Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Krieg
Krieg m \
1. Streit, Zank, Unfrieden. Auf mangelnde Friedfertigkeit in jeglichen zwischenmenschlichen Beziehungen übertragen seit dem 19. Jh.
\
2. Krieg und Frieden = Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler. Übernommen vom deutschen Titel des nach dem Roman von Leo Tolstoj gedrehten Films »War and Peace« (1956). Schül 1959 ff.
\
3. dreißigjähriger Krieg = dreißig Jahre währende schlechte Ehe. Ironie. Seit dem 19. Jh.
\
4. fauler Krieg = Stellungskrieg zwischen dt »Westwall« und franz »Maginot-Linie« vom 1. September 1939 bis zum 9. Mai 1940. Da kein ernsthafter Schußwechsel stattfand, herrschte auf beiden Seiten ein »Faulenzerleben«. 1940 ff.
\
5. heißer Krieg = Krieg mit militärischen Waffen. Im Anschluß an das Folgende gegen 1947/48 aufgekommen.
\
6. kalter Krieg = kriegsähnlicher Zustand ohne milit Waffenanwendung. Lehnübersetzung von engl »cold war« seit Anfang November 1947 in der dt Presse; wahrscheinlich hervorgerufen durch einen Leitartikel von Walter Lippmann in der »Washington Post«.
————
Laut »Frankfurter Allgemeine Magazin«, Heft 138/1982, taucht der Begriff in der Form »guerre froide« bereits 1893 bei Eduard Bernstein auf; er dürfte noch älter sein.
\
7. lauwarmer Krieg = kleiner Zwist; Meinungsverschiedenheit. Erklärt sich aus dem Vorhergehenden. 1950 ff.
\
8. schmutziger Krieg = a) in der Verborgenheit geführter Krieg mit Sprengstoffanschlägen, Ermordungen usw. Schmutzig = heimtückisch. 1955 ff. – b) Firmenwettbewerb mit unredlichen Mitteln; unlauterer Wettbewerb. 1965 ff.
\
9. siebenjähriger Krieg = sieben Jahre währende schlechte Ehe. Eigentlich der europäische Krieg 1756-1763. Umgangssprachlich seit dem 19. Jh.
\
10. den Krieg nicht erfunden haben = an einer unerfreulichen Anordnung nicht schuld sein (aber sie dennoch ausführen). Sold in beiden Weltkriegen.
\
11. genießt den Krieg (freut euch des Kriegs), der Friede wird furchtbar (fürchterlich, grauenvoll) sein: grimmige defätistische Äußerung. Wahrscheinlich nicht erst im Zweiten, sondern schon im ausgehenden Ersten Weltkrieg aufgekommen.
\
12. Krieg spielen = a) Soldat sein. Entpathetisierung,
————
als wäre es ein Kinderspiel. 1920 ff. – b) am Manöver teilnehmen. Es ist eine Übung (ein »Sandkastenspiel«), kein Ernstfall. BSD 1955 ff.
\
13. stellt euch vor (stell' dir vor), es gibt (gäbe) Krieg, und keiner geht (ginge) hin!: an- oder aufreizender Losungsspruch von Kriegsdienstgegnern und Anhängern der »Friedensbewegung«; jedoch oft auch iron , um Kriegsgegnertum verächtlich zu machen. Laut »Information für die Truppe« (Bonn 1983, Heft 4) ist der Spruch ein Zitat aus dem Buch »The People – Yes« des amerikanischen Schriftstellers Carl Sandburg aus dem Jahre 1936; Übersetzung im Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1964. Verbreitet durch Aufkleber und Wandbeschriftungen seit 1980/81. Vgl auch »Der Sprachdienst« (Wiesbaden 1983, Heft 7, S. 97 ff).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Krieg