Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Punkt
Punkt m \
1. der Punkt auf dem i = das Entscheidende, das Bezeichnende. Erst der Punkt auf dem »i« vollendet den Buchstaben: ihn macht man zuletzt, als Abschluß. Vgl auch »⇨ I-Tüpfelchen«. Seit dem 19. Jh.
\
2. Punkt sechs = Geschlechtsleben, Geschlechtlichkeit o.ä. Anspielung auf das einschlägige sechste der Zehn Gebote Gottes. Im Hintergrund beeinflußt von »sexuell«. 1920 ff.
\
3. dunkler Punkt = a) uneheliches Kind. Sittenstrenge halten es für einen Makel auf der weißen Weste: seine Existenz wirft einen Schatten auf die Mutter. 1900 ff. – b) Schimpfwort. Wahrscheinlich Umschreibung für »⇨ Arschloch«. 1920 ff.
\
4. kitzliger Punkt = a) Körperstelle, an der man besonders empfindlich ist. ⇨ kitzlig. 1800 ff. – b) Gefahrenstelle; heikler Gesprächsstoff; Thema, das man vorsichtshalber meiden sollte. 1900 ff.
\
5. neuralgischer Punkt = a) Geldmangel. Meint eigentlich eine Stelle des menschlichen Körpers, an der sich Nervenschmerzen bemerkbar machen. Der Nervenschmerz des Mittellosen äußert sich beim »⇨ nervus rerum«. 1930 ff. – b) schwache Stelle in der Frontlinie. Sold 1939 ff. – c) Verhandlungsgegen-
————
stand, über den am schwierigsten eine Verständigung zu erzielen ist. 1945 ff. – d) Stelle mit gehäuftem Straßenverkehr o.ä. Solche Stellen waren 1945 die Grenzstationen Remagen und Unkel an der Demarkationslinie der französischen und der britischen Besatzungszone. – e) schwache Stelle in einem sportlichen Wettkampf. Sportl 1950 ff.
\
6. schwarzer Punkt = Klassenschlechtester. 1960 ff, schül .
\
7. springender Punkt = Wichtigstes; Kernpunkt einer Verhandlung. Geht zurück auf die Humanistenauslegung eines aristotelischen Lehrsatzes: daß nämlich der Blutfleck im Eiweiß das Herz des werdenden Vogels anzeige und als Punkt wie ein Lebewesen springe. 1900 ff.
\
8. toter Punkt = Entwicklungshemmung; Zeitpunkt, an dem das Gespräch keinen Fortgang nimmt. Der Maschinentechnik entlehnt: Techniker sprechen von »totem Punkt«, wenn die Schubstange in der Waagerechten den äußersten Punkt eines Rades erreicht und ohne zusätzliche Kraft (etwa von einem Schwungrad) die Bewegung nicht fortsetzen kann. 1870 ff.
\
9. wunder Punkt = kritische Stelle; verletzbare Stelle; Schwierigkeit, die man behutsam angehen muß. Meint eigentlich die noch nicht verheilte Wunde, an
————
der man besonders empfindlich ist. 1850 ff.
\
10. ein Punkt für mich = ein Vorteil für mich (im Verhältnis zur Unterlegenheit eines anderen). Stammt aus der Sportlersprache und bezieht sich auf die Wertung nach Punkten. 1950 ff.
\
11. ohne Punkt und Komma = ohne Pause. Hergenommen von eintöniger Rede, in der es keine Ruhepunkte gibt, oder von einem Stenogramm. 1930 ff.
\
12. auf dem toten Punkt angekommen sein = ohne wesentliche Änderung oder neue Anregung keinen Fortschritt mehr erzielen. ⇨ Punkt 8. 1870 ff.
\
13. Punkte begraben = die Hoffnung auf Erringung von Wertungspunkten aufgeben. Sportl 1950 ff.
\
14. Punkte gewinnen = an Einflußmöglichkeiten zunehmen. Der Sportlersprache entlehnt. 1950 ff.
\
14 a. Punkte gutmachen = eine Fehlleistung wettmachen; sein Ansehen wiederherstellen. 1950 ff.
\
15. bei jm Punkte haben = bei jm viel gelten. 1950 ff.
\
16. einen Punkt machen = mit etw Schluß machen; ein Liebesverhältnis aufgeben; die Stellung kündigen. Übertragen vom Punkt am Ende eines Schriftsatzes. 1840 ff.
————
17. nun mach' aber einen Punkt! = hör' endlich auf! laß' mich mit dem Geschwätz endlich in Ruhe! ich mag es nicht länger hören! 1840 ff.
\
18. Punkte sammeln = Erfolgsaussichten gewinnen; als Künstler die Publikumsgunst erringen; als Kandidat sich Wahlaussichten verschaffen; als Schüler gute Leistungsnoten erzielen. Aus dem Wortschatz der Sportler übertragen; 1930 ff.
\
19. an (in) Punkt sechs scheitern = geschlechtlichen Mißerfolg erleiden; ein voreheliches Kind gebären. ⇨ Punkt 2. 1920 ff.
\
20. Punkte schinden = nach guten Noten streben; sich jds Wohlwollen zu verschaffen suchen. Hergenommen von der Bewertung der Schülerleistung nach Punkten. ⇨ rausschinden. Schweiz 1930 ff.
\
21. ohne Punkt und Komma sprechen = viel und schnell sprechen; Satz an Satz reihen, ohne dem Zuhörer einen Ruhepunkt zu gönnen. ⇨ Punkt 11. 1930 ff.
1. der Punkt auf dem i = das Entscheidende, das Bezeichnende. Erst der Punkt auf dem »i« vollendet den Buchstaben: ihn macht man zuletzt, als Abschluß. Vgl auch »⇨ I-Tüpfelchen«. Seit dem 19. Jh.
\
2. Punkt sechs = Geschlechtsleben, Geschlechtlichkeit o.ä. Anspielung auf das einschlägige sechste der Zehn Gebote Gottes. Im Hintergrund beeinflußt von »sexuell«. 1920 ff.
\
3. dunkler Punkt = a) uneheliches Kind. Sittenstrenge halten es für einen Makel auf der weißen Weste: seine Existenz wirft einen Schatten auf die Mutter. 1900 ff. – b) Schimpfwort. Wahrscheinlich Umschreibung für »⇨ Arschloch«. 1920 ff.
\
4. kitzliger Punkt = a) Körperstelle, an der man besonders empfindlich ist. ⇨ kitzlig. 1800 ff. – b) Gefahrenstelle; heikler Gesprächsstoff; Thema, das man vorsichtshalber meiden sollte. 1900 ff.
\
5. neuralgischer Punkt = a) Geldmangel. Meint eigentlich eine Stelle des menschlichen Körpers, an der sich Nervenschmerzen bemerkbar machen. Der Nervenschmerz des Mittellosen äußert sich beim »⇨ nervus rerum«. 1930 ff. – b) schwache Stelle in der Frontlinie. Sold 1939 ff. – c) Verhandlungsgegen-
————
stand, über den am schwierigsten eine Verständigung zu erzielen ist. 1945 ff. – d) Stelle mit gehäuftem Straßenverkehr o.ä. Solche Stellen waren 1945 die Grenzstationen Remagen und Unkel an der Demarkationslinie der französischen und der britischen Besatzungszone. – e) schwache Stelle in einem sportlichen Wettkampf. Sportl 1950 ff.
\
6. schwarzer Punkt = Klassenschlechtester. 1960 ff, schül .
\
7. springender Punkt = Wichtigstes; Kernpunkt einer Verhandlung. Geht zurück auf die Humanistenauslegung eines aristotelischen Lehrsatzes: daß nämlich der Blutfleck im Eiweiß das Herz des werdenden Vogels anzeige und als Punkt wie ein Lebewesen springe. 1900 ff.
\
8. toter Punkt = Entwicklungshemmung; Zeitpunkt, an dem das Gespräch keinen Fortgang nimmt. Der Maschinentechnik entlehnt: Techniker sprechen von »totem Punkt«, wenn die Schubstange in der Waagerechten den äußersten Punkt eines Rades erreicht und ohne zusätzliche Kraft (etwa von einem Schwungrad) die Bewegung nicht fortsetzen kann. 1870 ff.
\
9. wunder Punkt = kritische Stelle; verletzbare Stelle; Schwierigkeit, die man behutsam angehen muß. Meint eigentlich die noch nicht verheilte Wunde, an
————
der man besonders empfindlich ist. 1850 ff.
\
10. ein Punkt für mich = ein Vorteil für mich (im Verhältnis zur Unterlegenheit eines anderen). Stammt aus der Sportlersprache und bezieht sich auf die Wertung nach Punkten. 1950 ff.
\
11. ohne Punkt und Komma = ohne Pause. Hergenommen von eintöniger Rede, in der es keine Ruhepunkte gibt, oder von einem Stenogramm. 1930 ff.
\
12. auf dem toten Punkt angekommen sein = ohne wesentliche Änderung oder neue Anregung keinen Fortschritt mehr erzielen. ⇨ Punkt 8. 1870 ff.
\
13. Punkte begraben = die Hoffnung auf Erringung von Wertungspunkten aufgeben. Sportl 1950 ff.
\
14. Punkte gewinnen = an Einflußmöglichkeiten zunehmen. Der Sportlersprache entlehnt. 1950 ff.
\
14 a. Punkte gutmachen = eine Fehlleistung wettmachen; sein Ansehen wiederherstellen. 1950 ff.
\
15. bei jm Punkte haben = bei jm viel gelten. 1950 ff.
\
16. einen Punkt machen = mit etw Schluß machen; ein Liebesverhältnis aufgeben; die Stellung kündigen. Übertragen vom Punkt am Ende eines Schriftsatzes. 1840 ff.
————
17. nun mach' aber einen Punkt! = hör' endlich auf! laß' mich mit dem Geschwätz endlich in Ruhe! ich mag es nicht länger hören! 1840 ff.
\
18. Punkte sammeln = Erfolgsaussichten gewinnen; als Künstler die Publikumsgunst erringen; als Kandidat sich Wahlaussichten verschaffen; als Schüler gute Leistungsnoten erzielen. Aus dem Wortschatz der Sportler übertragen; 1930 ff.
\
19. an (in) Punkt sechs scheitern = geschlechtlichen Mißerfolg erleiden; ein voreheliches Kind gebären. ⇨ Punkt 2. 1920 ff.
\
20. Punkte schinden = nach guten Noten streben; sich jds Wohlwollen zu verschaffen suchen. Hergenommen von der Bewertung der Schülerleistung nach Punkten. ⇨ rausschinden. Schweiz 1930 ff.
\
21. ohne Punkt und Komma sprechen = viel und schnell sprechen; Satz an Satz reihen, ohne dem Zuhörer einen Ruhepunkt zu gönnen. ⇨ Punkt 11. 1930 ff.