Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Nest
Nest n \
1. unansehnliches Dorf; Klein-, Großstadt (abf ). Hergenommen vom Nest der Vögel im Sinne einer engen Behausung. 1700 ff.
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2. Wohnung. 1700 ff.
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3. Zimmer, das man auf Stunden mieten kann; behagliche Ecke, in der man ungesehen intim sein kann. Verkürzt aus » Liebesnest«. 1900 ff.
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4. Bett, Schlafzimmer. 1700 ff.
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5. Jugendheim; Wandervogelheim u.ä. Seit dem frühen 20. Jh.
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6. Klassenzimmer. 1960 ff.
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7. Vagina. »Nest« und »Vogel« sind sprachlich ein Paar wie Vagina und Penis. 1500 ff.
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8. im Nacken aufgesteckte Zöpfe. Sie wirken wie ein vogelnestähnliches Gebilde. Seit dem 19. Jh.
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9. jm das Nest anwärmen = jds Geliebte sein. 1900 ff.
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10. das Nest ausnehmen – a) die Eierstöcke entfernen. 1900 ff. – b) die Hoden entfernen; kastrieren. 1937 ff.
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11. sein Nest bauen (machen) = a) einen Hausstand gründen. Seit dem 19. Jh. – b) das Kasernenbett vor-
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schriftsmäßig herrichten. Sold 1900 ff.
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12. das eigene Nest beschmutzen (bekleckern) = Vorgänge enthüllen, die für die eigene Familie (Gemeinschaft o. ä.) peinlich sind; seinen Beruf verunglimpfen. Geht zurück bis in die Jahrhunderte des Mittelalters, wo man behauptete, der Wiedehopf kote in sein Nest.
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13. neben das Nest legen = a) Mißerfolg selber verschulden. Hergenommen vom Verhalten der Hühner. Seit dem 19. Jh. – b) sich beim Kartenspiel (beim Zählen der Punkte) verrechnen. Seit dem 19. Jh.
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14. ins eigene Nest scheißen = über seinen eigenen Stand schimpfen; Ungünstiges über die eigene Familie (o. ä.) äußern; Leute verunglimpfen, auf die man angewiesen ist. Nest 12. 1500 ff.
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15. da muß irgendwo ein Nest sein: Redewendung, wenn unerwartet einige gleichgekleidete Personen aus derselben Richtung kommen, oder wenn Leute unerwartet nacheinander auftauchen. Die Redensart scheint in den sechziger Jahren des 20. Jhs aufgekommen zu sein, und zwar im Zusammenhang mit einer Fülle von Witzen über Elefanten, die fliegen konnten.
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16. sich ins gemachte Nest setzen = a) eine materiell vorteilhafte Ehe eingehen. Vgl Bett 14. Seit dem 19. Jh. – b) eine wirtschaftlich gesunde Firma erben.
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1920 ff.
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17. sich ins warme Nest setzen = a) vorteilhaft einheiraten. Seit dem 19. Jh. – b) koitieren. Vgl Nest 9. 1900 ff.
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18. im warmen Nest sitzen = in angenehmer, wirtschaftlich sorgloser Lage sein. Seitdem 19. Jh.
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19. sich ein warmes Nest suchen = eine gute Einheirat anstreben. Seit dem 19. Jh.
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