Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Qualm
Qualm m \
1. Täuschung, Lüge, Schwindel, leeres Gerede. Variante zu »blauer Dunst«: Geschwätz ist substanzlos wie Rauch, der in der Luft vergeht. 1700 ff.
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2. Zerwürfnis; durch Geschwätz entstandene Spannung. Parallel zu »dicke Luft«. 1900 ff.
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3. Ursache von Unlust und Verwirrung. 1700 ff.
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4. entweichender Darmwind. 1900 ff.
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5. Geld. Steht wohl im Zusammenhang mit gleichbed »Kohlen« und fußt vor allem auf der umgangssprachlichen Wendung »der Schornstein muß rauchen = Geld muß verdient werden«. Etwa seit dem frühen 19. Jh.
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6. Freiheitsstrafe. Qualm 3. 1950 ff.
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7. Tabakwaren. BSD 1960 ff.
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8. Hunger. Variante zu Dampf 1. Sold in beiden Weltkriegen.
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9. Qualm in der Bude = feindselige Stimmung; Unfrieden; Zerwürfnis. Qualm 2. 1900 ff.
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10. Qualm in der Hütte = häuslicher Zwist. 1920 ff.
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11. Qualm ist in der Küche (Stube) = es herrscht Aufregung, Durcheinander, Ratlosigkeit o. ä.; in der Ehe herrscht Unfrieden. Verdeutlichung von Qualm 2. 1900 ff.
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12. Qualm auf der Lampe = Bezechtheit. Man hat zuviel »auf die Lampe gegossen« ( Lampe 14), und nun rußt sie. 1950 ff.
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13. viel Qualm und wenig Feuer = substanzlose Rede; Mensch, der leere Worte macht. 1950 ff.
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14. Qualm machen = a) lügen, täuschen; leere Worte machen. Qualm 1. 1700 ff. – b) von einer Sache viel Aufhebens machen; etw übergebührlich aufbauschen. 1800 ff. – c) etw nachdrücklich betreiben. Analog zu » Dampf hinter etw machen«. Sold 1935 ff.
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15. hier ist ein Qualm, daß man ihn schneiden kann = hier herrscht sehr dichter (Tabaks-)Qualm. Vgl Luft 4. 1900 ff.
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16. Qualm verzapfen = Unsinn reden. Qualm 1. 1920 ff.
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