Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
sauer
sauer adj \
1. mißgestimmt, verärgert, wütend. Herzuleiten von der »sauren Miene«, die der Mürrische aufsetzt, als hätte er Essig getrunken. 1500 ff.
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2. unausstehlich, widerlich. 1920 ff.
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3. langweilig, unangenehm, schlecht, unsicher, mißlungen o.ä. Hergenommen von Speisen, die säuern. Seit dem frühen 20. Jh.
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4. erschöpft. Sportl 1920 ff.
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5. mühsam, beschwerlich. Herzuleiten vom sauren Schweiß. Spätestens seit 1500.
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6. es kommt ihn sauer an = es strengt ihn sehr an; er tut es ungern. 1500 ff.
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7. jn sauer anschielen = jn mißgünstig anblicken. 1500 ff.
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8. das stößt ihm sauer auf = das erweckt seinen Unmut. Hergenommen vom säuerlichen Aufstoßen aus dem Magen. 1800 ff.
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9. es sieht sauer aus = Bedenken und Befürchtungen stellen sich ein. 1920 ff.
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10. ein Kraftfahrzeug sauer fahren = durch übermäßi-
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ge Beanspruchung einen Motorschaden herbeiführen. Vermenschlichung der Technik: das Auto ist verdrossen und erschöpft wie ein Mensch. 1920 ff.
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11. sauer gucken (blicken, sehen o.ä.) = ungehalten, mürrisch dreinsehen. sauer 1. 1500 ff.
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12. die Maschine sauer haben = am Kraftfahrzeug einen Motorschaden verschuldet haben. sauer 10. Kraftfahrerspr. 1920 ff.
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13. das kann er sich sauer kochen!: Ausdruck der Abweisung. Sauer kochen = in Essig kochen (damit es länger haltbar bleibt). 1800 ff.
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14. jn sauer kochen = jn zurückweisen, heftig kritisieren. 1900 ff.
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15. ein saures Gesicht machen = verdrießlich dreinblicken. sauer 1. 1500 ff.
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16. jn sauer machen = a) jn verärgern, vergrämen. Seit dem 19. Jh. – b) einen Schüler, einen Verdächtigen gründlich ausfragen. Das verdrießt beide. Seit dem 19. Jh.
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17. jm etw sauer machen = jm etw beschwerlich machen; jm etw verleiden. sauer 5; Leben 25. 1500 ff.
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18. etw sauer nehmen = etw übelnehmen. 1910 ff.
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19. auf etw sauer reagieren = über etw unwillig werden; etw abweisen; eine Zumutung zurückweisen. Stammt aus der Fachsprache der Chemiker: man spricht von saurer Reaktion, wenn blaues Lackmuspapier in gelöster Substanz sich rot färbt. Seit dem ausgehenden 19. Jh.
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20. es riecht sauer = es steht bedenklich um diese Sache; man hat schlimme Ahnungen, Befürchtungen. Übernommen vom Geruch faulender oder schimmelnder Lebensmittel. 1910 ff.
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21. sauer sehen = pessimistisch sein. sauer 1. 1500 ff.
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22. zu etw sauer sehen = etw nicht mögen; über etw ungehalten sein. Anspielung auf die unfreundliche Miene. Seit dem 19. Jh.
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23. auf etw (jn) sauer sein = eine Sache oder Person nicht leiden können; Abneigung gegen bestimmte Dinge oder Personen haben. Mißfallen spiegelt sich im Gesichtsausdruck wider. 1945 ff.
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24. sauer sein = a) wütend sein; sich benachteiligt fühlen; gekränkt sein; schmollen. sauer 1. 1945 ff. – b) müde, abgespannt, überanstrengt sein. 1920 ff.
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25. die Kiste (der Motor) ist sauer = das Auto hat einen Motorschaden. sauer 10. Kraftfahrerspr. 1920 ff.
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26. sich sauer tun = sich hart anstrengen. sauer 5. Seit dem 19. Jh.
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27. sein Geld (Brot) sauer verdienen = seinen Lebensunterhalt mühsam verdienen. 1800 ff.
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28. es kommt ihm sauer vor = es erscheint ihm heikel. sauer 3. 1920 ff.
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29. es wird ihm sauer = es wird ihm beschwerlich. sauer 5. Seit mhd Zeit.
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30. sauer werden = a) die Lust verlieren. 1900 ff. – b) verärgert reagieren; sich gekränkt fühlen. Vgl engl »to get sour«. Stud 1950 ff. – c) ermüden. 1920 ff. – d) im Wettrennen zurückfallen; den Kampf aufgeben. Sportl und kraftfahrerspr. 1920 ff.
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31. es wird sauer = a) es mißglückt. Übertragen von faulenden oder schimmelnden Lebensmitteln. 1935 ff. – b) es verliert an Neuigkeitswert. Journalistenspr. 1935 ff.
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32. sich etw sauer werden lassen = sich mit etw viel Mühe geben. sauer 5. Seit dem 15. Jh.
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