Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Milch
Milch f \
1. Sperma. Wegen der Farbähnlichkeit. 1920 ff.
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2. Milch der Alten = Wein, Rotwein. Vgl Wilhelm Busch, »Abenteuer eines Junggesellen« (1875): »Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben«. 1900 ff.
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3. Milch des Alters = Wein. 1920 ff.
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4. Milch von der blauen Kuh = Magermilch; mit Wasser verdünnte Milch. Wegen der bläulichen Färbung. 1860 ff.
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5. Milch von glücklichen Kühen = Milch von besonderer Güte. Kuh 19. 1962 ff.
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6. Milch mit Schaum = Bier. 1960 ff, BSD .
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7. blaue Milch = verwässerte oder abgerahmte Milch. Milch 4. 1850 ff.
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8. gelbe Milch = Bier. BSD 1965 ff.
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9. nasse Milch = mit Wasser vermischte Milch. 1900 ff.
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10. saure Milch = unangenehmer Dienstbetrieb. Hängt zusammen mit der Redewendung »bei ihm ist die Milch sauer = man hat ihm etwas verleidet«. Sold
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1939 ff; ziv 1945 ff.
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11. klar wie dicke Milch = völlig einleuchtend. Ironie. 1935 ff.
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12. wie Milch und Blut aussehen = gesund, blühend aussehen. Gemeint ist die Hautfarbe bei guter Durchblutung (weiß + rot = rosa). Wohl aus der Dichtersprache hervorgegangen. 1600 ff.
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13. aussehen wie gespiene (gekotzte) Milch = bleich aussehen. 1900 ff.
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14. etw in die Milch zu brocken haben = wohlhabend sein; sein gutes Auskommen haben. Gemeint ist das Eintunken von Brotbrocken in die Milchsuppe. Seit dem 15. Jh.
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15. mir schießt die Milch ein!: Ausruf der Überraschung, des Erschreckens. Kurz vor der Niederkunft füllen sich die Brustdüsen der Schwangeren; unter besonderen Umständen kann dies auch verfrüht geschehen. Die Redewendung wird auch von Männern gebraucht. 1910 ff.
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16. ich schlage dich (in die Fresse), bis du Milch gibst!: Drohrede. BSD 1965 ff.
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17. dicke Milch im Kopf haben = dumm, begriffsstutzig sein. Dicke Milch klumpt. Ähnlich verklumpt stellt man sich das Gehirn des Begriffsstutzigen vor.
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1900 ff.
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18. da kommt mir die Milch vom Stillen hoch = das widert mich sehr an. 1940 ff.
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19. über vergossene Milch heulen = einen unbedeutenden Vorfall allzu wichtig nehmen. Seit dem 19. Jh.
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20. über vergossene Milch reden = längst Entschiedenes besprechen. Vgl engl »to cry over spilt milk«. 1920 ff.
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21. gut in der Milch sein (stehen) = stark entwickelte Brüste haben. 1900 ff.
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22. bei ihm ist die Milch sauer = a) man hat ihm etw verleidet; er verhält sich ablehnend. Bei Gewitterschwüle zersetzt sich die Milch rasch. Gewitter = Donnerwetter = Ärger. 1800 ff. – b) er ist mißmutig. Seit dem 19. Jh.
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23. jetzt läuft mir aber die Milch über!: Ausdruck heftigen Unwillens. Die Wendung ergibt das Bild des Aufbrausens. 1870 ff.
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24. Milch weihen = Milch verwässern. Übertragen von der kirchlichen Segnung mit Weihwasser. 1900 ff.
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25. über verschüttete Milch weinen = sich über Bedeutungsloses aufhalten. Milch 19 und 20. Seit
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dem 19. Jh.
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26. wenn er (sie) in die Milch (in die süße Milch) sieht, wird sie sauer: Redewendung auf einen Menschen mit häßlichem oder mürrischem Gesicht. 1800 ff.
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27. wenn er (sie) hinsieht, wird einem die Milch in der Brust sauer: Redewendung angesichts einer unfrohen Miene. Seit dem 19. Jh.
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28. da wird die Milch in der Brust sauer = a) das Wetter ist drückend schwül. Vgl Milch 30. 1930 ff. – b) er prahlt allzu stark; sein Prahlen kann man nicht länger anhören. 1930 ff. – c) das ist eine sehr holprige Fahrstraße. 1930 ff.
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29. da wird die Milch (im Haus) sauer!: Ausruf der Verzweiflung. 1800 ff.
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30. da wird die Milch schon in den Kühen sauer = es ist unerträglich heiß (schwül). 1930 ff.
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31. singen (musizieren o. ä.), daß die Milch sauer wird = mißtönend singen (musizieren). 1930 ff.
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