Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Saft
Saft m \
1. elektrischer Strom. Dieser Strom »fließt« wie die Flüssigkeit in organischen Körpern. Gleichbed angloamerikan »juice«. 1910 ff, technikerspr., handwerkerspr., sold u. a.
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2. Kraft-, Betriebsstoff. Kraftfahrerspr. und fliegerspr. 1920 ff. Vgl angloamerikan »juice«, engl »gravy«.
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3. Blut. Verkürzt aus »roter Saft« (16. Jh.). Am bekanntesten in der Form »Blut ist ein ganz besonderer Saft« (Goethe, Faust I. 1808).
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4. Stoßkraft, Energie, Temperament. 1950 ff.
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5. Sperma. 1900 ff.
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6. Schnaps. 1900 ff.
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7. Geld. 1800 ff.
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8. Bedienungsgeld. 1920 ff.
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9. streberischer Mitschüler. Verkürzt aus » Saftheini«. Schül 1955 ff.
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10. roter Saft = Blut. Saft 3. Seit dem 16. Jh.
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11. ohne Saft und Kraft = matt, energielos. »Saft (= Blut) und Kraft (= Muskelkraft)« diente im 17. Jh. zur Kennzeichnung der Gesundheit.
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12. den Saft abgießen = koitieren (vom Mann gesagt). Saft 5. 1900 ff.
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13. ihm ist der Saft ausgegangen = er hat kein Geld mehr. Saft 7 1900 ff.
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14. jm Saft (den Saft) auspressen = a) jn blutig schlagen. Saft 3. Seit dem 19. Jh. – b) jn schröpfen. Seit dem 19. Jh.
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15. jn im eigenen Saft braten lassen = jn hinhalten. Meint eigentlich das Braten von Fleisch auf dem Grill ohne Zugabe von Fett. 1925 ff.
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16. jn im eigenen Saft dünsten lassen = jn im Ungewissen halten. 1925 ff.
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17. Saft geben = a) die Fahrgeschwindigkeit erhöhen. Saft 2. 1920 ff. – b) den Tonverstärker auf laut drehen. Saft 1. 1965 ff.
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18. in Saft gehen = aufbrausen; sich ärgern. Man »geht hoch« wie der Saft in Pflanzen und Bäumen. Seit dem 19. Jh.
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18 a. Saft in den Knochen haben = viel leisten können. Saft 4. 1950 ff.
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19. sich im eigenen Saft kochen lassen = sonnenbaden. 1950 ff.
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20. in Saft kommen = wütend werden; sich ereifern. Saft 18. Seit dem 19. Jh.
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21. im eigenen Saft schmoren = a) in Ungewißheit sein; sich selbst überlassen sein; über die eigene Lage nachdenken; für Selbstverschuldetes einstehen müssen. Saft 15. 1920 ff. – b) lange ohne Geschlechtsverkehr auskommen müssen. Saft 5. Sold 1939 ff. – c) wenig Umgang haben. 1920 ff.
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22. jn im eigenen Saft schmoren (kochen, rösten) lassen = a) jn in Ungewißheit lassen. Saft 15/16. 1925 ff. Vgl engl »let him stew in his juice«. – b) jn vorübergehend festnehmen, in Beugehaft nehmen. Berlin. 1933 ff.
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23. im Saft sein = aufgeregt sein. Saft 18. Seit dem 19. Jh.
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24. im zweiten Saft sein (stehen) = zum zweiten Mal heiraten. Aus der Botanik übernommen. 1920 ff.
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25. da ist Saft hinter = das hat Schwung, weckt Interesse o. ä. Saft 4. 1950 ff, jug .
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