Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Messer
Messer n \
1. Penis. Messer und Scheide als zusammengehöriges Begriffspaar. 1800 ff.
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2. da geht einem das Messer in der Tasche (im Sack) auf = a) man braust auf; wird zornig. Man ist so wütend, daß man zum Messer greifen möchte, das sich nachgerade schon selbsttätig in der Tasche öffnet. 1900 ff. – b) das ist unerträglich; das ist zum Verzweifeln; da muß man energisch eingreifen. 1900 ff.
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3. etw bis aufs Messer durchfechten = sich für eine Sache bis zum äußersten einsetzen. Selbst vor dem Messerkampf scheut man nicht zurück. Vgl die Metapher »Kampf bis aufs Messer«. 1950 ff.
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3 a. ein großes Messer haben = prahlen. Messer 10. 1600 ff.
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4. an (vor) das Messer kommen = einer ärztlichen Operation entgegensehen Seit dem 19. Jh.
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5. mir ist einer ins Messer gelaufen = ich habe jn mit dem Messer verletzt (niedergestochen, erstochen); die Wunde habe ich ihm nicht absichtlich beigebracht, es war vielmehr ein Unfall. 1920 ff.
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6. aufs Messer laufen = einer Straftat überführt werden. Vgl anlaufen 2. Seit dem 19. Jh.
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7. jm ins offene Messer laufen (rennen) = sich herausgefordert fühlen und unüberlegt handeln. 1950 ff.
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8. jn ins (offene) Messer laufen lassen = jn in sein Verderben schicken; jn von einer unsinnigen Tat nicht zurückhalten. 1950 ff.
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9. jn ans Messer liefern = jn der Vergeltung überantworten. Seit dem 18. Jh.
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10. das große Messer nehmen (haben) = stark übertreiben, prahlen. Vorform von aufschneiden. 1600 ff.
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11. auf diesem Messer kann man nach Paris (Köln, Rom o. ä.) reiten = dieses Messer ist sehr stumpf. Die Wendung mit »Rom« scheint die ältere zu sein; sie hängt zusammen mit dem Streit zwischen der preußischen Regierung und der katholischen Kirche (1837/38).
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12. das Messer in der Wunde rumdrehen = über abgetane Dinge sprechen; Unangenehmes erneut zur Sprache bringen. 1930 ff.
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13. mit dem großen Messer schneiden = prahlen. Messer 10. 1600 ff.
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14. jm das Messer an die Kehle setzen = jm hart zusetzen; jn zu einer bestimmten Entscheidung zwingen.
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Im 18. Jh. gemildert aus der ursprünglichen Bedeutung der unmittelbaren Lebensbedrohung.
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15. das Messer sitzt ihm an der Kehle = er hat mit überaus strengen Maßnahmen zu rechnen; er steht kurz vor dem geschäftlichen Zusammenbruch. 1800 ff.
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16. sich mit Messer und Gabel umbringen (das Grab graben; Selbstmord begehen) = ein Schlemmerleben führen (und an den Folgen sterben). 1920 ff.
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17. Messer wetzen = sich auf ein unangenehmes Unterfangen vorbereiten; sich auf eine harte Auseinandersetzung einstellen. Hergenommen vom Metzger, der vor dem Schlachten das Messer schärft. 1920 ff.
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