Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Pfeife
Pfeife f \
1. Versager. Leitet sich her entweder von »alter Pfeife« im Sinne von Unbrauchbarkeit oder von der Windpfeife an der Orgel (der Betreffende »macht Wind«). 1900 ff.
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2. Penis. Entweder übertragen vom Ausguß an der Kanne, überhaupt von der Wasserröhre, oder Anspielung auf Fellieren.1500 ff.
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3. Verräter. pfeifen 1. 1900 ff.
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4. Verrat. 1900 ff.
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5. enges Hosenbein. Hergenommen von »Ofenpfeife = Ofenrohr«. Ofenpfeifenhosen. 1850 ff.
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6. Atemluft. Übernommen vom pfeifenden Atem. 1800 ff.
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7. Pfeife!: Ausruf der Ablehnung; Aufforderung zum Verstummen. Der Betreffende soll die »Pfeife« (vgl das Vorhergehende) halten; analog zu »halt' die Luft an!«. 1900 ff.
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8. alte Pfeife!: gemütliches Scheltwort. 1900 ff.
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9. laufende Pfeife = Tripper. Gemeint ist der tröpfelnde Penis. Pfeife 2. 1910 ff.
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10. verbogene Pfeife = von einer Geschlechtskrankheit befallener Penis. Pfeife 2. 1950 ff.
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11. zerbrochene Pfeife = venerisch infizierter Penis. Pfeife 2. 1910 ff.
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12. die Pfeife anlegen = ein Geständnis ablegen. pfeifen 1. 1800 ff.
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13. ihm geht die Pfeife aus = a) er bekommt keine Atemluft mehr; er wird kurzatmig. Pfeife 6. 1800 ff. – b) er liegt im Sterben. 1800 ff. – c) er verliert die Geduld, ist am Ende seiner Langmut. Pfeife = Tabakspfeife. 1900 ff.
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14. vor Schreck geht ihm die Pfeife aus = er ist sehr bestürzt. 1900 ff.
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15. ihm ist die Pfeife ausgegangen = a) er hat kein Geld mehr. 1900 ff. – b) er hat seine Geschlechtskraft eingebüßt. 1900 ff; wohl älter ( Pfeife 2).
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16. die Pfeife ausklopfen (ausschlagen) = a) harnen (vom Mann gesagt). Pfeife 2. Meint eigentlich das Reinigen des Ofenrohrs oder der Tabakspfeife. Seit dem 19. Jh. – b) koitieren. 1900 ff.
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17. die Pfeife einziehen = kleinlaut werden; vom Aufbegehren ablassen. Pfeife = Penis; dadurch analog zu »den Schwanz einziehen«. 1600 ff.
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18. jm die Pfeife halten = jn verulken; mit jm seinen Spott treiben; jm ein trügerisches Versprechen geben. Bezieht sich wohl auf die Tabakspfeife, die man für einen anderen hält und mit der man sich einen Schabernack erlaubt. Berlin 1900 ff.
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19. jn für eine Pfeife halten = jn für dumm (töricht, untauglich) halten. Pfeife 1. 1900 ff.
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20. halt' die Pfeife! = schweige, verstumme! Vgl Pfeife 7. 1900 ff.
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21. das haut einem die Pfeife aus der Schnauze (aus dem Maul)!: Ausdruck großer Überraschung, tiefer Erschütterung o.ä. 1925 ff.
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22. die Pfeife juckt = man verlangt nach Geschlechtsverkehr. Pfeife 2. 1900 ff.
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23. eine Pfeife machen = Haschisch rauchen. Halbw 1965 ff.
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24. Pfeife rauchen = fellieren. Pfeife 2. 1900 ff.
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24 a. dich rauche ich gleich in der Pfeife!: Drohrede; Ausdruck der Abweisung. 1970 ff.
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24 b. die kannst du in der Pfeife rauchen = diese Schularbeit hast du verfehlt. Schül 1975 ff.
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25. Pfeifen schneiden = koitieren. Fußt auf dem Sprichwort: »wer im Rohr sitzt, kann sich Pfeifen
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schneiden, soviel er will« im Sinne von »wem sich die günstige Gelegenheit bietet, der soll sie auch nutzen«. 1800 ff.
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26. ihm steht die Pfeife nicht mehr = a) er ist altersschwach, hat keine Geschlechtskraft mehr. Anspielung auf die Versteifung des Zeugungsglieds. 1910 ff. – b) er ist gestorben, als Soldat gefallen. Sold in beiden Weltkriegen; ziv 1914 bis heute.
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27. nach jds Pfeife tanzen = jm willenlos gehorchen; den kleinsten Wink eines anderen befolgen. Stammt entweder aus dem Totentanz, bei dem der Tod Pfeifenspieler ist, oder von der Pfeife, zu deren Tönen der Bär des Schaustellers zu tanzen hatte, oder fußt auf der Bibel (Matthäus 11, 15 ff; Lukas 7, 32). Seit dem 15. Jh.
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28. jn nach der Pfeife tanzen lassen = Schiedsrichter in einem sportlichen Wettkampf sein. Hier ist die Trillerpfeife gemeint. Sportl 1950 ff.
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29. sich die Pfeife verbrennen = sich eine Geschlechtskrankheit zuziehen. Pfeife 2. 1900 ff.
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30. sich die Pfeife verkloppen = geschlechtskrank werden. Beim Ausklopfen der Pfeife ( Pfeife 16 b) begeht man einen Fehler. 1900 ff.
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31. dein Kopf auf einer Pfeife, und man kann vor La-
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chen nicht ziehen: Redewendung angesichts eines sonderbar geformten Kopfes. 1900 ff.
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