Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Pfeffer
Pfeffer m \
1. Schießpulver; mittelstarke Schrotsorte. Von den Pfefferkörnern übernommen. Rotw 1733 ff.
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2. Beschuß. pfeffern. Sold 1914 ff.
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3. Temperament, Schwung, Unternehmungslust, Angriffsgeist. Vgl Pep 1. Spätestens seit 1900.
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4. temperamentvolle Frau. 1920 ff.
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5. Strafarbeit des Schülers. Sie ist » gepfeffert«. 1950 ff.
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6. Pfeffer für die Augen = aufreizender Anblick. 1955 ff.
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7. mehr Pfeffer = höhere Motorleistung. 1960 ff.
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8. infamer Pfeffer = heftige Prügel. pfeffern. 1900 ff.
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9. langer Pfeffer = Prügel. Eigentlich eine ostindische Pfefferart; hier bezieht sich »lang« wohl auf den Prügelstock (im Unterschied zur Hand). Berlin 1950 ff, jug .
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10. jm Pfeffer in den Arsch blasen (streuen) = jn antreiben, anfeuern, ermuntern; jn streng behandeln. Der Pferdehändlerpraxis entlehnt: mit Pfeffer macht man
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die zum Verkauf vorgeführten Pferde vorübergehend »feurig«. 1870 ff.
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11. jm Pfeffer unter das Hemd blasen = jn antreiben. Mildere Variante zum Vorhergehenden. Sold 1939 ff.
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12. jm Pfeffer geben = a) jn streng einexerzieren. BSD 1965 ff. – b) jn reizen. 1920 ff.
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13. Pfeffer geben = Gas geben; die Fahrgeschwindigkeit erhöhen. 1930 ff.
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14. Pfeffer im Arsch haben = ungeduldig stehen; temperamentvoll sein. 1890 ff.
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15. Pfeffer zwischen den Beinen haben = liebesgierig sein. 1950 ff.
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16. Pfeffer im Hintern haben = unruhig sitzen oder stehen; nervös hin- und hergehen. 1890 ff.
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17. Pfeffer kriegen = Prügel erhalten. 1900 ff.
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18. Pfeffer mahlen = eine enge Gangart haben; beim Gehen aufreizend das Gesäß hin- und herschwingen. 1920 ff.
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19. Pfeffer reiben = a) beim Radfahren seitwärts auf dem Sattel hin- und herrutschen. Im 19. Jh. soviel wie »keine Minute stillsitzen können«. Auf den kurzbeinigen Radfahrer seit 1920 bezogen. – b) eng aneinandergeschmiegt tanzen. 1920 ff.
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20. Pfeffer hinter etw setzen = eine Angelegenheit nachdrücklich vorantreiben. Pfeffer 10. 1920 ff.
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21. im Pfeffer sitzen = in arger Verlegenheit sein. »Pfeffer« meint hier wohl die stark mit Pfeffer gewürzte Tunke; dadurch analog zu Brühe 15. 1800 ff.
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22. ich wünschte, du wärst, wo der Pfeffer wächst!: Ausdruck heftigsten Unwillens gegen einen Menschen. Als »Pfefferland« galt ursprünglich »Ostindien« (Vorder- und Hinterindien sowie der Malaiische Archipel), in Europa bekannt geworden durch Vasco da Gamas Entdeckung des Seewegs nach Indien (1497/98); schon vorher wußte man, daß der Pfeffer aus sehr weiter Ferne kommt. Seit dem frühen 16. Jh. belegt.
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