Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Lappen
Lappen m \
1. Papiergeld. Verächtlich als »Fetzen« aufgefaßt. Spätestens seit 1840.
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2. Fahne. 1900 ff.
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2 a. Theatervorhang. 1920 ff.
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3. Fallschirm. Sold 1939 ff.
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4. Schulzeugnis. Wenn die schlechten Noten überwiegen, ist es nicht mehr wert als ein Stoff-Fetzen oder Wischtuch. 1880 ff.
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5. Kopftuch. Seit dem 19. Jh.
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6. Taschentuch. Im 19. Jh. aus »⇨ Rotzlappen« verkürzt.
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7. energieloser Mann; Schwächling. ⇨ Lapp. 1500 ff.
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8. schmutzige, unordentliche Frau. Vom Schmutzlappen übertragen. Seit dem 19. Jh.
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9. Kleid (abf ). 1700 ff.
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10. pl = Uniform. Sold 1939 bis heute.
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11. pl = Autopapiere. 1955 ff.
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12. blauer Lappen = Hundertmarkschein. Einerseits wegen der Grundfarbe, andererseits wegen geringer
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Haltbarkeit des Papiers: die ersten Ausgaben wurden im Verkehr bald unansehnlich und lappig wie Lumpen. Als 1910 neue Scheine aus steiferem Papier in Umlauf gesetzt wurden, blieb die alte Bezeichnung erhalten. ⇨ Lappen 1. 1870 ff.
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13. brauner Lappen = Tausendmarkschein. Nach der Farbe der bis 1919 im Deutschen Reich geltenden Geldscheine. 1870 ff.
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14. grauer Lappen = a) Wehrpaß. Die Einbandfarbe ist feldgrau. Sold 1939 ff. – b) Führerschein. Vgl ⇨ Lappen 11. 1975 ff.
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15. nasser Lappen = treuloser Mensch; Verräter. Vgl ⇨ Lapp; ⇨ naß. 1925 ff.
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16. unter vollen Lappen = mit aller Kraft; unter Einsatz aller verfügbaren Mittel. Um 1900 aus der Marinesprache übernommen. Anspielung auf die »Lappen« (= Segel) des Segelschiffs.
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17. einen Schlag mit einem nassen Lappen bekommen haben = wunderlichen Wesens sein. Der Schlag hat das Gesicht getroffen und Sinnesverwirrung hervorgerufen. 1920 ff.
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18. jn fallen lassen wie einen nassen Lappen = den Umgang mit jm abbrechen. Der nasse Wischlappen (Putzlumpen) ist keine Kostbarkeit. 1950 ff.
————
19. hauen, daß die Lappen fliegen = kräftig zuschlagen. Bezieht sich auf das Zerfetzen der Kleidung und/oder der Haut. Die Redensart wurde besonders in den Freiheitskriegen 1813/14 durch ein Soldatenlied bekannt, das damals von jung und alt gesungen wurde und eigentlich ein Spottlied auf Napoleon war; neuerlich aufgegriffen 1870 in einem Spottlied auf Napoleon III. oder den »Franzmann«.
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20. jn fortwerfen wie einen nassen Lappen = jn herzlos, kaltblütig abweisen. ⇨ Lappen 18. 1950 ff.
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21. jm etw auf die Lappen geben = jn ohrfeigen, verprügeln. »Lappen« meinen hier wohl (vergröbernd) die Ohrläppchen oder stehen über »⇨ Lappen 9« für »Frack« o.ä.1700 ff.
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22. durch die Lappen gehen = entwischen, entgehen. Im 18. Jh. von der Treibjagd übernommen: vor Einführung der Wildzäune hängte man zwischen den Bäumen breite Leinentücher oder bunte Lappen auf, um das Wild zurückzuscheuchen.
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23. sich etw durch die Lappen gehen lassen = etw versäumen. Vgl das Vorhergehende. 1900 ff.
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24. auf einem nassen Lappen gelegen (gesessen) haben = a) schlechter Laune sein. Die nasse Unterlage hat wohl eine Erkältung verursacht. Fieber verwirrt
————
die Gedanken. 1920 ff. – b) nicht bei klarem Verstand sein. 1920 ff.
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25. ein paar hinter (auf) die Lappen kriegen = ein paar Ohrfeigen bekommen. ⇨ Lappen 21. Seit dem 18. Jh.
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26. sich auf die Lappen machen = sich schnell entfernen; losmarschieren. Lappen = Fußlappen, Schuhe aus Lappen, zusammengeflickte Schuhe. 1700 ff.
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27. sich aus den Lappen machen = sich schleunigst entfernen. Lappen = Schuhe aus Lappen = Pantoffeln. 1920 ff.
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28. auf die Lappen sehen (kieken, passen) = geizig sein; geldgierig sein; sein Geld zusammenhalten. ⇨ Lappen 1. 1850 ff.
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29. durch die Lappen sein = geflohen sein; entwischt sein; unwiederbringlich verloren sein. ⇨ Lappen 22. Seit dem 19. Jh.
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30. sich durch die Lappen tun = verschwinden. ⇨ Lappen 22. 1930 ff.
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31. man sollte ihn mit einem nassen Lappen totschlagen!: Ausdruck tiefsten Abscheus. Der Gemeinte erscheint nicht einmal einer Kugel, des Galgens o. ä. wert. 1920 ff.
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32. jn in die Ecke werfen wie einen nassen Lappen = sich von einem verachteten Menschen trennen. ⇨ Lappen 18. 1950 ff.
1. Papiergeld. Verächtlich als »Fetzen« aufgefaßt. Spätestens seit 1840.
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2. Fahne. 1900 ff.
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2 a. Theatervorhang. 1920 ff.
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3. Fallschirm. Sold 1939 ff.
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4. Schulzeugnis. Wenn die schlechten Noten überwiegen, ist es nicht mehr wert als ein Stoff-Fetzen oder Wischtuch. 1880 ff.
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5. Kopftuch. Seit dem 19. Jh.
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6. Taschentuch. Im 19. Jh. aus »⇨ Rotzlappen« verkürzt.
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7. energieloser Mann; Schwächling. ⇨ Lapp. 1500 ff.
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8. schmutzige, unordentliche Frau. Vom Schmutzlappen übertragen. Seit dem 19. Jh.
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9. Kleid (abf ). 1700 ff.
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10. pl = Uniform. Sold 1939 bis heute.
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11. pl = Autopapiere. 1955 ff.
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12. blauer Lappen = Hundertmarkschein. Einerseits wegen der Grundfarbe, andererseits wegen geringer
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Haltbarkeit des Papiers: die ersten Ausgaben wurden im Verkehr bald unansehnlich und lappig wie Lumpen. Als 1910 neue Scheine aus steiferem Papier in Umlauf gesetzt wurden, blieb die alte Bezeichnung erhalten. ⇨ Lappen 1. 1870 ff.
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13. brauner Lappen = Tausendmarkschein. Nach der Farbe der bis 1919 im Deutschen Reich geltenden Geldscheine. 1870 ff.
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14. grauer Lappen = a) Wehrpaß. Die Einbandfarbe ist feldgrau. Sold 1939 ff. – b) Führerschein. Vgl ⇨ Lappen 11. 1975 ff.
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15. nasser Lappen = treuloser Mensch; Verräter. Vgl ⇨ Lapp; ⇨ naß. 1925 ff.
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16. unter vollen Lappen = mit aller Kraft; unter Einsatz aller verfügbaren Mittel. Um 1900 aus der Marinesprache übernommen. Anspielung auf die »Lappen« (= Segel) des Segelschiffs.
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17. einen Schlag mit einem nassen Lappen bekommen haben = wunderlichen Wesens sein. Der Schlag hat das Gesicht getroffen und Sinnesverwirrung hervorgerufen. 1920 ff.
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18. jn fallen lassen wie einen nassen Lappen = den Umgang mit jm abbrechen. Der nasse Wischlappen (Putzlumpen) ist keine Kostbarkeit. 1950 ff.
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19. hauen, daß die Lappen fliegen = kräftig zuschlagen. Bezieht sich auf das Zerfetzen der Kleidung und/oder der Haut. Die Redensart wurde besonders in den Freiheitskriegen 1813/14 durch ein Soldatenlied bekannt, das damals von jung und alt gesungen wurde und eigentlich ein Spottlied auf Napoleon war; neuerlich aufgegriffen 1870 in einem Spottlied auf Napoleon III. oder den »Franzmann«.
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20. jn fortwerfen wie einen nassen Lappen = jn herzlos, kaltblütig abweisen. ⇨ Lappen 18. 1950 ff.
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21. jm etw auf die Lappen geben = jn ohrfeigen, verprügeln. »Lappen« meinen hier wohl (vergröbernd) die Ohrläppchen oder stehen über »⇨ Lappen 9« für »Frack« o.ä.1700 ff.
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22. durch die Lappen gehen = entwischen, entgehen. Im 18. Jh. von der Treibjagd übernommen: vor Einführung der Wildzäune hängte man zwischen den Bäumen breite Leinentücher oder bunte Lappen auf, um das Wild zurückzuscheuchen.
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23. sich etw durch die Lappen gehen lassen = etw versäumen. Vgl das Vorhergehende. 1900 ff.
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24. auf einem nassen Lappen gelegen (gesessen) haben = a) schlechter Laune sein. Die nasse Unterlage hat wohl eine Erkältung verursacht. Fieber verwirrt
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die Gedanken. 1920 ff. – b) nicht bei klarem Verstand sein. 1920 ff.
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25. ein paar hinter (auf) die Lappen kriegen = ein paar Ohrfeigen bekommen. ⇨ Lappen 21. Seit dem 18. Jh.
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26. sich auf die Lappen machen = sich schnell entfernen; losmarschieren. Lappen = Fußlappen, Schuhe aus Lappen, zusammengeflickte Schuhe. 1700 ff.
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27. sich aus den Lappen machen = sich schleunigst entfernen. Lappen = Schuhe aus Lappen = Pantoffeln. 1920 ff.
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28. auf die Lappen sehen (kieken, passen) = geizig sein; geldgierig sein; sein Geld zusammenhalten. ⇨ Lappen 1. 1850 ff.
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29. durch die Lappen sein = geflohen sein; entwischt sein; unwiederbringlich verloren sein. ⇨ Lappen 22. Seit dem 19. Jh.
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30. sich durch die Lappen tun = verschwinden. ⇨ Lappen 22. 1930 ff.
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31. man sollte ihn mit einem nassen Lappen totschlagen!: Ausdruck tiefsten Abscheus. Der Gemeinte erscheint nicht einmal einer Kugel, des Galgens o. ä. wert. 1920 ff.
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32. jn in die Ecke werfen wie einen nassen Lappen = sich von einem verachteten Menschen trennen. ⇨ Lappen 18. 1950 ff.