Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Pleitegeier
Pleitegeier m \
1. Bankrotteur. »-geier« (-geiher) ist die judd Aussprache für »-geber«. 1840 ff.
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2. drohender Bankrott. Hier ist das Vorhergehende beeinflußt von der Vorstellung vom Greifvogel, vor allem von der sprichwörtlichen Lebensweisheit: »wo ein Aas ist, sammeln sich die Geier«. 1870 ff.
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3. Adler der Weimarer Republik; Reichsadler; Hoheitsadler der NS-Zeit; Stempel des Gerichtsvollziehers. Der Adler wurde von Emil Döpler, einem Professor an der Kunsthochschule Berlin, dem Adler des Kaiserreichs nachgebildet; der einst prächtige Adler wirkte nun armselig und gerupft, was frühe NS-Demagogen auf den Niedergang der Volkswirtschaft auslegten. 1919 ff.
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4. Adler der Bundesrepublik Deutschland. 1949 ff.
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5. Adler im österreichischen Staatswappen. 1930 ff.
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6. Geflügel. Dieses Geflügel ist »pleite gegangen« ( pleite 1 c). BSD 1965 ff.
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7. gefüllter Pleitegeier = Staatsbankrott; Hochinflation. Nach 1918 aufgekommen, nach 1945 wiederaufgelebt.
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8. der Pleitegeier kräht = der Bankrott steht bevor. 1950 ff.
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9. über dem Haus kreist (schwebt) der Pleitegeier (der Pleitegeier sitzt auf dem Dach) = der Bankrott steht nahe bevor. 1870 ff.
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10. der Pleitegeier sitzt im Nacken (steht ins Haus) (beißt zu) = der Bankrott steht bevor. 1975 ff.
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