Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
scharf
scharf adj \
1. überaus streng; peinlich genau. Von dem, was man beim Tasten als schneidend empfindet, übertragen auf das Geistige. 1500 ff.
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2. militärisch. Vom strengen Drill übertragen auf militärische Straffheit und Zucht. 1910 ff.
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3. angriffslustig; rasch zur Gewalttat bereit. Hergenommen vom bissigen Hund. 1920 ff.
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4. sinnlich veranlagt; geil. Man ist auf etw scharf, wenn man seine Sinne darauf schärft. 1900 ff.
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5. gewagt gekleidet. 1920 ff.
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5 a. unübertrefflich, schwungvoll, hochinteressant. Jug 1960 ff.
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6. hochprozentig (auf alkoholische Getränke bezogen). Eigentlich soviel wie »scharfschmeckend«. 1900 ff.
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7. scharf angezogen = a) elegant, auf Taille gekleidet (auf Männer bezogen). Die Umrisse des Körpers werden hervorgehoben. 1910 ff. – b) gewagt gekleidet (auf weibliche Personen bezogen). 1920 ff.
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8. scharf arbeiten = angestrengt, ohne Unterbrechung arbeiten. 1920 ff.
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9. etw scharf bleiben = Schulden nicht zurückzahlen. »Scharf« steht hier im Gegensatz zu »glatt = schuldenfrei«. 1900 ff.
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10. etw zu scharf finden = etw für unpassend, ungehörig halten. 1900 ff.
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11. scharf haben = nach geschlechtlicher Befriedigung verlangen. scharf 4. 1900 ff.
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12. es scharf auf jn haben = es auf jn abgesehen haben (in gutem oder schlechtem Sinne). Hergenommen vom Schützen, der mit geladenem Gewehr auf den Betreffenden anlegt. Seit dem 19. Jh.
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13. es auf etw scharf haben = begierig nach etw fragen. Seit dem 19. Jh.
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14. jn scharf haben = jn nicht mögen; jn hassen. Übernommen vom scharfen Hof-oder Jagdhund. 1935 ff.
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15. scharf einen nehmen = sich betrinken. 1900 ff.
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16. scharf schießen = a) rücksichtslos vorgehen; schwerwiegende Ansprüche stellen. Aus dem Militärischen übernommen: man schießt mit »scharfer« Munition, nicht nur mit Platzpatronen. 1870 ff. – b) schwängern. 1900 ff.
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17. so scharf schießen die Preußen nicht. Preußen II 3.
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18. etw (für etw) scharf sein = etw schulden; mit etw im Rückstand sein. scharf 9. 1900 ff,anfangs österr ; gegen 1950 mit der Halbwüchsigensprache nordwärts gedrungen.
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19. auf (nach) etw scharf sein = etw gern besitzen wollen; lebhaftes Interesse an einer Sache zeigen; auf die Festnahme einer Person drängen. Wie in den Wendungen »scharfer Angriff«, »scharfer Ritt« o.ä. meint »scharf« hier soviel wie »heftig, angestrengt, erbittert«. 1900 ff.
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20. auf jn scharf sein = jn geschlechtlich begehren. 1900 ff.
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21. auf etw scharf sein wie der Teufel auf eine arme Seele = etw eifrig verlangen. 1900 ff.
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22. scharf hinter jm hersein = jn rücksichtslos verfolgen. 1920 ff.
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23. scharf tanzen = mit wilden Körperverrenkungen tanzen. Scharf = leidenschaftlich; geschlechtlich aufreizend. 1955 ff.
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24. scharf verkaufen = mit Überpreis verkaufen. 1930 ff.
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25. jn scharf weghaben = jn grob verulken. Man treibt mit ihm seinen schneidenden Spott. 1920 ff.
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