Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Rad
Rad n \
1. Geldstück. Geht zurück auf jidd »rat = Taler« als Abkürzung von »Reichstaler« oder ist Verkürzung von »Radergulden«, einer im 17. Jh. eingeführten mainzischen Münze mit dem Mainzer Rad, dem Mainzer Wappenbild. Rotw 1700 ff.
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2. pl = Beine. Aufgefaßt als Fahrwerk. BSD 1965 ff.
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3. ein leeres Rad drehen = sich einer erfolglosen Sache annehmen. »Leeres Rad« nennt man ein Rad, das kein anderes in Bewegung setzt. 1950 ff.
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4. ein hartes (riskantes) Rad fahren = schnell, gewagt autofahren. 1950 ff.
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5. bei ihm fehlt ein Rad = er ist nicht ganz bei Verstand. Fußt auf der Auffassung vom Gehirn als einem Mechanismus. Spätestens seit 1900.
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6. ein Rad zuviel haben = geistesgestört sein. 1800 ff.
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7. wenn meine Tante (Großmutter) Räder hätte, wäre sie ein Omnibus: Erwiderung auf einen »Wenn-Satz«. Auch in den Formen: »wenn meine Großmutter Räder hätte und gelb angestrichen wäre, dann wäre sie noch lange keine Postkutsche« oder »wenn meine Großmutter Räder hätt' und innen Sitze aus Leder hätt',
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wär' sie ein Omnibus«. Spätestens seit 1900.
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8. unter die Räder kommen = a) in sittlicher Hinsicht sinken; sittlich oder wirtschaftlich verkommen; verarmen; sich häufig betrinken. Hergenommen vom Verunglücken unter den Rädern eines Gefährts. Etwa seit 1850. – b) beruflich überflügelt werden; eine Wahlniederlage erleiden. 1920 ff. – c) eine schwere Niederlage erleiden. Sportl 1950 ff.
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9. komm nicht unter die Räder!: Abschiedsgruß. Spielt eigentlich auf Überfahrenwerden an, meint aber im scherzhaften Nebensinn einen sittlichen »Unfall«. 1870 ff.
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10. er hat ein Rad los (ab) = er ist verrückt. Rad 5. 1870 ff.
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11. das Rad machen = sich aufspielen. Vom Pfau übertragen. 1930 ff.
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12. Rad schlagen = sterben. Bezieht sich eigentlich auf die Nachahmung eines rollenden Rades mit Händen und Füßen; hier Anspielung auf einen, der, vom Schlag getroffen, mit den Händen ins Leere greift und tot zusammenbricht. Auch vom Bodenturnen her ergibt sich die gedankliche Verbindung zu »alle Viere von sich strecken«; vgl verrecken. 1870 ff.
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13. das fünfte Rad am Wagen sein = als Ersatzperson
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vorgesehen sein; überflüssig, einflußlos sein. Das fünfte Rad ist das Reserverad: man benutzt es nur im Notfall. Seit früh-mhd Zeit. Vgl franz »être la cinquième roue d'un carrosse«; engl »to be the fifth wheel to the cart«.
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14. etw auf die Räder stellen = eine große Leistung hervorbringen. Wahrscheinlich vom Sechstagerennen hergenommen oder vom Etappenrennen der Berufsfahrer. 1950 ff.
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