Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Schneider
Schneider m \
1. schwächlicher Mann. Hergenommen von der sprichwörtlichen Hagerkeit der Schneider. 1600 ff.
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2. Jagdgast, der zu keinem Schuß kommt; erfolgloser Jäger. Vom Kartenspielerausdruck » Schneider 13« übertragen. Seit dem 19. Jh.
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3. Sportfischer ohne Beute. Wie das Vorhergehende. Seit dem 19. Jh.
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4. rücksichtslos überholender Kraftfahrer. Er »schneidet« dem anderen die Fahrbahn. Kraftfahrerspr. 1925 ff.
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5. Einbrecher, der ein Stück aus der Fensterscheibe schneidet. 1920 ff.
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6. dem Schneider ist der Zwirn ausgegangen = die Sache nimmt keinen Fortgang. 1900 ff.
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6 a. im Schneider bleiben = eine Niederlage nicht wettmachen. Schneider 13. 1900 ff.
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7. das bringt ihn aus dem Schneider = das hilft ihm aus der Notlage auf. Schneider 13. 1900 ff.
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8. frieren wie ein Schneider = heftig frieren, frösteln. In der volkstümlichen Spottmeinung sind alle Schneider hager und dünn und haben nur geringe Körper-
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wärme. 1700 ff.
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9. jn im Schneider halten = jn nicht zu vollem Erfolg kommen lassen. Schneider 13. 1950 ff.
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10. es kommt ein Schneider in den Himmel = a) in einer Gesellschaft stockt plötzlich die Unterhaltung. Über den Schneider, der in den Himmel kommt, muß man nach volkstümlicher Meinung ehrfürchtig staunen; denn Schneider sind als diebisch verschrien, weswegen für sie normalerweise kein Platz im Himmel ist. Seit dem 19. Jh. – b) zufällig sagen zwei Leute dasselbe. Seit dem 19. Jh.
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11. aus dem Schneider kommen = eine geschäftliche, gesundheitliche, familiäre (o. ä.) Krise überstehen. Schneider 13. 1900 ff.
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12. nicht aus dem Schneider kommen = in einem Tischtennis-Satz nur elf Punkte erreichen. Der Kartenspielersprache nachgeahmt; Schneider 13. Sportl 1950 ff.
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13. jn zum Schneider machen = den Spieler weniger als 30 Augen bekommen lassen. Die Punktzahl 30 bezeichnet der Skatspieler mit »Schneider«: denn zum Spott sagt man dem Schneider nach, er wiege höchstens 30 Lot. Seit dem 19. Jh.
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14. jn Schneider (zum Schneider) machen = den
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Tischtennisgegner nur elf Punkte erreichen lassen. Schneider 12. Sportl 1950 ff.
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15. Schneider sein = nicht mehr als 30 Punkte bekommen. Schneider 13. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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16. aus dem Schneider sein = a) mehr als 30 Punkte erhalten. Schneider 13. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh. – b) älter als 30 Jahre sein. 1850 ff. – c) die Notlage überwunden haben; Erfolgsaussichten haben; einer lästigen Sache enthoben sein. 1900 ff. – d) nicht verantwortlich gemacht werden können; wegen Verjährung gerichtlich nicht mehr belangt werden können. 1920 ff. – e) nicht länger in Verdacht stehen. 1920 ff.
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17. zweimal aus dem Schneider sein = älter als 60 Jahre sein. Schneider 16 b. 1950 ff.
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18. herein, wenn es kein Schneider ist! = tritt ein! Leitet sich her vom Schneider, der auf Kredit arbeitet und seine Forderungen einzutreiben sucht. Seit dem 19. Jh.
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19. Schneider sind auch nette Leute (Menschen): Trostrede an den Spieler, der knapp 30 Punkte erreicht hat. Schneider 13. Skatspielerspr. seit dem 19. Jh.
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20. Schneider werden = a) keine 30 Punkte erreichen. Schneider 13. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh. – b) als Schauspieler vor leerem Zuschauerraum stehen. Theaterspr. seit dem 19. Jh., Wien. – c) keine Bestellung erhalten; unterliegen, erfolglos werden. Seit dem 19. Jh.
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