Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Leisten
Leisten m \
1. Prostituierte. Der Leisten ist die Holzform, nach der der Schuster den Schuh arbeitet. Weiterentwickelt zum Sinnbild des Einheitlichen, des Immergleichen, auch der unpersönlichen Behandlungsweise. 1950 ff.
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2. bei seinem Leisten bleiben = das eigene Fachgebiet nicht überschreiten; seinen Angewohnheiten treu bleiben. Bekannt in der Aufforderung »Schuster, bleib' bei deinem Leisten!«. Gemeint ist, daß man über sein Fachgebiet hinaus sich kein Urteil anmaßen soll. Seit dem 19. Jh.
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3. nicht alle auf dem Leisten haben = nicht recht bei Verstand sein. Hinter »alle« ergänze »Schuhe«. Ohne den Leisten, auf gut Glück gearbeitete Schuhe sind unbrauchbar. 1920 ff.
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4. etw auf den Leisten hauen = a) etw zertrümmern. Bei zu starkem Schlagen auf den Leisten können Leisten und Schuh platzen. 1900 ff. – b) Geld durchbringen. Man macht es »klein«. Veranschaulichung von »einen draufhauen«. 1920 ff.
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5. etw (alles) über einen Leisten schlagen = Verschiedenartiges gleichbehandeln. Der Schusterleisten ist die Paßform für einen bestimmten Fuß. 1500 ff.
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6. über einen Leisten geschlagen sein = von derselben Art (Denkweise, Güte o. ä.) sein. 1500 ff.
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7. jn über den Leisten schlagen = jm gutes Benehmen beibringen. Der Leisten meint hier die Gesamtheit der gängigen Anstandsregeln. 1900 ff.
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