Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Sack
Sack m \
1. schlechtsitzendes Kleid. 1840 ff.
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2. taillenloses Kleid. 1957/58 ff.
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3. schlechtsitzende Uniform. Sold 1840 ff.
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4. Uniform. BSD 1965 ff.
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5. Mann (Kraftwort). Hergenommen von »Sack = Hodensack«; Pars pro toto. Schon bei Martin Luther steht »Sack« für den menschlichen Körper. 1900 ff.
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6. Nichtskönner; Schwächling. Entweder übertragen von der Vorstellung des schlechtgefüllten Sacks oder des schlaffen Hodensacks (im Sinne von Impotenz). 1840 ff.
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7. Rekrut; junger Soldat ohne Fronterfahrung. Verkürzt aus »nasser Sack«. 1900 ff.
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8. liederliche Frau. Geht zurück auf die im 14./15. Jh. übliche Gleichsetzung des menschlichen Körpers mit einem Sack (voller Würmer und Maden). Schon damals ein grobes Schimpfwort.
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9. lästiger Mensch. Seit dem 19. Jh.
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10. Hodensack. Hieraus verkürzt. Seit dem 18. Jh.
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11. Bett. Aus »Strohsack« verkürzt. Im frühen 19. Jh. in der Kundensprache aufgekommen und bei den Soldaten bis heute geläufig.
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12. ein Sack voll (ein ganzer Sack voll) = große Menge. Seit dem 15. Jh.
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13. Sack und Asche: Redewendung, wenn eine Sache mißglückt ist. Reststück der biblischen Redensart »in Sack und Asche Buße tun«. BSD 1965 ff.
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14. mit Sack und Pack = mit aller Habe. »Sack« meint hier den Besitz, den man in einen Sack stecken kann; »Pack« bezieht sich auf das, was man in ein Bündel schnüren kann. 1700 ff.
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15. alter Sack = alter Mann; alter Junggeselle; Altgedienter. Sack 5. 1900 ff.
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16. armer Sack = bedauernswerter Mann; hilfloser Mensch. 1900 ff.
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17. blöder Sack = dummer Mensch. 1900 ff.
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18. doofer Sack = Dümmling. doof 1. 1900 ff.
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19. dummer Sack = dummer Mann. 1900 ff.
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20. fauler Sack = träger Mensch. 1900 ff.
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21. feiger Sack = Feigling. Sold und ziv 1910 ff.
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21 a. fetter Sack = beleibter Mann. Halbw 1960 ff.
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21 b. fieser Sack = unsympathischer Mann. fies 1960 ff, halbw .
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22. geschwollener Sack = Überheblichkeit. Kann auf Bauch oder Hodensack anspielen; vgl auch geschwollen 1. 1900 ff.
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23. großer Sack = Dummer; Versager. Sack 6. 1920 ff.
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24. lahmer Sack = energieloser, langsamer Mann. Spielt auf Impotenz an. 1900 ff.
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25. loser Sack = mutwilliges, leichtfertiges Mädchen. los I. 1700 ff.
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26. müder Sack = schwungloser, energieloser Mann. 1900 ff.
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27. nasser Sack = a) Rekrut; Soldat ohne Kriegserfahrung; Berufsanfänger. Der Betreffende ist noch »naß hinter den Ohren«. Vgl auch Sack 32. 1870 ff. – b) plumper Mensch. Er ist so schwerbeweglich wie ein nasser Sack. 1920 ff. – c) energieloser, haltloser Mann. 1900 ff. – d) Bezechter. 1920 ff.
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28. schlapper Sack = energieloser Mann; Mann, der sich von einem gemeinsamen Unternehmen ausschließt. 1900 ff.
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29. sturer Sack = hartnäckiger, unbeirrbar sein Ziel verfolgender Mann. stur. 1930 ff, sold und ziv .
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30. trauriger Sack = Versager; Schwächling. 1900 ff.
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31. vollgefressener Sack = Vielesser; beleibter Mann. Sold in beiden Weltkriegen; auch ziv .
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32. wie ein nasser Sack = ohne straffe Haltung; energielos; ohne Halt. Spätestens seit 1870.
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33. dunkel (finster) wie in einem Sack = völlig dunkel; ohne jegliches Licht. Seit dem 19. Jh.
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34. voll wie ein Sack = schwerbezecht. Hergenommen vom bis oben gefüllten Sack. Seit dem 18. Jh.
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35. Benehmen wie ein nasser Sack = sehr schlechtes, plumpes Benehmen. 1920 ff.
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36. jm den Sack abfingern = durch Ausspielen bestimmter Karten die Kartenzusammenstellung beim Gegner zu ermitteln suchen. Soll auf die Untersuchung auf Wehrdiensttauglichkeit zurückgehen: Hierbei überzeugt sich der Militärarzt davon, daß beide Hoden an der normalen Stelle vorhanden sind. 1870 ff.
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37. jn anscheißen wie einen nassen Sack = jn grob anherrschen. anscheißen 1 b. 1870 ff, sold .
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38. jm einen Sack voll Lügen aufbinden = jn dreist belügen. aufbinden. Seit dem 19. Jh.
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39. jm den Sack aufknöpfen = a) jn zu einer Geldhergabe veranlassen; jn erpressen; jm Geld abnötigen. Sack = Geldsack oder Hosentasche. 1935 ff. – b) jn gefügig machen; jn streng zurechtweisen. Man zeigt ihm den Sack, in den man ihn stecken will. 1935 ff. – c) jn warnen. Man öffnet den Sack, aus dem man »die Katze lassen« will. 1935 ff. – d) jm die volle Wahrheit nicht vorenthalten. 1935 ff.
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40. jm auf den Sack fallen = a) jm lästig fallen. Anspielung auf Geldsack oder Hosentasche oder Hodensack. 1900 ff. – b) jm Unkosten machen. Vgl auch »auf der Tasche liegen«. 1900 ff.
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41. jn (etw) fallen lassen wie einen nassen Sack = an einer Person oder Sache nicht länger interessiert sein. 1900 ff.
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42. jn fertigmachen wie einen nassen Sack = jn entwürdigend anherrschen (behandeln). 1935 ff, sold .
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43. jm den Sack geben = jn aus dem Haus weisen; jn entlassen. Sack = Bündel mit den Habseligkeiten. Seit dem 17. Jh. Vgl engl »to give someone the sack«.
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44. daheim hast du wohl einen Sack an der Tür?: Frage an einen, der die Tür nicht hinter sich schließt.
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1900 ff.
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45. einen Sack voll Wünsche (Hoffnungen o. ä.) haben = viel wünschen; viel erhoffen. Seit dem 19. Jh.
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46. jn im Sack haben = jn beherrschen; jm überlegen sein; jds sicher sein. Verkürzt aus »in den Sack gesteckt haben« ( Sack 72). Seit mhd Zeit.
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47. es im Sack haben = Erfolg eingeheimst haben. »Es« ist das Geld, das der Gewinner an sich nimmt. Sack = Geldsack, Tasche. Seit dem 19. Jh.
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48. Säcke unter den Augen haben = Hautfalten unter den Augen haben. Die Wülste sehen wie Säckchen aus. Seit dem 19. Jh.
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49. einen dicken Sack haben = sich aufspielen; überheblich sein. Kann sich vom Hodensack herleiten oder vom Bauch; denn füllige Leute neigen zu gewichtigem Auftreten. Es gilt aber auch »Sack = Geldsack«. 1900 ff.
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50. einen prallen Sack haben = a) nach Geschlechtsverkehr verlangen (vom Mann gesagt). Sack 10. 1900 ff. – b) dünkelhaft sein. Vgl Sack 49. 1900 ff.
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51. sich auf den Sack hauen = sich zu Bett legen. Sack 11. Sold in beiden Weltkriegen.
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52. in den Sack hauen (den Sack hauen; Sack hauen) = davongehen; flüchten; desertieren; abmustern; sich zurückziehen; die Arbeit niederlegen. Hergenommen von dem Bündel, in das man die persönliche Habe packt; in Diebeskreisen auch der Sack, in den man die Beute steckt. Kundenspr. 1820 ff, sold 1900 ff.
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53. jn in den Sack hauen = jn überwältigen, unschädlich machen. Man steckt ihn in den Sack, wie das in früherer Zeit mit Übeltätern geschah. 1930 ff.
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54. jn aus dem Sack holen = den Namen einer bisher verheimlichten Person nennen. Leitet sich her vom Gabensack des Weihnachtsmanns oder vom Sack des Zauberkünstlers. 1920 ff.
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55. mir juckt der Sack, = zack!: Ausdruck des Erstaunens. Sack = Hodensack. Rocker 1967 ff.
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56. den Sack kriegen = die Kündigung erhalten. Sack 43. Seit dem 19. Jh.
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57. etw auf den Sack kriegen = a) geprügelt werden. Sack = Leib. 1920 ff. – b) mit Bomben belegt werden. Sold 1939 ff.
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58. einen auf den Sack kriegen = disziplinarisch bestraft werden. Meint eigentlich die Prügelstrafe. BSD 1960 ff.
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59. einen geschwollenen Sack kriegen = ungehalten, wütend werden. 1900 ff.
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60. sich auf den Sack legen = sich auf die erste beste Liegemöglichkeit legen und schlafen. Sack 11. 1900 ff.
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61. jn auf den Sack legen = jn bestrafen. Meint wohl die Pritsche in der Arrestzelle. Vgl Sack 11. 1930 ff.
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62. jm auf dem Sack liegen = jm lästig fallen; jm Kosten machen. Sack 40. 1900 ff.
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63. ein Gesicht machen wie ein Sack ohne Eier = griesgrämisch, lustlos blicken. Gemeint ist der Hodensack, aus dem die Hoden entfernt wurden. 1955 ff, jug .
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64. auf den Sack niesen (husten) = gegenüber jm seine Meinung beherzt vertreten. Sack = Mann. Analog zu anrotzen. Sold 1920 ff.
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65. jn in den Sack und wieder raus reden = jn beschwatzen; jm im Reden überlegen sein. Geht auf einen Zaubertrick zurück. Seit dem 19. Jh.
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66. jm etw in den Sack schieben = jn bezichtigen. Dem Schuldlosen steckt man Gestohlenes in das Bündel. Seit dem 19. Jh.
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67. schlafen wie ein Sack = sehr fest schlafen. Der Schläfer bleibt regungslos wie ein Sack. 1850 ff.
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68. das schlägt mir auf den Sack!: Ausdruck des Unmuts. Anspielung auf die hochempfindlichen Hoden. 1960 ff.
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69. die Sache ist im Sack = die Sache ist erledigt; die Entwicklung der Sache ist vorauszusehen. Verkürzt aus »die Sache ist in den Sack gesteckt«. 1910 ff.
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70. es ist noch im Sack = es ist noch völlig ungewiß. Hergenommen vom Sack des Weihnachtsmanns. Sack 54. 1920 ff.
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70 a. damals warst du noch im Sack deines Vaters = damals warst du noch nicht gezeugt. Sack 10. 1920 ff.
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71. es steckt in weiten Säcken = bis dahin vergeht noch viel Zeit. In einem weiten Sack hat man lange zu suchen. 1900 ff.
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72. jn in den Sack stecken = a) jm überlegen sein; jn verdrängen. Scheint auf alte Ringkampfsitten zurückzugehen: Der Besiegte wurde in einen Sack geschoben, gesteckt oder gestoßen, danach auch wohl ertränkt. Seit mhd Zeit. – b) jn gefangennehmen. Sold in beiden Weltkriegen.
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73. jm auf den Sack treten = a) jn rücksichtslos behandeln, schikanös einexerzieren. Sack = Hodensack. Sold seit dem späten 19. Jh. – b) jn derb zurechtweisen; jm schroff die Meinung sagen. Sold 1870 ff. – c) jn zur Eile antreiben. Rohe Knechte treten dem trägen Bullen von hinten in den Hodensack. 1870 ff, sold .
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74. auf den Sack treten = die Fahrgeschwindigkeit erhöhen. »Sack« ist hier das Gaspedal, das ebenso empfindlich ist wie der Hodensack. Möglich ist auch Rückgriff auf den »Luftsack = Blasebalg«, auf den man tritt, um das Feuer in der Schmiedeesse anzufachen. 1935 ff.
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75. der Sack ist voll = die Geduld ist endgültig erschöpft. Parallel zu hd »das Maß ist voll«. Spätestens seit 1900.
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76. mit dem Sack wippen = koitieren (auf den Mann bezogen). Sack 10. 1850 ff.
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77. den Sack zubinden = a) zu essen aufhören. Übernommen vom Futtersack des Pferdes. 1700 ff. – b) Schluß machen. Seit dem 19. Jh. – c) ein Unternehmen abschließen; die Einkreisung des Gegners beenden. Sold in beiden Weltkriegen; auch ziv .
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78. das bindet den Sack zu = dieser Stich entscheidet das Spiel. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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79. jn zusammenscheißen wie einen nassen Sack = jn entwürdigend anherrschen. zusammenscheißen. BSD 1965 ff.
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