Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Puppe
Puppe (Poppe ) f \
1. nettes Mädchen; zierliches Mädchen; intime Freundin; leichtes Mädchen. Auch bei den alten Römern war »pupa« sowohl die Spielzeugpuppe als auch das Mädchen. Seit dem 18. Jh.
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2. dünkelhafte, gezierte weibliche Person. Hergenommen von der Zierpuppe auf dem Sofa oder in der Vitrine. Seit dem 19. Jh.
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3. einflußloser Mensch im Abhängigkeitsverhältnis. Übertragen von der Marionette. 1920 ff.
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4. Homosexueller; Prostituierter. Seine Gesichtszüge sind ausdruckslos-unmännlich, und er ist der passive Partner. Vgl Pupe II. 1900 ff.
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5. hallo, Puppe!: Begrüßungsruf eines Halbwüchsigen an ein junges Mädchen. 1955 ff.
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6. wie Puppe (einfach Puppe) = tadellos, hervorragend. 1900 ff.
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7. doofe Puppe = hübsches, aber dummliches Mädchen. 1900 ff.
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8. dufte Puppe = nettes, anziehendes, lebenslustiges Mädchen. dufte. 1955 ff, halbw .
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8 a. feste Puppe = feste Freundin eines Halbwüchsigen. 1955 ff, halbw .
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9. flotte Puppe = umgängliches, munteres junges Mädchen. flott. 1955 ff, halbw .
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10. frische Puppe = junges Mädchen. 1955 ff.
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11. grüne Puppe = nette, aber unreife Halbwüchsige. grün. 1960 ff.
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12. kesse Puppe = reizvolles, recht selbständiges Mädchen. keß. 1955 ff, halbw .
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13. müde Puppe = wenig anziehendes, schwungloses, langweilendes Mädchen. Es ist temperamentlos, von einschläfernder Lebensart und zeigt sich uninteressiert. 1955 ff, halbw .
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13 a. scharfe Puppe = liebesgieriges Mädchen. scharf 4. Halbw 1955 ff.
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14. steile Puppe = nettes, sehr anziehendes, liebevolles Mädchen. steil. Halbw 1955 ff.
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15. bis in die Puppen = sehr, übergebührlich lange; sehr weit (er schläft bis in die Puppen; bis in die Puppen sind wir gewandert). Die in Berlin aufgekommene Redewendung wird allgemein auf die Götterstatuen am »Großen Stern« in Berlin zurückgeführt; der Berliner nannte sie zur Zeit Friedrichs des Großen »Pup-
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pen«, weil sie steif waren. Man behauptet, vom Stadtmittelpunkt der Friedrichstraße bis zu diesen Statuen sei es ein weiter Spaziergang gewesen. Die ersten Sammler des Berlinischen, C. Kollatz und Paul Adam, führen den Ausdruck auf »Puppe = Getreidegarbe auf dem Feld« zurück: bis in die Puppen geht der Regen, wenn er in die Garben eindringt, während leichter Regen von den Schutzgarben aufgesogen wird. Erst später ist die Redewendung von den Getreidepuppen auf die Götterstandbilder übertragen worden. 1840 ff.
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16. das geht mir über die Puppe = das übersteigt meine Geduld; das geht über das Erträgliche (Erlaubte) hinaus; das übertrifft die Erwartung, ist skandalös, unfaßlich, übertrieben u. ä. 1840 ff.
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17. die Puppe kotzt = man ejakuliert. Mit »Puppe« bezeichnet man gelegentlich auch den Schnuller sowie den Penis. 1900 ff.
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18. laß dem Kind seine Puppe! = laß ihn bei seiner törichten Ansicht! Der Betreffende hat seinen Einfall lieb wie eine Puppe. 1920 ff.
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19. Puppen laufen haben = Zuhälter sein. 1950 ff, Berlin.
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20. da tanzen die Puppen = da geht es lustig zu. Seit dem 19. Jh.
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21. die Puppen tanzen (sind am Tanz; sind am Tanzen) = Aufregung breitet sich aus; plötzlich entsteht Geschäftigkeit. Hergenommen vom Puppentheater, wo (besonders in den Hanswurstiaden) dem Schlußtanz der Puppen eine handfeste Prügelei vorausgeht. 1800 ff.
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22. die Puppen tanzen lassen = a) Geld für Belustigung ausgeben; fröhlichen Betrieb machen; leichte Mädchen zum Tanzen bringen; Mädchen zum Mitverzehr einladen; eine Tanzparty geben. 1850 ff. – b) die Leute antreiben, hetzen, zur Aktivität veranlassen; Alarm auslösen. Spätestens seit 1920. – c) die Handlungsweise von Menschen selbstherrlich bestimmen. Vgl »nach jds Pfeife tanzen«. 1920 ff.
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