigen Meistern gearbeitet haben. 1500 ff.
\
10. sich an jm die Schuhe abputzen = jn als minderwertig behandeln. 1900 ff.
\
11. die Schuhe abstauben = wegeilen. Durch die Geschwindigkeit wird der Staub von den Schuhen weggefegt. Sold 1939 ff.
\
12. die guten Schuhe anhaben = gutgelaunt sein. Die »guten« Schuhe sind die Sonn- und Feiertagsschuhe. Seit dem 19. Jh.
\
13. sich einen Schuh anziehen = eine Äußerung auf sich selber beziehen. Hängt mit der sprichwörtlichen Redensart zusammen: »wem der Schuh paßt, der zieht ihn (sich) an«. Seit dem 19. Jh.
\
14. ihm geht der Schuh auf = er verliert die Geduld; er braust auf. Auszugehen ist von der Zornesader, die anschwillt; hier erstreckt sie sich groteskerweise bis zum Fuß. Der sprichwörtliche Geduldsfaden wird hier zum Schnürband. 19. Jh.
\
15. der Schuh sperrt das Maul auf = das Oberleder hat sich von der Sohle gelöst. 1900 ff.
————
16. da fallen einem die Schuhe von selbst aus!: Ausdruck der Verwunderung. Berührt sich mit der Vorstellung, daß man vor Staunen oder Erschrecken aus den Schuhen fällt. 1900 ff.
\
17. das zieht ihm (damit zieht man ihm) die Schuhe aus = damit bringt man ihn zur Verzweiflung. Meint eigentlich »es bringt ihn um Hab und Gut«; denn der Schuh versinnbildlicht den persönlichen Besitz, die Unverwechselbarkeit des Eigentums. 1870 ff.
\
18. ihm kann man beim Laufen die Schuhe besohlen = er ist schwung-, energielos. Übernommen von den Kunstfertigkeitsproben im Märchen. 1960 ff, BSD .
\
19. er hat seine Schuhe noch nicht bezahlt = seine Schuhsohlen knarren. Eine scherzhafte Redewendung auf alter abergläubischer Grundlage: der Schuster mahnt durch das Knarren die Bezahlung an. Seit dem 19. Jh.
\
20. blas' mir in die Schuhe!: Ausdruck derber Ablehnung. Hehlwörtlich für »blas' mir in den ⇨ Arsch!«. 1920 ff.
\
21. ihn drückt der Schuh = er hat Schmerzen, Sorgen, Kummer. Der drückende Schuh ist eine aus jedermanns Alltagserfahrung geläufige Veranschaulichung der bitteren Plage. Seit dem 15. Jh. Vgl engl »the shoe pinches«.
————
22. neben den Schuhen gehen = a) zerlumpt, ärmlich, niedergeschlagen sein. Hergenommen von völlig verschlissenem Schuhwerk. 1930 ff. – b) betrunken sein. Anspielung auf den Torkelgang. 1935 ff.
\
23. jm in die Schuhe helfen = jn barsch hinausweisen; jn streng zurechtweisen. Verdeutlichung von »jm in den Mantel helfen«. 1910 ff.
\
24. aus den Schuhen kippen = a) die Beherrschung verlieren; sehr überrascht sein. Vor Verwunderung oder Erschrecken verliert man das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Vgl ⇨ Schuh 16. Spätestens seit 1900. – b) jn aus den Schuhen kippen = jds Widerstand brechen. 1920 ff.
\
25. er kommt mit Schuhen und Strümpfen in den Himmel = um sein Seelenheil nach dem Tode braucht niemand zu bangen. »Mit Schuhen und Strümpfen« veranschaulicht den Begriff »gut vorbereitet« oder »wohlhabend«. Vgl ⇨ Schuh 38. 1900 ff.
\
26. sich für jn nicht die Schuhe dreckig machen = sich für jn nicht verwenden. 1960 ff.
\
27. nimm das Maß nicht von deinen Schuhen! = schließe nicht von dir auf andere! 1900 ff.
\
28. in keinen Schuh mehr passen = die Beherrschung verlieren; außer sich sein. Weiterführung von ⇨
————
Schuh 14. 1950 ff.
\
29. jm die Schuhe rausstellen = jn überflügeln. Umschreibung für »jn zum Davongehen bewegen (zwingen)«. Sportl 1950 ff.
\
30. das reißt einen aus den Schuhen!: Ausdruck der Entrüstung. Man ist dermaßen empört, daß man beim Aufspringen aus den Schuhen gerät. 1950 ff.
\
31. die Schuhe rinnen = die Schuhe sind undicht. 1955 ff.
\
32. jm in die Schuhe scheißen = jm eine Schlechtigkeit unterstellen; jn zum Schuldigen machen; jn verleumden. Meint eigentlich einen drastischen Scherz; hier als Veranschaulichung des Folgenden aufzufassen. 1910 ff.
\
33. jm etw in die Schuhe schieben = die Schuld auf einen anderen abwälzen. Leitet sich wahrscheinlich her von wandernden Gesellen, die gestohlene Gegenstände in der Herberge heimlich anderen in die Schuhe schoben, damit bei amtlicher Durchsuchung der Falsche belangt wurde. 1700 ff.
\
34. jn aus den Schuhen schmeißen = jn aus dem seelischen Gleichgewicht bringen. 1950 ff.
\
35. das sind zwei verschiedene Schuhe (zwei Paar Schuhe) = das sind zwei völlig verschiedene Dinge.
————
Seit dem 19. Jh.
\
36. nicht in jds Schuhen stecken mögen = nicht in jds Lage sein mögen. Hängt wohl mit der Vorstellung von Schmutz an den Schuhen zusammen, womit man den Begriff der Bescholtenheit veranschaulicht. 1800 ff. Vgl engl »I would not like to be in his shoes«.
\
37. jm auf den Schuhen stehen = jn scharf überwachen; jn nicht aus den Augen lassen. 1950 ff.
\
38. Schuhe und Strümpfe verlieren = um Hab und Gut gebracht werden; einen schweren Verlust erleiden. Barfußgehen steht sinnbildlich für Ärmlichkeit Vgl ⇨ Schuh 25. Seit dem 19. Jh.
\
39. da wird kein Schuh draus = das läßt sich nicht verwirklichen. Anspielung auf einen untauglichen Schuhmacher oder auf zu wenig Leder. 1950 ff.
\
40. umgekehrt wird ein Schuh draus. ⇨ umgekehrt.
\
41. das zieht einem die Schuhe von den Füßen = das ist unerhört, unerträglich, eine unüberbietbare Zumutung. ⇨ Schuh 17. 1900 ff.