Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Pauke
Pauke f \
1. Mahnrede; öffentliche Rede; Vortrag; Predigt. Pauken = auf die Pauke schlagen; dann auch verallgemeinert für »schlagen«. Der Prediger schlägt auf die Kanzelbrüstung, der Redner auf das Vortragspult, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Man will den Zuhörern gewisse Kenntnisse »einpauken«. 1770 ff.
\
2. Prügel. pauken 5. Spätestens seit dem 19. Jh.
\
3. Klassenarbeit. Entweder weil man sich auf sie durch » pauken 4« vorbereitet hat, oder weil sie wie ein kräftiger Schlag auf die Pauke wirkt. Schül 1950 ff.
\
4. dicker Leib (der Hochschwangeren). Analog zum Begriff »Trommelbauch«. 1900 ff.
\
5. Angriff. Versteht sich nach »auf die Pauke hauen = energisch werden«. Sold 1939 ff.
\
6. pl = Blasen an den Füßen. Sie ähneln den gleichnamigen Beulen oder Geschwüren. Sold 1939 ff.
\
7. pl = Geschlechtskrankheit (auch »Pauken und Trompeten« genannt). Gemeint sind die syphilitischen Geschwüre; sachverwandt mit »türkische Musik«. Seit dem 19. Jh., stud und sold .
————
8. mit Pauken und Trompeten = a) mit allem Zubehör. Hergenommen von der Militärmusik als Blasorchester mit Pauke. Seit dem 19. Jh. – b) mit Glanz; prunkvoll. Seit dem 19. Jh. – c) völlig (mit Pauken und Trompeten im Examen scheitern, das Kartenspiel verlieren). Ironisierte Variante des Vorhergehenden. Doch läßt sich »mit Pauken und Trompeten« auch als »mit großem Lärm« auffassen: je stärker der Lärm, um so tiefer fällt der Scheiternde. Schül , stud und theaterspr. seit dem 19. Jh.
\
9. zuviel Pauke = Aufbauschung einer Belanglosigkeit; stark übertreibende Darstellung. Pauke 14 e. 1935 ff.
\
10. mit der Pauke gepiekt sein = nicht voll bei Verstand sein. Berlin 1910 ff.
\
11. da hast du die Pauke = jetzt mußt du mit den Folgen fertigwerden; jetzt bist du der Übertölpelte. Vielleicht auf Schwangerschaft oder Geschlechtskrankheit anspielend. 1900 ff.
\
12. die Pauke hat ein Loch = die Freundschaft ist entzwei. 1870 ff.
\
13. jm eine Pauke halten = jn heftig rügen; jm ernste Vorhaltungen machen. Pauke 1. 1820 ff.
\
14. auf die Pauke hauen = a) energisch werden; laut
————
aufbegehren; Forderungen stellen; sich für etw einsetzen; allzu selbstbewußt auftreten. Hängt mit dem lauten Paukenschlag zusammen, der alles übertönt. Etwa seit 1920. – b) sich über jn beschweren; jn anprangern. 1920 ff. – c) den Beschuß eröffnen. Vgl auch trommeln. Sold 1939 ff. – d) ununterbrochen angreifen; dem Gegner den Sieg zu entreißen suchen. Sportl 1950 ff. – e) übertreiben; sich aufspielen. In der Militärkapelle gibt der Paukenschläger den Takt des Marschierens unüberhörbar an; analog zu » angeben 3«. Etwa seit 1900. – f) laut, ausgelassen feiern; sich ausleben; verschwenderisch leben. Man lärmt und tobt nach Herzenslust. Schül , stud und sold 1910 ff.
\
15. einen auf die Pauke hauen = eine Zecherei veranstalten; ein Glas Alkohol zu sich nehmen. Vgl Pauke 14 f. 1910 ff.
\
16. auf die falsche Pauke hauen = sich gröblich irren. 1940 ff.
\
17. die Pauke kriegt ein Loch = die Sache scheitert; es bahnt sich ein Mißerfolg an. 1840 ff.
\
18. der Pauke ein Loch machen = übertreiben; eine Sache barsch abtun. Der Betreffende schlägt zu fest auf die Pauke; vgl Pauke 14. Seit dem 19. Jh.
\
19. an der Pauke sitzen = maßgebend sein. Die Pauke übertönt die anderen Musikinstrumente. Vgl Pauke
————
14 e. 1900 ff.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Pauke