Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Sänger
Sänger m \
1. Mann, der die Namen der Mittäter benennt. singen. 1920 ff.
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2. Sänger vom finstren Walde = Männergesangverein; Männer, die unschön singen. Leitet sich her von Finsterwäldern (Niederlausitz), die, zum Cottbuser Infanterieregiment 52 eingezogen, im Krieg 1870/71 in Reims im »Café Voltaire« deklamierend und singend auftraten. Am Ende des 19. Jhs verfaßte Wilhelm Wolff in Berlin ein Lustspiel »Die Sänger von Finsterwalde«, wozu Robert Bachhofer die Musik schrieb; Uraufführung 1899 mit dem Lied »Wir sind die Sänger von Finsterwalde«. Kurz danach bekannt geworden durch das Berliner Kabarett »Stettiner Sänger«. In der entstellten Form in ganz Deutschland geläufig.
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3. gefiederte Sänger = Singvögel. Pseudodichterische Bezeichnung, wahrscheinlich durch die rührseligen Geschichten der Johanna Spyri (1827-1901) volkstümlich geworden.
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4. darüber schweigt (das verschweigt) des Sängers Höflichkeit = über diese peinliche (geheimzuhaltende) Sache redet man nicht. Stammt entstellt aus dem um 1800 gedichteten Lied eines unbekannten Verfassers;
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die Strophen enden mit dem Kehrreim »das verschweigt des Sängers Höflichkeit«. Wohl von Studenten gegen 1820 aufgegriffen und weiter verbreitet.
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5. kein großer Sänger vor dem Herrn sein = nicht viel leisten. Nachahmung der schriftsprachlichen Redewendung »kein großer Nimrod vor dem Herrn sein«. 1920 ff.
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