Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Nacht
Nacht f \
1. Nacht der langen Messer = a) umfangreiche U- Boot-Rudel-Aktion. Bezieht sich auf die Seeschlacht vom 15. Oktober 1940 südostwärts von Island. Wahrscheinlich hergenommen von blutigen Aufständen der Eingeborenenbevölkerung Afrikas gegen die weißen Kolonialherren. – b) Gemetzel; blutiger Aufstand. 1950 ff. – c) erregte Auseinandersetzung, die bis in die frühen Morgenstunden dauert. 1950 ff. – d) letzter Streckenabschnitt einer Sternfahrt. 1972 ff.
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2. durchbummelte Nacht = in Lokalen verbrachte Nacht. bummeln. 1900 ff.
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3. heiße Nacht = leidenschaftliche Liebesnacht. 1950 ff.
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4. italienische Nacht = ausgelassene Abendveranstaltung mit Tanz, Bezechtheit und Schlägerei. Eigentlich die Abendgeselligkeit mit Lampions, bengalischem Feuer usw. 1910 ff.
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5. scharfe Nacht = anstrengende Nachtarbeit. scharf. 1920 ff.
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6. dann gute Nacht!: Ausruf der Resignation. Eigentlich der Abschiedswunsch vor dem Zubettgehen, vor dem Tagesende. 1700 ff.
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7. dann gute Nacht, Marie! (oft mit dem Zusatz: das Geld liegt auf der Fensterbank) = dann ist das Ende gekommen; dann sind alle Erfolgsaussichten verloren. Vermutlich hervorgegangen aus der Äußerung des Mannes, der nach dem bezahlten Geschlechtsverkehr weggeht. 1910 ff.
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8. blau wie die Nacht = betrunken. »Wie die Nacht« hat hier und in anderen Redewendungen steigernde Wirkung, fußend auf sachlich zutreffenden Vergleichen, wie »lang wie die Nacht«, »schwarz wie die Nacht« o. ä. blau 5. Sold 1935 ff.
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9. dumm wie die Nacht = sehr dumm. Von der Lichtlosigkeit der Nacht übertragen auf die Verstandesfinsternis. Seit dem 19. Jh.
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10. dumm wie die Nacht finster = sehr dumm. 1900 ff.
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11. häßlich wie die Nacht = überaus häßlich, abstoßend häßlich. »Häßlich« meint hier nicht »unschön«, sondern »hassenswert«. 1800 ff.
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12. schlecht wie die Nacht = überaus schlecht; charakterlich minderwertig. Hergenommen vom nächtlichen Treiben lichtscheuer Elemente. Seit dem 19. Jh.
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13. schwarz wie die Nacht = a) schlecht, schlimm; charakterlos; verbrecherisch. Analog zu finster 1.
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Seit dem 19. Jh. – b) völlig mittellos. schwarz. 1900 ff. – c) unerschütterlich an den katholischen Glaubensgrundsätzen festhaltend. schwarz. 1900 ff.
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14. mitten in der Nacht = frühmorgens. Scherzhafte Auffassung eines Gernschläfers. 1920 ff.
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15. eine lange Nacht machen = das ausschweifende Leben bis tief in die Nacht ausdehnen. 1930 ff.
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16. den haben Sie wohl erst heute nacht gemacht?: Redewendung, wenn ein ungebrauchter Geldschein gegeben wird. 1920 ff.
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17. sich die Nacht um die Ohren schlagen (hauen) = ausschweifend leben; über Nacht arbeiten; bis spät in die Nacht tätig, unterwegs sein. Um die Ohren schlägt man das Schlachtvieh zwecks Betäubung; daher soviel wie »totschlagen«. Seit dem 19. Jh.
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18. die Nacht bei Tage sehen wollen = Unmögliches erhoffen, anstreben. 1920 ff.
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19. bessere Nächte gesehen haben = für das Liebesleben nicht mehr geeignet sein; geschlechtlich keinen Anklang mehr finden (auf eine weibliche Person bezogen). Nachahmung von »bessere Tage (= günstigere Lebensumstände) gesehen haben«. 1950 ff.
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20. eine Nacht totschlagen = eine Nacht durchplaudern o.ä. 1900 ff.
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21. sonst wird's Nacht = sonst ist Schluß; sonst ist der Untergang unvermeidlich. 1900 ff.
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22. ohne dich wird es Nacht = das Abschreiben vom Mitschüler bei einer Klassenarbeit; die Verwendung eines Täuschungsmittels. Übernommen vom Titel eines 1957 gedrehten Films. Schül 1959 ff.
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