Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Möbel
Möbel n \
1. ungefüger, lästiger Gegenstand. Verkürzt aus »großes, schweres Möbel(-stück)«. Seit dem 19. Jh.
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2. Mensch. In gemütlicher Anrede drückt man aus, daß der Betreffende einem vertraut ist wie ein Möbelstück. Seit dem 19. Jh.
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3. Möbel von der Stange = Einheits-, Anbaumöbel. Stange. 1930 ff.
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4. altes Möbel = vertrauliche Anrede. Möbel 2. Seit dem 19. Jh.
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5. faules Möbel (faules Stück Möbel) = träger Mann. Seit dem 19. Jh.
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6. hochschwangere Möbel = Möbel in barock-üppigen (bauchig geschwungenen) Formen. 1955 ff.
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7. sauberes Möbel = netter, sympathischer Mensch; auch iron . Möbel 2; sauber. Österr seit dem 19. Jh.
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8. versenkbares Möbel = Sarg, der im Krematorium benutzt wird. 1935 ff.
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9. auf die Möbel aufpassen = daheim bleiben. Nimmt sich aus, als wäre Diebstahl zu befürchten; scherzhaft umgewandelt aus »auf die Kinder aufpassen«.
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1920 ff.
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10. jm die Möbel graderücken (-stellen) = a) jm heftige Vorhaltungen machen; jn von seinem falschen (für falsch erachteten) Standpunkt abbringen wollen. Veranschaulichende Erweiterung der Vorstellung des Zurechtweisens und Richtigstellens. Seit dem späten 19. Jh. – b) jn heftig prügeln. Der Begriff des Tadelns führt in der Umgangssprache auch zum Begriff des Prügelns, weil beiden die Vorstellung des Besserns zugrunde liegt. 1890 ff.
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11. die Möbel 'graderücken = rücksichtslos Ordnung schaffen. 1910 ff.
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12. dem Gegner die Möbel graderücken = den Gegner schwer unter Beschuß nehmen. Sold in beiden Weltkriegen.
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13. wo sind hier die Möbel zu rücken und die Klaviere zu stemmen?: scherzhafte Frage eines Unternehmungslustigen. 1930 ff.
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