Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Naht
Naht f \
1. Vagina. Anspielung auf die »offene Wunde«, die »vernäht« werden muß. 1900 ff.
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2. große Menge. Leitet sich vielleicht her von der langen Naht, die eine gewisse Ansehnlichkeit darstellt, oder im engeren Sinne von der großen Wundnaht; wer ohne Narkose eine Naht vertragen kann, kann viel aushalten. Etwa seit 1830.
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3. Tracht Prügel. Bezieht sich entweder auf die ausholende Bewegung des Arms beim Nähen wie beim Prügeln oder auf die vom Prügeln zurückbleibenden Striemen, die wie Nähte aussehen. 1870 ff.
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4. eine kleine Naht = ein bißchen. 1900 ff.
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5. die Naht auftrennen = deflorieren. Naht 1. 1930 ff.
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6. eine große (dolle, tolle) Naht draufhaben = sehr schnell fahren. Naht 2. 1920 ff.
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7. jm an (auf) die Nähte gehen = jm scharf zusetzen; jn genau beobachten. Naht = Kleidernaht: man dringt unmittelbar auf den Betreffenden ein. 1500 ff. – b) jn prügeln. Seit dem 19. Jh.
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8. jm auf die Naht gehen = jn nervös machen.
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1900 ff.
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9. aus den Nähten gehen = a) die Fassung verlieren; aufbrausen. Vgl »aus dem Anzug gehen«. 1900 ff. – b) an Leibesumfang zunehmen; für den engen Anzug zu dick sein. 1900 ff.
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10. einen auf der Naht haben = einen Darmwind entweichen lassen mögen. Naht = Gesäßspalte o.ä. 1850 ff.
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11. etw auf der Naht haben = vermögend sein. Hergenommen von den Nähten, die sich über dem Geldbeutel straffen. 1900 ff.
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12. jn auf den Nähten haben = jn scharf beobachten; jn nicht leiden können. Naht 7. 1870 ff.
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13. aus allen Nähten krachen = sehr muskulös sein. 1910 ff.
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14. etw auf die Naht kriegen = geprügelt werden. Naht 7. 1900 ff.
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15. aus allen Nähten platzen = überfüllt, überbelegt sein; die Zuschauermenge nicht fassen können. Vom Kleidungsstück übertragen, das viel zu eng wird. 1950 ff.
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15 a. schnell aus den Nähten platzen = aufbrausen, unbeherrscht sein. 1950 ff.
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16. eine Naht quasseln (reden o. ä.) = viel schwätzen. Naht 2. 1870 ff.
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17. jm auf die Naht (Nähte) rücken = auf jn eindringen. Naht 7. Seit dem 19. Jh.
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18. eine Naht (eine gute Naht) saufen = sehr viel trinken können. Naht 2. 1900 ff.
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19. eine Naht (eine gute Naht) schlafen = sehr tief schlafen und schnarchen. 1900 ff.
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20. eine Naht schnarchen = ausdauernd schnarchen. 1900 ff.
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21. jm auf der Naht sein = jn scharf beobachten; jn verfolgen; jm nachsetzen. Naht 7. Seit dem 19. Jh.
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22. einander auf den Nähten sitzen = eng zusammenleben; in einer sehr engen Wohnung leben. 1920 ff.
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23. aus allen Nähten strahlen = freudig strahlen. Vgl Knopfloch 18. 1930 ff.
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24. jm eine Naht verabfolgen = jn heftig prügeln. Naht 3. 1870 ff.
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25. jm eine Naht verpassen = jn heftig schlagen. Naht 3. 1920 ff.
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26. sich eine Naht zurechtblasen (zusammenblasen) = schlecht blasen. 1870 ff.
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27. sich eine Naht zurechtschlafen (zusammenschlafen) = lange schlafen. 1900 ff.
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28. sich eine Naht zusammenfahren = schlecht autofahren. 1920 ff.
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29. sich eine Naht zusammenlügen = dreist lügen. Naht 2. 1900 ff.
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30. sich eine Naht zusammenquasseln (-quatschen,- reden) = unüberlegt, auf gut Glück, wirr reden; schwätzen. 1830 ff.
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31. sich eine Naht zusammenschreiben = schlecht schreiben; einen schlechten Stil schreiben; vieles, aber wenig Gehaltvolles schreiben. 1870 ff.
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32. sich eine Naht zusammensingen = schlecht singen. 1900 ff.
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33. sich eine Naht zusammenspielen = schlecht musizieren. 1900 ff.
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