Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kreuz
Kreuz n \
1. Mühsal, Sorge, Not; Übles, Schlimmes. Hergenommen von der Bedeutung des Kreuzes für das Christentum: der Schandgalgen für Verbrecher wurde durch den Kreuzestod Christi zum Sinnbild unausweichlicher Bekümmernis und arger Mühsal. Seit dem 15. Jh.
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2. ein Kreuz, ein Leid: Redewendung, wenn Treff (= Kreuz) gespielt wird. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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3. o Kreuz, mein Leiden!: Redewendung, mit der ein Skatspieler seinem Partner verrät, daß er schlechte Karten der Farbe »Treff = Kreuz« hat. Seit dem 19. Jh.
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4. Kreuz mit Bandscheibenschaden = nicht gewinnsicheres Treff-Spiel. »Kreuz« meint hier wortspielerisch sowohl die Kartenfarbe Treff als auch das Rückgrat(ende). 1950 ff, kartenspielerspr.
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5. Kreuz von Doppelschrankbreite = Breitschultrigkeit. Vgl »normannischer Kleiderschrank« = Spitzname des breitschultrigen deutschen Filmschauspielers Curd Jürgens (1912-1982). 1950 ff.
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6. Kreuz des Südens = Gesäß. Eigentlich der Name
————
eines Sternbilds des südlichen Himmels. 1900 ff.
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7. Deutsches Kreuz in Holz (in Birke) = schlichtes Holzkreuz auf dem Soldatengrab. In grimmigem Scherz dem Deutschen Kreuz in Gold nachgeahmt. Sold 1939 ff.
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8. Eisernes Kreuz mit Trauerflor = Kriegsverdienstkreuz. Der breite Mittelstreifen des Bandes ist schwarz. Sold 1939 ff.
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9. oberes Kreuz = Halswirbelsäule, -muskulatur. 1920 ff.
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10. südliches Kreuz = Gesäß. ⇨ Kreuz 6. 1900 ff.
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11. unteres Kreuz = unteres Wirbelsäulenende; Steißbein. 1920 ff.
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12. im Kreuz abbrechen = sich zum Schlafen niederlegen. Das geschieht gemeinhin mit angewinkelten Beinen; so entsteht am »südlichen Kreuz« ein »Knick = Bruch«. 1914 ff.
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13. sich das Kreuz abbrechen = übertrieben viele (tiefe) Verbeugungen machen. 1920 ff.
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14. es drückt ihm fast das Kreuz ab = es strengt ihn körperlich sehr an. 1950 ff.
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15. jm das Kreuz abschlagen = jn heftig verprügeln; jn umbringen. Bayr 1900 ff.
————
16. jm das Kreuz aushaken = jn heftig prügeln. 1900 ff.
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17. jm das Kreuz aushängen = jn so zurichten, daß die Wirbelsäule beschädigt wird; Drohrede. Übertragen von der Vorstellung der aus den Angeln gehobenen Tür. 1900 ff.
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17 a. über Kreuz bleiben = in einer Meinungsverschiedenheit auf dem eigenen Standpunkt beharren. ⇨ Kreuz 22. 1960 ff.
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18. jm das Kreuz brechen = a) jds Eigenwillen brechen. Das Rückgrat als Sinnbild der Willens- und Gesinnungsstärke. Seit dem 19. Jh. – b) den Gegner im Kartenspiel um den Sieg bringen. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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19. aus dem Kreuz drücken = koten. ⇨ Kreuz 10. BSD 1965 ff.
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20. jm das Kreuz einrichten = jn verprügeln, mißhandeln. Ironie; denn »einrichten« meint soviel wie »zurechtsetzen«. 1930 ff.
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21. aufs Kreuz fallen = sehr erstaunt sein. Vor Überraschung oder Schreck verliert man die Standfestigkeit oder wird gar ohnmächtig. Gemeint ist »Kreuz = Gesäß«; vgl daher auch »⇨ setzen 3«. Seit dem 19. Jh.
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22. mit jm über Kreuz geraten = sich mit jm entzweien. Meint eigentlich das Kreuzen der Klingen beim Fechten. 1900 ff.
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23. ein Kreuz hat jeder Mensch: Treff-Ansage des Kartenspielers. 1900 ff.
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24. etw im Kreuz haben = wohlhabend sein. Man hat geldlichen Rückhalt. 1920 ff.
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25. einen im (auf dem) Kreuz haben = betrunken sein. Der Bezechte torkelt wie unter einer schweren Last. 1900 ff.
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26. wer das Kreuz hat, segnet sich zuerst = wem die Möglichkeit gegeben ist, der nimmt sich seinen Vorteil vorweg; Macht läßt zu Reichtum kommen. Das Kreuz als Sinnbild des Christentums meint hier die katholische Geistlichkeit und vor allem den Erwerbssinn der Kirche. Im späten 19. Jh. aufgekommen, wohl im Zusammenhang mit dem Zwist zwischen der preußischen Regierung und der katholischen Kirche.
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27. mit jm sein Kreuz haben = um jn viel Sorge und Kummer haben. ⇨ Kreuz 1. 1500 ff.
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28. ein breites Kreuz haben = allerlei Zumutungen zu ertragen wissen; sich nicht aus der Ruhe bringen lassen; viel Widriges aushalten können. Der breite Rücken trägt schwere Lasten. 1900 ff.
————
29. jm etw ans Kreuz hängen = jn für etw verantwortlich machen. Man bürdet ihm die Last der Verantwortung auf die Schultern. 1950 ff.
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30. mit jm über Kreuz kommen = sich mit jm verfeinden. ⇨ Kreuz 22. 1900 ff.
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31. zu Kreuze kriechen = widerrufen; sich demütigen; nachgeben. Fußt auf alter Kirchenstrafe: der reuige Sünder mußte am Karfreitag auf Händen und Füßen zum Kreuz Christi kriechen. Seit dem 17. Jh. auf weltliche Verhältnisse übertragen.
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32. jn aufs Kreuz legen (schmeißen, werfen) = a) jn zu Boden werfen; jds Widerstand brechen; jn bezwingen; jn unschädlich machen; jn umbringen. Aus der Ringersprache übernommen. 1920 ff. – b) jn erpressen, betrügen, belügen, übertölpeln, als Geldgeber (für eine unsichere Sache) gewinnen. 1920 ff. – c) jn einem strengen Verhör unterziehen (und zu einem Geständnis zwingen). 1930 ff. – d) jm unbeantwortbare Fragen stellen; jm Antworten geben, die keine Erwiderung zulassen. 1920 ff.
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33. eine Frau aufs Kreuz legen (schmeißen) = eine Frau beischlafwillig machen, zum Geschlechtsverkehr zwingen. 1920 ff.
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34. sich aufs Kreuz legen lassen = sich übertölpeln
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lassen. 1920 ff.
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35. jm etw aus dem Kreuz leiern = jm etw abnötigen. Analog zu ⇨ abzapfen, auch ⇨ entsteißen. Im engeren Sinne ist wohl von einer Rückenmarkpunktion auszugehen. Vgl aber auch »etw im Kreuz haben = Geld im Rückhalt haben«: es ist also auch von dort herzuholen. ⇨ leiern 2. 1920 ff.
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36. hinter etw drei Kreuze machen = froh sein, daß man eine Arbeit erledigt hat. Hergenommen von der Segenserteilung des Geistlichen. Seit dem 19. Jh.
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37. hinter jm drei Kreuze machen = sich über jds Weggehen sehr freuen. Vgl das Vorhergehende. Seit dem 19. Jh.
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38. mach drei Kreuze, vier Kreuze sind Doktor!: scherzhafte Redewendung, wenn einer kaum seinen Namen schreiben kann. Drei Kreuze statt einer Unterschrift sind die Merkzeichen des Schreibunkundigen. Ihm wird unterstellt, daß er immerhin »bis drei zählen« kann. 1950 ff.
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39. vor jm (etw) das Kreuz machen = sich vor jm (etw) fürchten; gegen jn (etw) Abscheu hegen. Das Kreuzzeichen ist in der volkstümlichen Praxis auch ein unheilbannendes Zeichen. 1700 ff.
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40. jn aufs Kreuz schmeißen. ⇨ Kreuz 32.
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41. es ist ein Kreuz mit ihm = man hat mit ihm seine Last, seine Not. ⇨ Kreuz 1. 1500 ff.
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42. stark im Kreuz sein = unbeugsam sein. Vgl ⇨ Kreuz 18. 1930 ff.
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43. mit jm über Kreuz (übers Kreuz ) sein = mit jm verfeindet sein. ⇨ Kreuz 22. Seit dem 18. Jh.
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44. jn aufs Kreuz werfen. ⇨ Kreuz 32.
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45. ein breites Kreuz zeigen = sich ablehnend verhalten; sich einer Sache widersetzen. ⇨ Kreuz 28. 1900 ff.
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46. jm ein paar übers Kreuz ziehen = jn heftig prügeln. Seit dem 19. Jh.
1. Mühsal, Sorge, Not; Übles, Schlimmes. Hergenommen von der Bedeutung des Kreuzes für das Christentum: der Schandgalgen für Verbrecher wurde durch den Kreuzestod Christi zum Sinnbild unausweichlicher Bekümmernis und arger Mühsal. Seit dem 15. Jh.
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2. ein Kreuz, ein Leid: Redewendung, wenn Treff (= Kreuz) gespielt wird. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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3. o Kreuz, mein Leiden!: Redewendung, mit der ein Skatspieler seinem Partner verrät, daß er schlechte Karten der Farbe »Treff = Kreuz« hat. Seit dem 19. Jh.
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4. Kreuz mit Bandscheibenschaden = nicht gewinnsicheres Treff-Spiel. »Kreuz« meint hier wortspielerisch sowohl die Kartenfarbe Treff als auch das Rückgrat(ende). 1950 ff, kartenspielerspr.
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5. Kreuz von Doppelschrankbreite = Breitschultrigkeit. Vgl »normannischer Kleiderschrank« = Spitzname des breitschultrigen deutschen Filmschauspielers Curd Jürgens (1912-1982). 1950 ff.
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6. Kreuz des Südens = Gesäß. Eigentlich der Name
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eines Sternbilds des südlichen Himmels. 1900 ff.
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7. Deutsches Kreuz in Holz (in Birke) = schlichtes Holzkreuz auf dem Soldatengrab. In grimmigem Scherz dem Deutschen Kreuz in Gold nachgeahmt. Sold 1939 ff.
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8. Eisernes Kreuz mit Trauerflor = Kriegsverdienstkreuz. Der breite Mittelstreifen des Bandes ist schwarz. Sold 1939 ff.
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9. oberes Kreuz = Halswirbelsäule, -muskulatur. 1920 ff.
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10. südliches Kreuz = Gesäß. ⇨ Kreuz 6. 1900 ff.
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11. unteres Kreuz = unteres Wirbelsäulenende; Steißbein. 1920 ff.
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12. im Kreuz abbrechen = sich zum Schlafen niederlegen. Das geschieht gemeinhin mit angewinkelten Beinen; so entsteht am »südlichen Kreuz« ein »Knick = Bruch«. 1914 ff.
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13. sich das Kreuz abbrechen = übertrieben viele (tiefe) Verbeugungen machen. 1920 ff.
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14. es drückt ihm fast das Kreuz ab = es strengt ihn körperlich sehr an. 1950 ff.
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15. jm das Kreuz abschlagen = jn heftig verprügeln; jn umbringen. Bayr 1900 ff.
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16. jm das Kreuz aushaken = jn heftig prügeln. 1900 ff.
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17. jm das Kreuz aushängen = jn so zurichten, daß die Wirbelsäule beschädigt wird; Drohrede. Übertragen von der Vorstellung der aus den Angeln gehobenen Tür. 1900 ff.
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17 a. über Kreuz bleiben = in einer Meinungsverschiedenheit auf dem eigenen Standpunkt beharren. ⇨ Kreuz 22. 1960 ff.
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18. jm das Kreuz brechen = a) jds Eigenwillen brechen. Das Rückgrat als Sinnbild der Willens- und Gesinnungsstärke. Seit dem 19. Jh. – b) den Gegner im Kartenspiel um den Sieg bringen. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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19. aus dem Kreuz drücken = koten. ⇨ Kreuz 10. BSD 1965 ff.
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20. jm das Kreuz einrichten = jn verprügeln, mißhandeln. Ironie; denn »einrichten« meint soviel wie »zurechtsetzen«. 1930 ff.
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21. aufs Kreuz fallen = sehr erstaunt sein. Vor Überraschung oder Schreck verliert man die Standfestigkeit oder wird gar ohnmächtig. Gemeint ist »Kreuz = Gesäß«; vgl daher auch »⇨ setzen 3«. Seit dem 19. Jh.
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22. mit jm über Kreuz geraten = sich mit jm entzweien. Meint eigentlich das Kreuzen der Klingen beim Fechten. 1900 ff.
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23. ein Kreuz hat jeder Mensch: Treff-Ansage des Kartenspielers. 1900 ff.
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24. etw im Kreuz haben = wohlhabend sein. Man hat geldlichen Rückhalt. 1920 ff.
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25. einen im (auf dem) Kreuz haben = betrunken sein. Der Bezechte torkelt wie unter einer schweren Last. 1900 ff.
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26. wer das Kreuz hat, segnet sich zuerst = wem die Möglichkeit gegeben ist, der nimmt sich seinen Vorteil vorweg; Macht läßt zu Reichtum kommen. Das Kreuz als Sinnbild des Christentums meint hier die katholische Geistlichkeit und vor allem den Erwerbssinn der Kirche. Im späten 19. Jh. aufgekommen, wohl im Zusammenhang mit dem Zwist zwischen der preußischen Regierung und der katholischen Kirche.
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27. mit jm sein Kreuz haben = um jn viel Sorge und Kummer haben. ⇨ Kreuz 1. 1500 ff.
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28. ein breites Kreuz haben = allerlei Zumutungen zu ertragen wissen; sich nicht aus der Ruhe bringen lassen; viel Widriges aushalten können. Der breite Rücken trägt schwere Lasten. 1900 ff.
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29. jm etw ans Kreuz hängen = jn für etw verantwortlich machen. Man bürdet ihm die Last der Verantwortung auf die Schultern. 1950 ff.
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30. mit jm über Kreuz kommen = sich mit jm verfeinden. ⇨ Kreuz 22. 1900 ff.
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31. zu Kreuze kriechen = widerrufen; sich demütigen; nachgeben. Fußt auf alter Kirchenstrafe: der reuige Sünder mußte am Karfreitag auf Händen und Füßen zum Kreuz Christi kriechen. Seit dem 17. Jh. auf weltliche Verhältnisse übertragen.
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32. jn aufs Kreuz legen (schmeißen, werfen) = a) jn zu Boden werfen; jds Widerstand brechen; jn bezwingen; jn unschädlich machen; jn umbringen. Aus der Ringersprache übernommen. 1920 ff. – b) jn erpressen, betrügen, belügen, übertölpeln, als Geldgeber (für eine unsichere Sache) gewinnen. 1920 ff. – c) jn einem strengen Verhör unterziehen (und zu einem Geständnis zwingen). 1930 ff. – d) jm unbeantwortbare Fragen stellen; jm Antworten geben, die keine Erwiderung zulassen. 1920 ff.
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33. eine Frau aufs Kreuz legen (schmeißen) = eine Frau beischlafwillig machen, zum Geschlechtsverkehr zwingen. 1920 ff.
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34. sich aufs Kreuz legen lassen = sich übertölpeln
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lassen. 1920 ff.
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35. jm etw aus dem Kreuz leiern = jm etw abnötigen. Analog zu ⇨ abzapfen, auch ⇨ entsteißen. Im engeren Sinne ist wohl von einer Rückenmarkpunktion auszugehen. Vgl aber auch »etw im Kreuz haben = Geld im Rückhalt haben«: es ist also auch von dort herzuholen. ⇨ leiern 2. 1920 ff.
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36. hinter etw drei Kreuze machen = froh sein, daß man eine Arbeit erledigt hat. Hergenommen von der Segenserteilung des Geistlichen. Seit dem 19. Jh.
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37. hinter jm drei Kreuze machen = sich über jds Weggehen sehr freuen. Vgl das Vorhergehende. Seit dem 19. Jh.
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38. mach drei Kreuze, vier Kreuze sind Doktor!: scherzhafte Redewendung, wenn einer kaum seinen Namen schreiben kann. Drei Kreuze statt einer Unterschrift sind die Merkzeichen des Schreibunkundigen. Ihm wird unterstellt, daß er immerhin »bis drei zählen« kann. 1950 ff.
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39. vor jm (etw) das Kreuz machen = sich vor jm (etw) fürchten; gegen jn (etw) Abscheu hegen. Das Kreuzzeichen ist in der volkstümlichen Praxis auch ein unheilbannendes Zeichen. 1700 ff.
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40. jn aufs Kreuz schmeißen. ⇨ Kreuz 32.
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41. es ist ein Kreuz mit ihm = man hat mit ihm seine Last, seine Not. ⇨ Kreuz 1. 1500 ff.
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42. stark im Kreuz sein = unbeugsam sein. Vgl ⇨ Kreuz 18. 1930 ff.
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43. mit jm über Kreuz (übers Kreuz ) sein = mit jm verfeindet sein. ⇨ Kreuz 22. Seit dem 18. Jh.
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44. jn aufs Kreuz werfen. ⇨ Kreuz 32.
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45. ein breites Kreuz zeigen = sich ablehnend verhalten; sich einer Sache widersetzen. ⇨ Kreuz 28. 1900 ff.
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46. jm ein paar übers Kreuz ziehen = jn heftig prügeln. Seit dem 19. Jh.