Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
schräg
schräg adj \
1. unehrlich, verdächtig, verbrecherisch; anrüchig; leichtlebig; prostituierend. Beruht auf der Vorstellung von der schiefen Bahn als Sinnbild des Verkommens, des sittlichen Abgleitens; auch die Vorstellung des unaufrichtigen, verstohlenen Blicks mag eingewirkt haben. 1910 ff.
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2. homosexuell, lesbisch. 1910 ff.
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3. musikalisch außerhalb des Gewohnten. Aufgekommen im Zusammenhang mit Fritz Schulz-Reichel, der mit seinem Schallplattenproduzenten das Pseudonym »schräger Otto« aushandelte: Schulz-Reichel spielte seine ersten Melodien auf einem verstimmten Klavier und ging später dazu über, Klaviere zu verstimmen, um ihnen die gewünschte Klangfarbe zu geben (laut Auskunft des Hessischen Rundfunks). 1925 ff.
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4. halb zutreffend; halbrichtig; oberflächlich. 1950 ff.
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5. betrunken. Der Bezechte torkelt, geht schräg. Etwa seit 1830.
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6. schräg-ä-vis = schräg gegenüber. Halb eingedeutscht aus franz »vis-à-vis = gegenüber«. Seit dem späten 19. Jh.
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7. jn schräg anquatschen = jn unhöflich ansprechen. Analog zu links 6. 1930 ff.
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8. schräg denken = nicht folgerichtig urteilen; unsinnige Ansichten vertreten. Der Betreffende ist »schräg = betrunken« oder denkt »schief«. 1870 ff.
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9. jm schräg von der Seite kommen = jn heimtückisch verleumden, beim Vorgesetzten in Mißkredit bringen. 1930 ff.
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10. schräg liegen = unzuverlässig sein; kein Vertrauen verdienen. schräg 1. 1920 ff.
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11. schräg spielen = Jazzmusik spielen; zu modernen Tänzen aufspielen. schräg 3. 1925 ff.
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12. schräg werden = verrückt werden. Der Verrückte ähnelt dem Betrunkenen. 1930 ff.
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