Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Pinsel
Pinsel m \
1. Schreibgerät, Füllfederhalter o.ä. Eigentlich das Malergerät. Man »malt« die Buchstaben, wenn man langsam und sorgfältig schreibt. Vielleicht auch beeinflußt von engl »pencil = Pinsel, Griffel, Schreibstift«. 1920 ff, schül .
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2. Penis. Wohl übertragen von der Bezeichnung für die Brunftrute des Wildes. Bei Stieren, Böcken usw. umgibt ein pinselähnliches Fellfutteral das Zeugungsglied. Etwa seit 1840.
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3. Gashebel, -pedal. Wohl übernommen von der Funktion des Penis beim Geschlechtsverkehr. 1920 ff.
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4. Mann. Pars pro toto nach » Pinsel 2«. 1850 ff.
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5. einfältiger Mensch. Zusammengewachsen aus »Pinn = hölzerner Schuhnagel« und »Sul = Schusterahle«. Anfangs eine Berufsschelte des Schusters; dann Scheltwort auf den Geizigen und später auf den niederträchtigen Menschen. Die heutige Bedeutung setzte gegen 1740 unter Studenten ein.
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6. übersorgfältiger Mensch; Geiziger. Seit dem 17. Jh.
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7. Rekrut. Man hält ihn für einfältig. 1910 ff.
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8. Kopf. Geht wohl vom Haarschopf aus oder von den gleichmäßig geschnittenen Haaren. Sold seit dem späten 19. Jh. bis heute.
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9. widerlicher Mann; Feigling. Seit dem 17./ 18. Jh.
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10. Maler. Vom Arbeitsgerät auf den Berufstätigen übertragen. 1900 ff.
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11. alter Pinsel = Schimpfwort. 1935 ff.
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12. blöder Pinsel = dümmlicher, eingebildeter Mann. 1935 ff.
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13. eingebildeter Pinsel = überheblicher Mann.1935 ff.
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14. feiner Pinsel = Vornehmtuer. Vgl Pinkel 5. 1910 ff.
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15. reicher Pinsel = Wohlhabender. 1910 ff.
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16. trauriger Pinsel = impotenter Mann. Pinsel 2. 1910 ff.
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17. mit vollem Pinsel = mit hoher Fahrgeschwindigkeit. Pinsel 3. 1950 ff.
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18. auf den Pinsel drücken = das Gaspedal niederdrücken. Pinsel 3. 1920 ff.
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19. auf den Pinsel fallen = a) auf den Kopf fallen. Pinsel 8. 1920 ff.- b) mit dem Flugzeug abstürzen;
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beim Flugzeugabsturz umkommen. 1925 ff.
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20. jm auf den Pinsel fallen = jn nervös machen. Pinsel 8. 1920 ff.
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21. nach dem Pinsel fliegen = blind fliegen. Pinsel = Kopf; hier identisch mit »Gutdünken«, »Eigensinn« o.ä. Fliegerspr. 1935 ff.
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22. sich auf den Pinsel legen = zu Fall kommen. Pinsel 8. 1920 ff.
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23. auf dem Pinsel liegen = die Fluggeschwindigkeit zu steigern suchen. Pinsel 3. Fliegerspr. 1935 ff.
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24. der Pinsel stinkt = die Sache ist gefährlich, heikel. Geht von » Pinsel 2« aus. 1945 ff.
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25. auf den Pinsel treten = die Fahrgeschwindigkeit erhöhen. Pinsel 3. 1920 ff.
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26. tritt auf den Pinsel! = geh weg! Vom Autofahrer übertragen. Schül 1925 ff.
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