Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Lieschen
Lieschen n \
1. Lieschen Müller = fiktive Person mit (Inbegriff von) seichter, kritikloser, zu Rührseligkeit neigender Kunstauffassung; Durchschnittsbürger mit solchem Kunstgeschmack. Lieschen und Müller sind sehr häufige Vor- und Familiennamen, so daß sie stellvertretend den Rang der durchschnittlichen Deutschen annehmen konnten. Wahrscheinlich kurz vor 1945 aufgekommen, vielleicht als später Rückgriff auf den Titel eines Romans, der 1879 erschienen ist. Vgl Lumpenmüller. Bis heute geläufig.
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2. Doktor Lieschen Müller = personifiziertes Sinnbild für gehobenen Durchschnittsgeschmack. 1955 ff.
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3. feuriges Lieschen = leidenschaftliches, aber geistig unbedeutendes Mädchen. 1955 ff, halbw .
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4. fleißiges Lieschen = a) fleißiges Mädchen; Mädchen, das gern Handarbeiten macht. Bezeichnung für eine fleißig blühende Zimmerpflanze. 1900 ff. – b) Prostituierte, die fleißig ihrem Gewerbe nachgeht. 1920 ff.
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5. ach du liebes Lieschen!: Ausdruck der Verwunderung. 1920 ff.
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