Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Mist
Mist m \
1. Nichtiges, Wertloses; falsches Ergebnis; Fehlleistung; Mißerfolg; Schaden; Unfug, Unsinn. Eigentlich der (tierische) Kot und die kotdurchtränkte Streu; für die Bauern als Düngemittel wertvoll, den Städtern ein ästhetisches Ärgernis. Schon im Mhd soviel wie »wertlos«. Im 18. Jh. wiederaufgelebt, wohl anfangs bei den Studenten im Sinne einer mit heftigem Unwillen verbundenen Wertung. Vgl engl »muck«.
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2. Schimpfwort auf einen Versager, einen Dümmling o. ä. 1870 ff.
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3. Nebel; diesiges Wetter. Seit dem 18. Jh. seemannsspr. verbreitet; stammt wohl aus gleichbed »mist« im Ndl und im Engl .
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4. allerletzter Mist = völlige Wertlosigkeit. Allerletztes. 1950 ff.
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5. blöder Mist = unangenehme, lästige Sache. 1910 ff.
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6. doofer Mist = großer Unsinn; einfältiges Geschwätz. doof. 1950 ff.
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7. erhabener Mist = Unsinn in gefälliger Form. 1933 ff; wahrscheinlich viel älter.
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8. eselsfürziger Mist = großer Mißstand. Eselsfürz.
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1930 ff.
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9. gediegener Mist = sehr Minderwertiges in ansprechender Aufmachung. 1910 ff.
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10. der letzte Mist = äußerste Wertlosigkeit; völlig Sinnloses. Letztes 2. 1950 ff.
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11. schick garnierter Mist = Wertloses in hübscher Aufmachung. schick. Verkäuferspr. 1950 ff.
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12. schöner Mist = üble Lage; große Widerwärtigkeit. Ironie. 1910 ff.
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13. faul wie Mist = überaus arbeitsträge. »Faul« meint sowohl »faulend, verrottet« als auch »träge«. Seit dem 19. Jh.
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14. Mist abziehen = Unsinn äußern. abziehen 1. 1950 ff.
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15. gegen eine Fuhre Mist nicht anstinken können = der Unterlegene sein. Seit dem 19. Jh.
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16. gegen einen Haufen Mist kann man nicht anstinken = mit solch guten Karten kann ich nicht wetteifern. Skatspielerspr. seit dem 19. Jh.
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17. Mist bauen = a) eine sehr schlechte Leistung vollbringen; eine sehr schlechte Klassenarbeit schreiben; eine schlimme Tat begehen. bauen. 1920/30 ff. – b) geschmacklos, unzweckmäßig, unarchitektonisch
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bauen. 1950 ff.
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18. fahr' deinen Mist allein! = behellige nicht auch mich mit deinen unsinnigen Plänen! 1900 ff.
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19. er hat auf den Mist geschlagen = er ist reich geworden. Eine Aberglaubensregel besagt, es komme Geld ins Haus, wenn man auf den Dunghaufen schlägt. 1920 ff.
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20. das ist auf seinem eigenen Mist gewachsen = das ist sein geistiges Eigentum; das hat er selbst gestaltet. Hergenommen vom Bauern, der sein Land mit dem Mist seines Hofes düngt und kein weiteres Düngemittel hinzukaufen muß. Seit dem 18. Jh.
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21. da haben wir den Mist = das Unangenehme ist, wie erwartet oder befürchtet, eingetroffen. 1920 ff.
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22. Geld wie Mist haben = viel Geld haben. Je größer der Misthaufen, desto mehr Vieh im Stall. Seit dem 19. Jh.
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23. Zeit wie Mist haben = viel Zeit (zu freier Verfügung) haben. 1900 ff.
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24. Mist im Kopf haben = unklar denken; Hirngespinste hegen. 1920 ff.
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25. Mist karren = Unsinn machen; Sinnloses äußern; verkehrt arbeiten. 1900 ff.
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26. sich um seinen eigenen Mist kümmern = sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Oft in der Befehlsform gebraucht. Seit dem 19. Jh.
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27. Mist machen = etwas Verkehrtes oder Strafbares tun; Unfug stiften. 1900 ff.
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28. Mist reden = Unsinn äußern. Seit dem 19. Jh.
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29. Mist verzapfen = Unsinn reden; etw falsch machen. Verzapfen = im Ausschank verabreichen; weiterentwickelt zur Bedeutung »von sich geben«. Seit dem 19. Jh.
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30. einen Mist werde ich!; Ausdruck schroffer Ablehnung. Gemeint ist: »einen Mist werde ich tun!« im Sinn von »nichts dergleichen werde ich tun!«; vgl Mist 1. 1920 ff.
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