Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
kotzen
kotzen intr \
1. sich erbrechen. Im 15. Jh. zusammengezogen aus »koppezen«, dem Intensivum zu »koppen = erbrechen«.
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2. husten. Wegen einer gewissen Verwandtschaft in Lautäußerung und Gebärde. Seit dem 19. Jh.
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3. schimpfen; grob reden. Vgl anscheißen 1 b. 1900 ff.
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4. ein Geständnis ablegen. Man gibt es stückweise von sich wie beim Erbrechen. Rotw seit dem frühen 19. Jh.
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5. in Abständen feuern. Sold in beiden Weltkriegen.
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6. explodieren, detonieren. Sold in beiden Weltkriegen.
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7. auf etw kotzen = etw weit von sich weisen; etw mit Entrüstung, grob ablehnen. Das Gemeinte ist so widerlich und wertlos wie Erbrochenes. 1914 ff.
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8. über (von) etw kotzen = über etw (mit Widerwillen) sprechen. 1935 ff.
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9. der Motor kotzt = der Motor läuft unregelmäßig wegen eines Schadens an der Kraftstoffzufuhr. Kraftfahrerspr. und fliegerspr. seit 1914.
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10. es ist zum kotzen = es ist zum Verzweifeln; es ist unerträglich, völlig unbrauchbar. Ausruf heftigsten Unwillens. Seit dem späten 19. Jh.
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11. zum kotzen, Herr Major (auch mit dem Zusatz: das ganze Bataillon steht schief)!: Ausdruck heftigen Unmuts. Sold 1914 ff.
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12. man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte: Ausdruck höchsten Unwillens. Die Redensart soll von Max Liebermann stammen, datiert auf den 30. Januar 1933, als der (später als »entartet« eingestufte, impressionistische) Maler den Fackelzug der Nationalsozialisten auf der Straße Unter den Linden in Berlin miterlebte.
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13. das ist gekotzt wie geschissen = das ist gleichgültig. Abgang von Speise aus Mund oder After ist gleichermaßen unappetitlich. 1910 ff.
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14. wie gekotzt aussehen = ungepflegt und wüst aussehen. 1920 ff.
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15. aussehen wie frisch gekotzt = bleich, farblos aussehen. 1940 ff.
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16. aussehen wie gekotzt und geschissen = bleich, elend aussehen. 1940 ff.
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17. zum kotzen glücklich sein = über eine Sache teils
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froh, teils mißgestimmt sein. Jug 1950 ff.
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18. zum kotzen langweilig sein = überaus langweilig sein; nicht das mindeste Interesse erwecken. 1935 ff.
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19. zum kotzen schön = ausgesprochen scheußlich; minderwertig gemalt. 1955 ff, jug .
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20. etw zum kotzen finden = etw als widerlich empfinden; etw zutiefst verachten. 1920 ff.
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21. da kommt einem ja das kotzen!: Ausdruck unwilliger Ablehnung. 1914 ff.
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22. ihm kommt das große kotzen (ihn kommt das große kotzen an) = er fühlt sich (durch etw) stark angewidert. Sold in beiden Weltkriegen; auch ziv bis heute.
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22 a. das kotzen kriegen = Brechreiz verspüren. Seit dem 19. Jh.
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23. das große (kalte) kotzen kriegen = gründlich angewidert werden. Sold in beiden Weltkriegen und ziv bis heute.
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24. es zum kotzen satthaben = einer Sache sehr überdrüssig sein. 1917 ff.
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