Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Latein
Latein n \
1. den Laien unverständliche Fachsprache. Sammelbegriff für eine unverständliche Fremdsprache, für einen mit Fachausdrücken und Fremdwörtern gespickten Wortschatz, der dem Nichtfachmann Rätsel über Rätsel aufgibt. Vor allem hergenommen von der fremdwortreichen Sprache der Mediziner, der Naturwissenschaftler usw. Geht zurück auf die alte Mindergeltung der dt Sprache gegenüber der lat Gelehrtensprache mit deren vermeintlich höherem Anspruch. Seit dem 19. Jh.
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2. Lügengeschichte; übertreibende Schilderung. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich die Geltung einer Geheimsprache unter Eingeweihten; mit ihr kann der Laie leicht übertölpelt werden. Was der Laie als prahlerische Rede auffaßt, kann ebenso gut ein Lügenmärchen sein. Ein Musterbeispiel steht unter dem Stichwort » Grubenhund«. Seit dem 19. Jh.
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3. ihm geht das Latein aus = er kann nicht weiter, ist ratlos. »Latein« steht hier stellvertretend für Wissen und Können. Seit dem 18. Jh.
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4. mit seinem Latein zu Ende sein (am Ende seines Lateins sein; das Latein vergessen haben) = nicht mehr weiter wissen; sich in auswegloser Lage befin-
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den. Seit dem 18. Jh. Vgl franz »être au bout de son latin«.
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