Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Otto
Otto m \
1. neutrale Bezeichnung für irgendeinen Gegenstand oder irgendeine Angelegenheit; tüchtige Leistung; kräftige Handschrift usw. Hängt zusammen mit Otto Schmidt, dem Jockei und volkstümlichen Liebling auf der Rennbahn Hoppegarten bei Berlin (heute DDR); mit »Otto, Otto!« soll der Filmschauspieler Hans Albers den Jockei angespornt haben. 1920 ff.
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2. figürliche Schießscheibe. BSD 1965 ff.
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3. Polizeibeamter. Geht vielleicht zurück auf ital »otto = acht«, und »Acht« ist die Handfessel. 1950 ff.
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4. Penis. 1935 ff.
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5. künstlicher Haarteil; Toupet. 1960 ff.
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6. Nörgler. Hängt vielleicht zusammen mit »Otto Normalverbraucher«, dem von Gert Fröbe in dem Film »Berliner Ballade« dargestellten Menschen. Halbw 1950 ff.
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7. bedenkliche, mißfallende Sache. Halbw 1955 ff.
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8. Otto, Otto!: anspornender Zuruf. Otto 1. 1920 ff.
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9. besengter Otto = heikle Angelegenheit. besengt. Halbw 1955 ff.
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10. das ist ein dicker Otto = das ist eine schwerwiegende Sache. Halbw 1955 ff.
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11. doller Otto = Draufgänger. Otto 1. 1920 ff.
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12. falscher Otto = künstlicher Haarteil. Otto 5. 1960 ff.
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13. flotter Otto = Durchfall. 1920 ff, vorwiegend sold .
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14. schneller Otto = Durchfall. 1920 ff.
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15. schräger Otto = a) verjazztes Musikstück. schräg. 1925 ff. – b) nicht vertrauenswürdiger Mann. schräg. 1910 ff.
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16. toller Otto = großartige Sache. 1950 ff.
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17. hinein, Onkel Otto! – hinein! laßt uns eintreten! »Hinein!« ist in Sportlerkreisen (seit 1935) Abkürzung von »hinein mit dem Fußball ins Tor!«. 1940 ff.
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18. Otto Normalverbraucher = Durchschnittsverbraucher von Nahrungsmitteln; Deutscher mit durchschnittlichem Interesse an Kunst und Literatur; Deutscher im Sog der Massengesellschaft. Normalverbraucher. Geht zurück auf den Film »Berliner Ballade« (1948).
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19. einen Otto bauen = etw bewerkstelligen, einleiten.
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Halbw 1955 ff.
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20. den Otto machen = a) nörgeln; sich zweiflerisch äußern. Otto 6. Halbw 1955 ff. – b) sich beleidigt fühlen. Halbw 1955 ff. – c) unklug handeln; sich übertölpeln lassen. 1955 ff.
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21. einen dicken (faulen) Otto machen = a) sich aufspielen. 1950 ff. – b) sich einer Verpflichtung (Verantwortung) entziehen. 1950 ff.
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22. den feinen Otto machen = sich vornehm geben. 1950 ff.
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23. den flachen Otto machen = sich flach auf den Boden werfen; in Deckung gehen. Sold 1939 ff.
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24. großen Otto machen = einen Empfang geben. 1950 ff.
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25. einen ganz großen Otto machen = sehr gut schlafen. 1935 ff.
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26. jn zum Otto machen = jn heftig rügen; jn entwürdigend anherrschen. »Otto« meint hier irgendeinen Untergebenen. 1930 ff.
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27. den dicken Otto markieren = sich aufspielen; freigebig tun. Halbw 1950 ff.
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28. den feinen Otto markieren = sich vornehm benehmen (ohne es im Alltag zu sein). Halbw 1950 ff.
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29. den flotten Otto markieren = übergebührlich prahlen; mehr scheinen wollen als sein; den vornehmen, wohlhabenden Mann spielen. 1910 ff.
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30. den (einen) schrägen Otto markieren = sich den Lebensgenüssen hingeben; ausgelassen feiern. 1950 ff.
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31. den dicken Otto mimen = sich aufspielen. 1950 ff.
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32. ich bin kein (nicht dein) Otto = ich bin nicht dumm; ich lasse mich von dir nicht übertölpeln. Otto 26. 1930 ff.
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33. den bescheidenen Otto spielen = keine übermäßigen Geldansprüche stellen. 1920 ff.
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34. den weichen Otto spielen = sich nicht ermannen; es an der nötigen Energie fehlen lassen. 1945 ff.
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35. das ist ein Otto = das ist eine schwierige Sache. 1930 ff.
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