Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Licht
Licht n \
1. Könner; Fachgröße; bedeutender Mensch. Stammt aus dem biblischen Sprachgebrauch, wo Gott und Christus »Licht« genannt werden; große Kirchenlehrer galten als »Licht der Kirche«. Vgl auch Leuchte. 1700 ff.
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2. herabhängender Nasenschleim bei Kindern. Herzuleiten vom Wachstropfen an der Kerze. 1800 ff.
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3. pl = Augen, Pupillen. Meint in der Jägersprache die Augen beim Schalen-und Auerwild. Seit dem 19. Jh.
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4. gelbes Licht = bald zu Ende gehende Beschränkung der Handlungsfreiheit. Hergenommen von der Verkehrsampel, die auf Gelb steht und auf das Aufleuchten des grünen Lichts zu warten zwingt. 1960 ff.
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5. großes Licht = sehr dummer Mensch. Iron Ausdruck. Seit dem 19. Jh.
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6. grünes Licht = volle Handlungsfreiheit. Von der Verkehrsampel übertragen. Vgl engl »green light«. Etwa seit 1955.
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6 a. kleines Licht = unbedeutender, leistungsschwacher Mensch; unbedeutender Rechtsbrecher. Seit dem 19. Jh.
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7. rotes Licht = Versagung der Handlungsfreiheit; Untersagung eines Vorhabens. Vgl engl »red light«. 1955 ff.
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8. Licht aus – Messer raus – haut ihn!: scherzhafte Aufforderung zu einem Handgemenge. Hängt zusammen mit den Revolutionsmonaten 1918/19. Etwa seit 1920.
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9. Licht aus – Messer raus – drei Mann zum Blutrühren!; scherzhafte Redewendung (der Unbeteiligten), wenn Streit im Verzug ist. 1914 ff.
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10. ihm geht ein Licht auf = er begreift das Gesagte; er erkennt die Zusammenhänge. Wahrscheinlich biblischen Ursprungs (Hiob 25,3; Psalm 97,11 usw.). Mit »Licht« ist die plötzliche Verstandeserhellung gemeint. Vgl engl »to see a light«. 1500 ff.
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11. jm ein Licht aufstecken = jm zu einer Erkenntnis verhelfen; jn auf etw Wichtiges aufmerksam machen. »Licht« ist im ursprünglichen Sinn die Kerze, im übertragenen die Geisteserhellung. 1600 ff.
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12. jm das Licht ausblasen = a) jn umbringen. Lebenslicht. Seit dem 19. Jh. – b) jn politisch (beruflich o.ä.) unschädlich machen, wirtschaftlich zugrunderichten. 1920 ff.
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13. das Licht geht aus = das Erinnerungs und Denkvermögen setzt aus; man verliert die Beherrschung; man versteht nichts mehr; man wird knockout geschlagen. 1920 ff.
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14. für ihn gehen die Lichter aus = er erleidet geschäftlichen Mißerfolg; er muß seinen Beruf aufgeben; die Leistungskraft läßt nach. 1950 ff.
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15. da wird das Licht mit dem Hammer ausgemacht = das ist eine ärmliche, zivilisationsferne Gegend; da wohnen grobe, barsche Leute. Soll ein Ostfriesenwitz sein. BSD 1970 ff.
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16. jm das Licht auspusten = a) jn töten. Lebenslicht. Seit dem 19. Jh. – b) jn besinnungslos schlagen. Stammt aus der Boxersprache. 1925 ff.
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17. sich das Licht auspusten = Selbstmord verüben. 1950 ff.
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18. er braucht kein Licht = er ist kahlköpfig. Für ihn ist dauernd » Vollmond«. 1900 ff.
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19. jn hinters Licht führen = jn täuschen, betrügen. Der Betreffende wird absichtlich in den Schatten, ins Dunkle geführt, wo man ihn leichter übervorteilen kann, sei es mit minderwertiger Ware, sei es mit Falschgeld o.ä. 1500 ff.
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20. jm grünes Licht geben = jm volle Handlungsfreiheit zugestehen. Licht 6. Vgl engl »to give green light«. 1955 ff.
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21. einer Sache grünes Licht geben = eine bisher verhinderte Angelegenheit nunmehr zulassen; die bisher versagte Zustimmung erteilen. Licht 6. 1955 ff.
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22. in schiefes Licht geraten = in Verdacht geraten. »Licht« meint hier die Art und Weise, wie man etwas sieht oder darstellt, oder wie man gesehen wird. Das Ansehen ist »schief«, wenn man einer anrüchigen Handlungsweise verdächtigt wird. Seit dem 19. Jh.
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23. nicht alle Lichter am Baum (auf dem Christbaum) haben = nicht recht bei Verstand sein. Die Lichter stehen hier stellvertretend für die Sinne. 1920 ff.
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24. alles Licht auf der Brücke haben = die meistbeachtete Person sein. Gemeint ist die Beleuchterbrücke über der Theaterbühne, im Filmatelier oder im Fernsehstudio. Halbw 1955 ff.
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25. ich habe nicht das Licht dazu gehalten = ich habe mit der Sache nichts zu tun; ich war an der Sache nicht beteiligt. Hergenommen vom Licht, das der Helfer dem Dieb oder Einbrecher hält. Seit dem 18. Jh.
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26. jm hinters Licht kommen = jds heimliche Machenschaften oder Absichten aufdecken. Man erkennt,
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was der Betreffende im Dunkeln vorbereitet. 1900 ff.
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27. grünes Licht kriegen = volle Handlungsfreiheit erhalten. Licht 6. Vgl engl »to get green light«. 1955 ff.
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28. sein Licht leuchten lassen = seine Geistesgaben zur Geltung bringen (oft spöttisch angewendet). Geht auf die Bibel zurück: Markus 4,21. 1500 ff.
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29. kein Licht sein = dumm sein. Licht 1. Seit dem 19. Jh.
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30. sich in ein gutes Licht setzen (rücken) = sich für untadelig auszugeben suchen; sich jm angenehm machen. Vgl Licht 22. Seit dem 19. Jh.
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31. sich in ein schlechtes Licht setzen (rücken) = ungünstige Beurteilung selbst verschulden. Seit dem 19. Jh.
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32. im blauen Licht sitzen = Unsinn reden; langweilig sprechen. Die Tageshelligkeit des Geistes ist der Dämmerung gewichen. Vielleicht von Filmen hergenommen, in denen blaues Licht (blau gefiltertes Licht) Nacht vortäuscht.1955 ff, jug .
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33. in schlechtem Licht stehen = keinen guten Ruf haben; verdächtigt werden. Licht 22. Seit dem 19. Jh.
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34. sich selber im Licht stehen = sich selber schaden; an ungünstiger Beurteilung selbst schuld sein; seine Geistesgaben aus Unverstand oder Schüchternheit nicht zur Geltung bringen. Man macht den anderen die richtige Betrachtungsweise unmöglich, weil man ihnen den Blick verstellt. Vgl engl »to stand in one's own light«. 1500 ff.
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35. das Licht steht auf Grün = man darf uneingeschränkt handeln. Licht 6. 1955 ff.
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36. Licht tanken = ein Sonnenbad nehmen. tanken. 1950 ff.
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37. jm das rote Licht zeigen = jm etw verbieten. Vgl Licht 7. 1955 ff.
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38. Lichter ziehen = Schleim aus der Nase herabhängen lassen. Licht 2. 1800 ff.
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