Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Mäuschen
Mäuschen n \
1. kleines Kind (Kosewort). Maus 2. Seit dem 19. Jh.
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2. junges Mädchen (Kosename). Seit dem 18. Jh.
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3. leichtes Mädchen. Anspielung auf heimliches Naschen o. ä. Seit dem 18. Jh.
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4. Anrede der Prostituierten an den Kunden. Etwa im Sinne von »Kindchen«. 1700 ff.
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5. Vulva, Vagina. Maus 1. 1500 (?) ff.
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6. besonders reizempfindliche Stelle am Ellenbogen. Übersetzung von lat »musculus«. Seit dem 19. Jh.
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7. Student, der keiner farbentragenden Verbindung angehört. Grau als Sinnbild der Freudlosigkeit, des unfrohen Wesens. 1960 ff.
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8. blaues Mäuschen = Politesse; Parkuhr-Kontrolleurin. Sie trägt blaue Amtskleidung. 1960 ff.
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9. gestiefeltes Mäuschen = Straßenprostituierte. Sie macht Jagd auf den »gestiefelten Kater«. Hohe Stiefel waren in den zwanziger Jahren Mode bei den (Berliner) Straßenprostituierten. 1925 ff.
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10. leckeres Mäuschen = reizendes Mädchen. In ge-
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schlechtlicher Hinsicht ist es appetitanregend. Mäuschen 2. 1900 ff.
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11. Mäuschen fangen (klingeln, spielen) = an den Haustüren läuten und weglaufen. Hergenommen vom Zugklingel-Holzgriff in Mäuschenform. 1800 ff.
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12. da möchte ich Mäuschen sein = das möchte ich insgeheim mitanhören (mitansehen). Seit dem 19. Jh. Vgl franz »je devrais être petite souris«.
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13. Mäuschen spielen = heimlicher Ohren-, Augenzeuge sein. Seit dem 19. Jh.
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14. totes Mäuschen spielen = sich nicht rühren; eine Geldschuld wortlos schuldig bleiben. Vgl Maus 29. 1920 ff.
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15. ein Mäuschen verbellen = ein Mädchen ansprechen zwecks Anknüpfung der Bekanntschaft. Der Jägersprache entlehnt: der Hund verbellt ein angeschossenes Stück Wild, um dem Jäger den Fundort anzuzeigen. 1900 ff.
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