Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Mond
Mond m \
1. Glatze. 1850 ff.
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2. müder Mond = Schimpfwort auf einen Energielosen. Daß der Mond seine Bahn langsam zieht, wird als Zeichen von Müdigkeit gedeutet. 1920 ff, sportl und sold .
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3. roter Mond = sowjetrussischer Erdsatellit. »Rot« spielt auf die rote Fahne der Kommunisten an.1958 ff.
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4. saurer Mond = unwilliger Rekrut; stark zivilistischer Soldat. Er blickt »sauer = mißmutig« drein. BSD 1965 ff.
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5. trauriger Mond = Versager. Wohl übertragen von Mondphasen nahe am Neumond. 1900 ff.
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6. weißer Mond = US-Erdsatellit. Als Gegensatz zu » Mond 3« gedacht. 1958 ff.
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7. Gesicht wie ein Mond mit Henkeln = feistes Gesicht. Es ist ein Rundgesicht mit zwei Anfassern. 1950 ff, jug .
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8. den Mond anbellen = a) sich unnötig ereifern. Hergenommen vom scheinbar sinnlosen Wolfsgeheul oder Hundegebell in der Nacht. 1500 ff. Vgl franz »aboyer à la lune«. – b) gegen einen Befehl aufbegeh-
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ren; über eine Anordnung murren. Sold in beiden Weltkriegen.
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9. der Mond geht auf = a) es bildet sich eine Glatze. Mond 1. 1850 ff. – b) in einer Gesellschaft erscheint ein Glatzköpfiger. 1850 ff.
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10. er kann mir im Mond begegnen!: Ausdruck der Ablehnung. Euphemistisch für das Götz-Zitat (vgl Mondschein 4). 1910 ff.
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11. der Mond blakt = der Mann redet Unsinn. Blak. Nordd 1870 ff.
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12. vom Mond gebissen sein = nicht recht bei Verstand sein. 1920 ff.
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13. vom Mond gefallen sein = unwissend sein; keinen Bescheid wissen. Der Gemeinte ist offenbar gerade »vom Himmel gefallen« und findet sich auf der Erde noch nicht zurecht. 1900 ff.
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14. die Uhr geht nach dem Mond = die Uhr geht falsch. Sie richtet sich nicht nach dem Sonnentag, sondern nach dem Mondumlauf, der für die Zeitmessung untauglich ist. Seit dem 19. Jh.
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15. geh' an den Mond und pflück' die Sterne!: Ausdruck der Abweisung. 1900 ff, schül .
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16. geh' auf denMond und pflück' Veilchen!: Auffor-
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derung zum Weggehen. 1900 ff, jug .
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17. am Mond genuckelt haben = nicht bei Sinnen sein. 1920 ff.
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18. auf dem Mond grasen = Hirngespinsten anhängen. 1900 ff.
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19. dem Mond in die Rippen kitzeln können = großwüchsig sein. 1900 ff.
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20. vom Mond kommen = weltfremd sein; sich nicht auskennen. Mond 13. 1900 ff.
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21. der Mond laatscht durch die Gurken = es ist spätabends. Spöttische Entpoetisierung. Halbw 1960 ff.
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22. auf (hinter, in) dem Mond leben = sich um alltägliche Dinge nicht kümmern; weltfremd urteilen. Veranschaulichung des Ferngerücktseins von der irdischen Wirklichkeit. Seit dem 19. Jh.
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23. auf der anderen Seite des Mondes leben = lebensunerfahren sein. Aufgekommen, als unbemannte Raumschiffe erstmals den Mond umkreisten. 1966 ff.
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24. ihn hat der Mond gepeckt = er ist nicht recht bei Verstand. Pecken = koitieren. Österr 1930 ff.
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25. in den Mond schauen (blicken, glotzen, gucken, sehen o. ä.) = bei einer Verteilung leer ausgehen; das Nachsehen haben. Beruht wahrscheinlich auf der
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abergläubischen Meinung, wer in den (Voll-) Mond sieht, werde ungeschickt und blöde. Seit dem 19. Jh.
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26. jn auf den (zum) Mond schießen mögen = jn in weite Ferne wünschen. Um 1900 verbreitet unter Jahrmarktsausrufern als reine Phantasievorstellung; die Phantasie wurde durch die erste Mondlandung von Menschen (20. Juli 1969) von der Wirklichkeit eingeholt.
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27. da möchte man sich selber auf den Mond schießen (sonst lasse ich mich auf den Mond schießen)!: Ausdruck der Verzweiflung. 1962 ff.
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28. etw in den Mond schreiben = etw als unerreichbar aufgeben; etw als verloren betrachten. 1950 ff.
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29. im Mond sein = geistesabwesend, zerstreut sein. Mond 22. Auch Beziehung zum geistesabwesenden Nachtwandler ist möglich. 1900 ff. Vgl franz »être dans la lune«.
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30. hinter dem Mond daheim sein (wohnen) = rückständig sein; den Zusammenhang mit der Alltagswirklichkeit verloren haben. »Hinter dem Mond« meint eigentlich ein Zeitliches (man hinkt eine gewisse Zeit hinter dem Mond nach) und erst später ein Räumliches. Mond 22. Seit dem 19. Jh.
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