Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kragen
Kragen m \
1. Schaum auf dem Glas Bier. Vielleicht verkürzt aus »Ulanenkragen« (wegen der weißen Aufschläge der Königsulanen). Spätestens seit 1900.
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2. Kragen mit Geländer = Umlege-, Rollkragen. Marinespr 1900 ff.
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3. grüner Kragen = Sicherungsverwahrung. Laut Auskunft der Justizvollzugsanstalt Straubing trug die Oberbekleidung der Verwahrten seit 1963 einen dunkelgrünen Kragen. Diese Kennzeichnung ist nicht mehr vorgeschrieben.
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4. weißer Kragen = a) Sozialsymbol der Angestellten. 1960 ff. – b) Angestellter. 1960 ff.
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5. einem Gerät den Kragen abdrehen = ein Gerät ausschalten. Kragen = Hals. 1950 ff.
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6. sich den Kragen absaufen = sich zu Tode trinken. 1900 ff.
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7. jn am Kragen fassen = jn verhaften; jn derb zur Ordnung rufen; jm Schwierigkeiten bereiten. Seit dem 19. Jh.
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8. es geht ihm an den Kragen = es ergeht ihm schlecht; er wird zur Verantwortung gezogen; es geht
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ihm ans Leben. Kragen = Hals, Nacken. Anspielung auf Enthauptung. Seit dem 18. Jh.
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9. jm an den Kragen gehen (kommen) = jn zur Rede stellen; jn zur Rechenschaft ziehen. Vgl Kragen 7. Seit dem 19. Jh.
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10. mit einem Kragen gehen = Büroangestellter (o. ä.) sein. Durch den Kragen (ursprünglich den » Stehkragen«) und neuerdings (von Amerika beeinflußt) durch den weißen Kragen unterscheidet sich der Büroangestellte vom Fabrikarbeiter. 1900 ff.
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11. einen hinter den Kragen gießen (schütten) = Alkohol zu sich nehmen. Seit dem 19. Jh.
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12. jn beim (am) Kragen haben = jn am Hals (Genick, Kragenaufschlag der Jacke o. ä.) ergriffen haben und festhalten. 1800 ff.
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13. sich einen hinter den Kragen kippen = ein Glas Alkohol trinken. Analog zu »einen hinter die Binde gießen«. Seit dem 19. Jh.
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14. den Kragen leeren = seinem Zorn ungehemmten Ausdruck geben. Kragen = Hals, Kehle, Gurgel. Vgl auch Kropf. 1900 ff.
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15. jn beim Kragen nehmen (kriegen, packen, erwischen; jm an den Kragen kommen) = jn am Hals greifen; jn verhaften. Vgl Kragen 12. Seit dem 16. Jh.
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16. ihm platzt der Kragen = er ist sehr wütend, braust auf. Hängt zusammen mit den anschwellenden Zornesadern am Hals. Spätestens seit 1900.
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17. ihm platzt der moralische Kragen = er entrüstet sich sittlich. 1950 ff.
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18. jm den Kragen rausmachen = jn ausschimpfen. Geht auf Enthauptung zurück: der Henker macht den Hals des Verurteilten frei, damit Richtschwert oder Fallbeil nicht behindert werden. 1800 ff.
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19. ich drehe dir den Kragen rum!: Drohrede. Hergenommen von der Art, wie man Geflügel tötet. Seit dem 19. Jh.
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20. jm den Kragen rumdrehen = jn beruflich, wirtschaftlich, moralisch erledigen. 1920 ff.
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21. den Kragen rumgedreht kriegen = Geistlicher werden. (Katholische) Geistliche schließen den Kragen im Nacken. 1900 ff.
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22. es steht mir bis zum Kragen = es widert mich an. Anspielung auf Brechreiz. 1900 ff.
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23. sich den Kragen verkehrt umbinden = Geistlicher sein. Kragen 21. 1900 ff.
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24. den Kragen vollhaben = a) betrunken sein. 1920 ff. – b) gesättigt sein. 1920 ff. – c) genug Geld
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verdient haben. 1920 ff.
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25. bis zum Kragen vollsein = volltrunken sein. 1920 ff.
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26. ihm wird der Kragen zu eng = es verdrießt, ärgert ihn. Kragen 16. 1900 ff.
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27. jm an den Kragen wollen = a) jn am Genick ergreifen. Seit dem 19. Jh. – b) jn zur Verantwortung ziehen. Kragen 8. 1900 ff. – c) jn schärfstens kritisieren; jn durch Kritik (moralisch, gesellschaftlich, beruflich o. ä.) erledigen. 1900 ff.
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28. den Kragen hinten zuknöpfen = (katholischer) Geistlicher sein. Kragen 21. 1900 ff.
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