Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
kratzen
kratzen v \
1. zu kratzen haben = sich plagen müssen; sich mühsam durchs Leben schlagen. Kratzen = scharren (nach Hühnerart); hier bezogen auf das Zusammenscharren des Bargelds. 1900 ff.
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2. mit etw sein kratzen haben = mit einer Sache seine Schwierigkeit haben; eine Sache nicht leichthin erledigen können. 1900 ff.
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3. intr = bezahlen. Man kratzt seine Barschaft zusammen. 1900 ff.
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4. intr = liebedienerisch sein; gehorsam sein. Hängt zusammen mit »sich einkratzen«, auch mit »einen Kratzfuß machen« oder »jm den Bart kratzen« oder gar »jn am Arsch kratzen«, – alles einschlägige Ausdrücke der Willfährigkeit. 1800 ff.
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5. sich gekratzt fühlen = sich geschmeichelt, geehrt fühlen. Versteht sich nach dem Vorhergehenden. Seit dem 19. Jh.
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6. intr = auffallen wollen. Gehört zu »sich herauskratzen = sich herausputzen«, beeinflußt von »sich einkratzen = sich beliebt machen«. Halbw 1955 ff.
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7. es kratzt mich nicht = es berührt mich nicht, betrifft mich nicht, stört mich nicht, regt mich nicht auf. Her-
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genommen von anzüglichen Bemerkungen. »Wen's juckt, der kratze sich« heißt es, wenn eine namentlich nicht genannte Person sich von einer Bemerkung getroffen fühlt. 1600 ff.
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8. es kratzt mich = das ärgert mich sehr; darüber bin ich sehr wütend. Versteht sich nach dem Vorhergehenden. 1900 ff.
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9. tr = etw stehlen; etw auf nicht ganz erlaubte Weise beschaffen. Durch eine scharrende Bewegung mit der Hand oder dem Fuß bringt man es an sich. 1900 ff.
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10. tr = jn schädigen, erpressen, schröpfen. Man bringt ihm eine Wunde bei, so daß er bluten muß. Vgl »jn zur Ader lassen«. 1920 ff.
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11. nicht kratzen, – Stelle merken und waschen!: Mahnung zu körperlicher Sauberhaltung. BSD 1965 ff.
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