Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kurve
Kurve f \
1. pl = üppig entwickelte Rundungen des weiblichen Körpers. Gegen 1950 aufgekommen in Anlehnung an die Straßenkurven. Vorausgegangen ist seit 1900 schül » Sinuskurve«.
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2. sg = Frau mit üppigen Körperformen. 1950 ff. Vorgebildet schon 1914 bei Egon Erwin Kisch, »Der rasende Reporter«.
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3. brüllende Kurven = übermäßig betonter Busen. brüllend. 1950 ff.
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4. heiße Kurve = gefährliche Rennstreckenkurve. 1950 ff.
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5. sanfte Kurven = a) Jungmädchenbusen. 1950 ff. – b) Flachbusigkeit. 1950 ff.
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6. schädelechte Kurven = üppiger Busen ohne künstliche Nachhilfe. »Schädelecht« sagt der Jäger, wenn der Präparator der Trophäe das Geweih auf die echte, nicht auf eine künstliche Knochenunterlage setzt. 1953 ff.
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7. scharfe Kurven = üppig entwickelter und durch die Kleidung entsprechend hervorgehobener Busen. Hergenommen von der engen Straßenkurve. 1950 ff.
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8. vor der Kurve abspringen = den Koitus abbrechen. 1960 ff.
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9. eine Kurve entschärfen = eine allzu enge Straßenkurve (»Haarnadelkurve«) ausweiten und damit weniger gefährlich (= verkehrsunfallträchtig) machen. Übernommen vom Entschärfen von Bomben u. ä. 1955 ff.
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10. die Kurve erwischen = mit knapper Not in die nächsthöhere Klasse versetzt werden. Der Schüler meistert die Biegung (um die sprichwörtliche Klippe), wird nicht aus der Fahrbahn getragen. 1950 ff.
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11. die falsche Kurve erwischen = a) eine falsche Richtung einschlagen; sich verirren. Leitet sich wohl her vom Nichtbeachten der Verkehrsschilder am Verteilerring o. ä. 1935 ff. – b) eine Torheit begehen; irrtümlich oder unüberlegt sich dem Gegner ausliefern. 1935 ff.
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12. mit Kurven fahren = den üppigen Busen bei jeder Bewegung deutlich voranstellen. 1950 ff.
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13. die Kurve finden = eine Schwierigkeit meistern. Vgl Kurve 10. 1950 ff.
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14. zu schnell in die Kurve gehen = unüberlegt handeln. Stammt aus dem Hallenradrennsport: geht der Rennfahrer mit zu hoher Geschwindigkeit in die
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Kurve, wird er aus der Bahn getragen und kommt zu Fall. 1920 ff.
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15. aus der Kurve getragen werden = die Beherrschung verlieren. Vgl das Vorhergehende. 1920 ff.
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16. in der Kurve hängen = benachteiligt sein; überflügelt werden. Bei Bahnrennen jeder Art hat der Läufer (Reiter, Fahrer o. ä.) auf der Innenbahn den kürzesten Weg; wer sich nach außen abdrängen läßt, wird in der Kurve » abgehängt«. 1920/30 ff.
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17. die Kurve kratzen = a) die Straßenbiegung schneiden. Man biegt so rasch und eng um die Ecke, daß man den Bordstein oder die Mauer kratzt. Kraftfahrerspr. 1920/30 ff. – b) etw mit knapper Not bewerkstelligen. 1930 ff. – c) sich einer Verpflichtung entziehen, entwinden; sich eiligst (noch rechtzeitig) entfernen. Vgl auskratzen. 1920/30 ff. – d) sich der Dienstpflicht entziehen. BSD 1965 ff; wohl schon 1939 ff. – e) sich beliebt zu machen suchen; liebedienerisch sein; sich anbiedern. Vgl »sich bei jm einkratzen«; beeinflußt von »die Kur schneiden = umwerben«. Sold 1939 ff.
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18. die Kurve kriegen = a) einer Sache gewachsen sein; einer Sache eine günstige Wendung geben; sich fassen. Vom Straßenverkehr hergenommen. 1920 ff. – b) etw begreifen, richtig auffassen. 1930 ff.
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19. die Kurve nicht kriegen = a) bezecht torkeln. 1920/30 ff. – b) von der Schule verwiesen werden. Vgl Kurve 10. 1930 ff.
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20. eine Sache durch die letzte Kurve kriegen = einer Sache über die letzte Schwierigkeit hinweghelfen; das letzte Hindernis überwinden. 1930 ff.
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21. sich in die Kurve legen = sehr schnell und eng durch die Kurve fahren; um die Ecke eilen. Kraftfahrerspr. 1920/30 ff.
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22. sich in die Kurven legen = die üppigen Rundungen des Körpers wirkungsvoll zur Geltung bringen. 1950 ff.
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23. gut in der Kurve liegen = Erfolg haben; Beifall ernten; in guter Stimmung sein. 1930 ff.
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24. auf Kurven machen = üppige Körperformen zur Schau stellen. 1950 ff.
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25. die Kurve nehmen = a) einer Schwierigkeit Herr werden. Kurve 18. 1930 ff. – b) die Prüfung bestehen. Stud und schül 1930 ff. – c) fliehen; desertieren. Kurve 17 d. Sold 1939 ff.
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26. die Kurve raushaben = etw gründlich verstehen; eine Sache geschickt meistern. Analog zu »den Bogen raushaben«. 1920/30 ff.
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27. die Kurven rausrecken = die üppigen Körperformen durch die Haltung noch stärker zur Geltung bringen. 1950 ff.
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28. die Kurve nicht schaffen = unterliegen; in der Prüfung scheitern; in der Schule nicht versetzt werden; sich vom Partner nicht freimachen können. 1930 ff.
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29. die Kurve wetzen = davoneilen. Verstärkung von Kurve 17 c. 1930 ff.
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