Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Land
Land n \
1. Land des Lächelns = Schreibstube. Vom Titel der Operette von Franz Lehár (1929) übernommen. Kann Tarnausdruck für »Amtschinesisch« sein oder mit dem Lied »Dein ist mein ganzes Herz« die enggeistige Verwaltungsarbeit glossieren. Die Schreibstube ist das Ziel mitleidig-höhnischen Belächelns. BSD 1965 ff.
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2. Land der Mitternachtssünde = Schweden. Umgeformt aus »Mitternachtssonne« in Anspielung auf angeblich großzügige moralische Anschauungen. 1960 ff.
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3. Land der unbegrenzten Möglichkeiten = die Vereinigten Staaten von Amerika. Wahrscheinlich vom Schriftsteller Ludwig Max Goldberger (1848-1913) 1902 geprägt unter dem Eindruck des gewaltigen Wirtschaftslebens der USA und seiner reichen Bodenschätze.
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4. Land der Niethosen = Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin. Anspielung auf die gegen 1955 aufgekommene Hosenmode der Jugendlichen. Ursprünglich waren mit dem Ausdruck die USA gemeint.
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5. Land aus der Retorte = Rheinland-Pfalz; Nordrhein-Westfalen. Diese Bundesländer wurden 1946
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künstlich geschaffen. 1955 ff.
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6. Land der unbegrenzten Tellerwäschermöglichkeiten = USA. Mancher heutige Millionär soll als Tellerwäscher angefangen haben. 1920 ff.
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7. Land der Träume = Rauschgiftrausch; Rauschgift. 1965 ff.
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8. Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten = Deutschland. Nach 1925 aufgekommen.
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9. das gelobte Land = Frauenschoß. Eigentlich Palästina als Land der Verheißung (nach dem Alten Testament). 1900 ff.
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10. Land in Sicht!: Ausruf, wenn eine mühevolle und/oder langwierige Arbeit ihrem Ende entgegengeht. Der Seemannssprache entlehnt. 1920 ff.
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11. auch wieder im Land? = (bist du) auch wieder von der Reise (aus dem Urlaub) zurückgekehrt? Land = Heimat. 1900 ff.
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12. bleibe im Land und nähre dich von Rettich!: Rat an einen Daheimbleiber. Scherzhaft entstellt aus der Zeile im Psalm 37,3: »bleibe im Lande und nähre dich redlich«. 1920 ff.
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13. an Land gehen = Stadturlaub antreten. Von der Marine im späten 19. Jh. übernommen.
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14. aufs Land gehen = Leute suchen, die man betrügen kann. Bauern galten (gelten) als einfältig und leichtgläubig. Seit dem 19. Jh.
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15. Land gewinnen = a) davongehen, flüchten. Meist in der Befehlsform. Meint in der Seemannssprache soviel wie »Land ansteuern«. 1935 ff. – b) sich in Sicherheit bringen; sein Ziel erreichen. 1935 ff.
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16. Land kommt mit = beim Entweichenlassen von Darmwinden gehen Kotteilchen mit ab. 1900 ff.
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17. Land sehen = Erfolg haben; dem Erfolg ganz nahe sein. Der Seemannssprache entlehnt. Seit dem 19. Jh.
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18. kein Land sehen = keine überzeugenden Beweise erkennen; die Schlußfolgerung nicht anerkennen; einen Erfolg laufender Bemühungen noch nicht absehen können. 1920 ff.
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19. aufs Land verreisen = a) eine Freiheitsstrafe verbüßen. Hehlausdruck. 1900 ff. – b) heimlich und in aller Abgeschiedenheit niederkommen. Gleichfalls ein Hehlausdruck. 1900 ff.
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20. etw an Land ziehen = a) etw durch Geschicklichkeit oder zufällig bekommen. Hergenommen vom Auffischen des Strandguts. Sold und ziv 1914 ff. – b) sich etw diebisch aneignen 1914 ff.
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