Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Mädchen
Mädchen n \
1. Mädchen auf Abruf = Callgirl. 1960 ff.
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2. Mädchen für alle = Prostituierte. 1955 ff.
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3. Mädchen für alles = a) Hausangestellte bei einem Junggesellen, dem sie die Hausarbeiten verrichtet und auch geschlechtlich zu Willen ist. Eigentlich die Hausangestellte für alle Hausarbeiten. 1900 ff. – b) Mann, der viele Tätigkeiten ausübt. 1920 ff. – c) Klassensprecher. Schül 1950 ff. – d) Feuerwehr. 1900 ff. – e) Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestags. BSD 1965 ff.
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4. Mädchen auf Anruf = Callgirl. 1960 ff.
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5. Mädchen vom Band = Mädchen mit einheitlicher Kleidung, einheitlichem Aussehen. Sie wirken wie Serienprodukte vom Fließband. 1955 ff.
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6. Mädchen vom Dienst = Prostituierte. M.v.D. 1. Sold 1939 ff.
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6 a. Mädchen von Format = Mädchen mit vielen inneren und äußeren Vorzügen. Frau 9. 1950 ff.
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7. Mädchen mit Gegenwart = leichtes Mädchen. Anrüchige Vergangenheit hat es noch nicht, wohl aber anrüchtige Gegenwart. Halbw 1955 ff.
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8. Mädchen fürs (ums) Geld = Straßenprostituierte. 1900 ff.
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9. Mädchen mit h.w.G. = leichtlebiges Mädchen. hwG-Frau. 1950 ff, polizeispr.
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10. Mädchen hinter Glas = Fernsehansagerin. 1960 ff.
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11. Mädchen der Liebe = Prostituierte. 1920 ff.
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12. Mädchen nach Maß = Modenvorführerin. 1945 ff.
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13. Mädchen für die Matinee = zurückhaltendes Mädchen. Man kann es zwar zu einer Vormittagsvorstellung mitnehmen, aber abendlichem Beisammensein weicht es aus. Halbw 1955 ff.
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14. Mädchen von der Stange = Durchschnittsmädchen. Es zeigt wenig eigene Persönlichkeit, kleidet und benimmt sich wie viele andere auch. Stange. 1955 ff.
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15. Mädchen vom Strich = Straßenprostituierte. Strich. 1950 ff.
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16. Mädchen von der leichtesten Tugend = Prostituierte. 1960 ff.
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17. Mädchen in Uniform = Flugzeug-Stewardeß; uni-
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formierte Hosteß u. ä. Der Begriff wurde als Titel des Spielfilms von Leontine Sagan (1931; Remake 1958 von Géza von Radványi) stereotyp und ging von den dort gemeinten Internatsschülerinnen über auf uniformierte Mädchen schlechthin. 1955 ff.
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18. Mädchen ohne Unterleib = Fernsehansagerin. Dame 18. 1960 ff.
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19. Mädchen zwischen dreißig und höchste Zeit = ältlich werdendes Mädchen, das noch immer keinen Mann gefunden hat. 1920 ff.
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20. abgelaufenes Mädchen = verlassenes Mädchen. abgelaufen. Halbw 1955 ff.
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21. allgemeingültiges Mädchen = Prostituierte. 1955 ff.
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22. altes Mädchen = a) ältliche Ledige. 1900 ff. – b) Koseanrede an die ältliche Ehefrau. 1920 ff.
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23. ambulantes Mädchen = Straßenprostituierte auf Männerfang. Bezieht sich sowohl auf das Hin- und Hergehen auf der Straße (lat »ambulare = auf- und abgehen«) als auch auf die polizeiärztliche Überwachung (sie erfolgt »ambulant«, nicht »stationär«). 1955 ff.
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24. billiges Mädchen = Mädchen, das mühelos zum Beischlaf zu gewinnen ist. »Billig« entwickelt über
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»geringwertig« auch die Bedeutung »sittlich tiefstehend«. 1920 ff.
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24 a. duftes Mädchen = nettes Mädchen. dufte. 1950 ff.
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25. eindeutiges Mädchen = Mädchen, das dem bezahlten Geschlechtsverkehr nicht abgeneigt ist. 1955 ff.
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26. errötendes Mädchen = roter Fruchtsaftpudding; rote Grütze. Anspielung auf Schamröte. 1870 ff.
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27. f estes Mädchen = Mädchen, das nur mit einem bestimmten jungen Mann Umgang pflegt. 1930 ff.
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28. flaches Mädchen = flachbusiges Mädchen. 1955 ff.
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29. fliegendes Mädchen = Flugzeug-Stewardeß. 1955 ff.
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30. frisches Mädchen = a) neue intime Freundin. Frisch = neu. 1900 ff. – b) unberührtes Mädchen. Frisch = rein, unbefleckt. 1870 ff.
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31. gefälliges Mädchen = leichtes Mädchen. Es ist dem Mann gern zu Gefallen. 1920 ff.
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32. halbschweres Mädchen = ziemlich leichtlebiges Mädchen. 1955 ff.
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33. halbseidenes Mädchen = Prostituierte. Halbseide 1. 1920 ff.
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34. hartes Mädchen = junges Mädchen, das Jungengesellschaft schätzt. »Hart« im Sinne von »jungenhaft, kameradschaftlich«. Jug 1955 ff.
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35. heißes Mädchen = a) liebesgieriges Mädchen. 1950 ff. – b) Pin-up-Foto eines leichtbekleideten Mädchens; Aktfoto. 1950 ff.
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36. horizontales Mädchen = Prostituierte. horizontal. 1900 ff.
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37. 120 kleine Mädchen = 120 Stundenkilometer Fahrgeschwindigkeit. »Kleine Mädchen« deutet spielerisch die Abkürzung »km«. 1950 ff.
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38. kunstseidenes Mädchen = Mädchen, dessen bürgerliche Tugendvorstellungen sich im Leben nicht aufrechterhalten lassen. Die sittlichen Grundsätze fasern aus wie Kunstseide. Fußt auf dem Titel des 1932 erschienenen Romans von Irmgard Keun. Seither ein geläufiger Begriff.
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39. leichtes Mädchen = Prostituierte. 1900 ff.
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40. maßgerechtes Mädchen = Modenvorführerin. 1950 ff.
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41. maßvolles Mädchen = Modenvorführerin.
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1950 ff.
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42. schnelles Mädchen = a) leichtlebiges Mädchen. Zum Geschlechtsverkehr ist es schnell bereit. 1955 ff. – b) Flugzeug-Stewardeß. Anspielung auf die Fluggeschwindigkeit. 1955 ff.
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43. schräges Mädchen = leichtlebiges Mädchen. schräg. 1945 ff.
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44. schweres Mädchen = a) reiches Mädchen. Verkürzt aus »schwerreich« oder »geldlich schwerwiegend«. 1870 ff. – b) mehrmals vorbestraftes Mädchen. Das weibliche Gegenstück zu »schwerer Junge«. 1900 ff.
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45. spätes Mädchen = a) ältliche Ledige. 1840 ff.; wohl von Berlin ausgegangen. – b) Prostituierte, die spät in der Nacht auf Männerfang ausgeht. 1910 ff. – c) verspätet eintreffender weiblicher Abendgast. 1920 ff. – d) spätentwickeltes Mädchen. 1900 ff. – e) nach langer kinderloser Ehe geborenes Mädchen. 1920 ff. – f) Mädchen, das noch spät in der Nacht unterwegs ist (ohne jegliche Anzüglichkeit gemeint); Arbeiterin der Spätschicht (auf dem Heimweg). 1950 ff.
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46. verschlossenes Mädchen = zurückhaltendes, beischlafunwilliges Mädchen. 1930 ff.
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47. volles Mädchen = geschwängertes Mädchen; geschwängerte Braut. 1900 ff.
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48. das Mädchen muß einen Mann haben = die ausgespielte Dame wird von einem König gestochen. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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49. zu etw kommen wie das Mädchen zum Kind – etw überraschend und unverdient erhalten; ein unerwartetes Mißgeschick erleiden. Jungfrau 13. Seit dem 19. Jh.
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50. ein Mädchen laufen haben = von den Einnahmen einer Prostituierten leben. 1920 ff.
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51. ein Mädchen machen = ein Mädchen verführen, vergewaltigen. machen 7. 1400 ff. Vgl engl »to make a girl«.
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52. das macht dem Mädchen kein Kind = damit wird kein Schaden angerichtet; das ist nicht arg. Anspielung auf die Schande lediger Mutterschaft. Seit dem 19. Jh.
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53. für (auf) kleine Mädchen müssen = den Abort aufsuchen müssen. Kleine Mädchen haben angeblich öfter Harndrang als ihre männlichen Altersgenossen. Oder ist hier »Mädchen« die Deutung des Buchstabens M auf der Tür der Männertoilette? 1920 ff.
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54. sich ein Mädchen schönsaufen = ein unschönes Mädchen im Laufe von Stunden um so schöner finden, je mehr man trinkt. Stud 1900 ff.
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55. seine Mädchen wechseln wie die Hemden = keinem Mädchen treu bleiben. 1930 ff.
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