Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kopf
Kopf m \
1. mit (in) besoffenem Kopf = in betrunkenem Zustand. 1920 ff.
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2. fauler Kopf = a) träger Arbeiter; Arbeitsscheuer; Taugenichts; unzuverlässiger Mann; Leichtsinniger. faul 1. 1850 ff. – b) säumiger Zahler. 1900 ff.
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3. die großen Köpfe = die Vorgesetzten. Mehr höhnisch als anerkennend gemeint. 1950 ff.
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4. heller Kopf = kluger, aufgeweckter Mensch. hell. Seit dem 18. Jh.
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5. offener Kopf = aufgeschlossener, aufgeweckter Mensch, Neuem zugänglich. Seit dem 19. Jh.
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6. rauchiger Kopf = unter alkoholischer Ausschweifung und vielem Rauchen leidender Kopf. Rauch = Mißgestimmtheit, Unfriede. 1950 ff.
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7. zweiter Kopf = Perücke. 1965 ff.
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8. Kopf ab zum Gebet!: Zuruf der Ermunterung vor einem schwerwiegenden, gefährlichen Unternehmen. Mit grimmigem Humor entstellt aus »Helm ab zum Gebet!«. Sold 1939 ff.
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9. Kopf hoch, Arsch zu!: Zuruf zur Ermunterung. »Arsch zu« meint »die Arschbacken zusammenknei-
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fen = Entschlossenheit zeigen«. Sold 1914 ff. auch ziv .
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10. pro Kopf und Nase = für jeden Einzelnen. Nase. 1900 ff.
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11. Kopf über Arsch = kopfüber. Seit dem 19. Jh.
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12. sich den Kopf abbrechen = angestrengt überlegen; scharf nachdenken. Nebenform von Kopf 168. 1900 ff.
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13. jm den Kopf abreißen (runterreißen) = jn entwürdigend anherrschen; jn heftig zur Rede stellen; jn rücksichtslos belangen. Man packt ihn am Kopf und schüttelt ihn. Vgl engl »to bite (snap, take) someone's head off«. 1870 ff.
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14. deswegen wird er dir den Kopf nicht abreißen = deswegen wird er dich nicht hart bestrafen. 1870 ff.
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15. den Kopf (das Köpfchen) aufsetzen = trotzig sein; auf seinem Willen beharren. Man richtet den Kopf starr auf und bewegt ihn nicht: Sinnbildgebärde der Unzugänglichkeit und Unbeugsamkeit. 1500 ff.
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16. einen anderen Kopf aufsetzen = a) sein Wesen ändern. Hergenommen vom Überstülpen eines Pappkopfes beim Fastnachtstreiben. 1938 ff. – b) die Perücke aufsetzen. 1930 ff.
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17. das hältst du im Kopf nicht aus = das ist unerträglich. Das Gemeinte ist widersinnig, bereitet arges » Kopfzerbrechen«, oder es ist an unerträglichen Lärm gedacht. 1960 ff.
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18. den Kopf auslüften = nach geistiger Anstrengung spazierengehen. Übertragen vom Auslüften der Kleider. 1920 ff.
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19. sich einen in den Kopf ballern = sich betrinken. ballern 5. BSD 1965 ff.
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20. den Kopf oben behalten = sich nicht entmutigen lassen; die Besinnung bewahren. Beruht entweder auf der Vorstellung, daß der Mutlose den Kopf hängen läßt, oder spielt an auf den Schwimmer, der den Kopf über Wasser hält. Seit dem 19. Jh.
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21. den Kopf behüten behüten.
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22. den Kopf nicht nur zum Essen (Frisieren) benutzen = denken, nachdenken. 1910 ff.
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23. blas' mir auf den Kopf!: Ausdruck der Ablehnung. Hehlausdruck für »blas' mir in den Arsch!«. Seit dem 19. Jh.
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24. jm eins über den Kopf braten = jm auf den Kopf schlagen. überbraten. 1939 ff.
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25. ihm brummt der Kopf = a) er arbeitet angestrengt;
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er leidet an Kopfschmerzen. Im Sinne des Volksglaubens denkt man sich, daß irgendwelche kleinen Lebewesen (Hummeln o. ä.) im Kopf Unfug treiben. Seit dem 19. Jh. – b) er leidet unter den Nachwehen des Rausches. Seit dem 19. Jh.
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26. seinen Kopf durchsetzen = erfolgreich auf seiner Meinung bestehen; unnachgiebig sein. Berührt sich mit der Redewendung »mit dem Kopf durch die Wand gehen«. Seit dem 19. Jh.
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27. sich den Kopf einrennen = am Widerstand scheitern. Man rennt mit dem Kopf gegen die Wand. Vgl engl »to run one's head against a wall«. Seit dem 19. Jh.
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28. ihn hat's im Kopf erwischt = er ist verrückt geworden. erwischen 1. 1920 ff.
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29. faß dir mal an den Kopf und sage »Kürbis (Fallobst) gedeihe«: Redensart auf einen Träumerischen, einen Dümmlichen o.ä. »Kürbis« steht hier für »Wasserkopf«, »Fallobst« für »weiche Birne«. Jug 1933 ff.
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30. seinem Kopf fehlen nur die Zitronenscheibe und ein Büschel Petersilie = er ist sehr dumm. Er sähe dann aus wie ein Schweinskopf in der Auslage des Metzgers. Wien 1930 ff.
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31. ich kann keinen Kopf und keinen Arsch dran finden = ich kann es nicht begreifen, nicht ergründen. »Kopf und Arsch« stehen derb-anschaulich für »Anfang und Ende«, für »oben und unten«. Vgl Kopf 60.Seit dem 19. Jh.
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32. auf den Kopf (als Kind einmal auf den Kopf) gefallen sein = dümmlich sein. Der Fall hatte eine Gehirnerschütterung zur Folge. Seit dem 18. Jh.
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33. nicht auf den Kopf gefallen sein = klug, schlau sein; sich Rat wissen. Seit dem 18. Jh. Vgl franz »n'être pas tombé sur la tête«.
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34. es geht um (an) Kopf und Kragen = es geht ums Äußerste. Seit dem 19. Jh.
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35. das Essen geht ihm durch den Kopf = er hat Aufstoßen. 1920 ff.
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36. es geht nach seinem Kopf = er bestimmt die Handlungsweise; ihm hat man zu gehorchen. Seit dem 19. Jh.
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37. sich die Sache (etw) durch den Kopf gehen lassen (und sehen, wie sie ausläuft) = harnen (auf den Mann bezogen). Die Redewendung nimmt sich aus, als ginge einer zu angeblichem Nachdenken hinaus; aber es liegt Wortspielerei vor: »Kopf« meint hier die Eichel. 1930 ff.
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38. wie vor den Kopf geschlagen sein = verwirrt, sprachlos, sehr überrascht sein. Vieh wird durch einen Schlag vor den Kopf vor dem Schlachten betäubt. Seit dem 18. Jh.
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39. auf seinen Kopf hat es geschneit = er hat graue (weiße) Haare. Seit dem 19. Jh.
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40. das ist ihm in den Kopf (zu Kopf) gestiegen = das hat ihn übermütig (eingebildet) gemacht. Nachgebildet der Wendung »der Wein steigt in den Kopf« und »Erfolg macht trunken«. Vgl engl »his success went to his head«. Seit dem 19. Jh.
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41. sich an den Kopf greifen = militärisch grüßen. Wortspielerei: man greift sich an den Kopf, wenn man fassungslos ist. BSD 1960 ff.
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42. den Kopf nicht danach haben = nicht dazu aufgelegt sein. Verkürzt aus »den Kopf nicht danach stehen haben«. Seit dem 18. Jh.
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43. es am Kopf haben = dumm sein. »Es« steht neutral für eine Krankheit, einen Defekt o.ä. 1900 ff.
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44. es im Kopf haben = a) Kopfschmerzen haben. Vgl das Vorhergehende. Seit dem 19. Jh. – b) betrunken sein. Seit dem 19. Jh.
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45. es groß (hoch) im Kopf haben = stolz, eingebildet,
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prahlerisch sein. Seit dem 19. Jh.
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46. noch Kopf oberhalb der Haare haben = eine Glatze haben. Vgl Kopf 157. 1950 ff.
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47. einen Kopf haben = Kopfschmerzen haben. Hinter »einen« ergänze »schmerzenden« o. ä. 1900 ff. Vgl engl »to have a head«.
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48. einen Kopf haben (seinen eigenen Kopf haben; seinen Kopf für sich haben) = eigensinnig sein; an seiner Meinung starr festhalten. Der Kopf als Sinnbild des Eigenwillens. Seit dem 17. Jh.
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49. einen anschlägigen (anschlägischen) Kopf haben = klug, pfiffig sein. anschlägig. Seit dem 16. Jh.
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50. einen dicken Kopf haben = a) eigensinnig, hartnäckig sein. Dickkopf. Seit dem 19. Jh. – b) schwer begreifen. Die dicke Schädeldecke erschwert das Eindringen, oder Eigensinn erschwert das Begreifen. Seit dem 19. Jh. – c) eifrig nachgedacht haben; an Kopfschmerzen leiden. Seit dem 19. Jh. – d) Sorgen haben. Seit dem 19. Jh. – e) betrunken sein; unter den Nachwehen der alkoholischen Ausschweifung leiden. Seit dem 19. Jh.
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51. einen guten Kopf haben = leicht lernen. Seit dem 19. Jh.
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52. einen harten Kopf haben = a) begriffsstutzig sein. Man nimmt an, die harte Schädeldecke hindere am Begreifen. 1700 ff. – b) eigensinnig, unnachgiebig sein. 1700 ff.
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53. einen kurzen Kopf haben = a) ein schlechtes Erinnerungsvermögen besitzen. Kurzer Kopf = kurzes Gedächtnis. 1500 ff. – b) sehr dumm sein. 1900 ff.
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54. einen offenen Kopf haben = klug, aufgeweckt sein. Kopf 5. Seit dem 18. Jh.
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55. einen schweren Kopf haben = a) langsam denken. Seit dem 19. Jh. – b) unter den Folgen des Rausches leiden; benommen sein. Seit dem 19. Jh.
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56. einen tomatenroten Kopf haben = stark erröten; sich schämen, genieren. 1900 ff.
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57. nicht einmal den Kopf in der Partitur haben = kein guter Dirigent sein. Anspielung auf die alte Musikerregel: »ein Kapellmeister soll die Partitur im Kopf haben, nicht den Kopf in der Partitur«. Theaterspr. seit dem 19. Jh. (?).
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58. was man nicht im Kopf hat, muß man in den Beinen (Füßen) haben = der Vergeßliche muß viele Wege machen. 1700 ff.
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59. sich an den Köpfen haben = sich streiten; raufen. Verkürzt aus »sich an den Köpfen gekriegt haben«.
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Vgl Kopf 93. Seit dem 19. Jh.
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60. das hat keinen Kopf und keinen Arsch = das ist unfertig, sinnlos, unbrauchbar. Derbe Variante zu »das hat nicht Hand noch Fuß«. Vgl Kopf 31. Seit dem 19. Jh.
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61. den Kopf voll Sprünge haben = Torheiten, Streiche sich ausdenken. Sprung. 1900 ff.
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62. den Kopf nur zum Essen haben = dumm sein. 1910 ff.
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63. den Kopf nur zum Haareschneiden (Haarewaschen) haben = dumm sein. 1910 ff, sold .
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64. den Kopf nur zum Hütetragen haben = dumm sein. 1910 ff.
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65. er hat seinen Kopf nur, damit es zum Hals nicht reinregnet = er kann nicht denken. BSD 1965 ff.
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66. er hat seinen Kopf nur, damit die Krawatte nicht rüberrutscht = er ist sehr dumm. 1910 ff.
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67. er hat seinen Kopf nur, damit er das Stroh nicht unterm Arm zu tragen braucht = er ist geistesbeschränkt. Wahrscheinlich geprägt von Heinz Erhardt für den Film »Die Herren mit der weißen Weste« (1969). Vgl » Stroh im Kopf haben«. BSD 1970 ff.
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68. sich auf den Kopf hacken lassen = sich alles gefallen lassen; zum eigenen Schaden nachgiebig sein. Wohl hergenommen von Vögeln, die aufeinander einpicken. 1900 ff.
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69. den Kopf hängen lassen = mutlos sein. Formulierte Gebärdensprache. 1500 ff.
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70. etw (Geld) auf den Kopf (Kopp) hauen = etw zu Geld machen; Geld durchbringen. Umschreibung für den Begriff »zerkleinern«: der auf den Kopf geschlagene Mensch geht in die Knie und wird klein; das auf den Kopf geschlagene Tier bricht zusammen. 1900 ff.
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71. jn auf den Kopf hauen = jn verkleinern, verleumden. Moralische Variante zum Vorhergehenden. Seit dem 19. Jh.
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72. hau' ihn auf den Kopf! = sichere dir den Stich! Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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73. ich haue dich auf den Kopf, daß er zwischen den Beinen wieder rausguckt!: Drohrede. 1920 ff.
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74. ich haue dir auf den Kopf, daß deine Läuse piepen (wimmern)!: Drohrede. Berlin seit dem späten 19. Jh.
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75. ich haue dir auf den Kopf, daß du Plattfüße kriegst! Drohrede 1870 ff.
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76. ich haue dir auf den Kopf, daß du durch die Rip-
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pen (den Brustkasten) guckst wie ein Affe durchs Gitter!; Drohrede. Berlin 1900 ff.
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77. ich haue dir auf den Kopf, daß (dir) die Socken (Strümpfe) platzen!: Drohrede. 1910 ff.
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78. einen in den (hohlen) Kopf hauen = Alkohol zu sich nehmen. Hinter »einen« ergänze »Schnaps« o. ä. BSD 1965 ff.
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78 a. jm etw vor den Kopf hauen = jm etw unvermittelt (rücksichtslos) zumuten, unverhohlen sagen. Der Betreffende fühlt sich »wie vor den Kopf geschlagen«. 1920 ff.
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79. den Kopf herhalten (hinhalten) = sich der Gefahr aussetzen; für etw einstehen; sich furchtlos zu einer Sache bekennen. Anspielung auf Enthauptung. Seit dem 19. Jh.
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80. den Kopf hochtragen = a) stolz, hochmütig sein. Der aufgerichtete Kopf als Sinnbildgebärde des Selbstbewußtseins, auch der Überheblichkeit. Seit dem 19. Jh. – b) eine Turmfrisur tragen. Aufgekommen um 1960/61 im Zusammenhang mit der Haartracht von Farah Diba, der damals noch ungekrönten Frau Mohammed Reza Pahlawis, des letzten Schahs von Iran.
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81. sich blutige Köpfe holen = unter hohen Verlusten
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zurückgeschlagen werden. Sold 1870 ff.
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82. jm auf den Kopf kacken = jn schroff, entwürdigend rügen. Veranschaulichende Variante von » anscheißen 1«. 1920 ff.
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83. in seinem Kopf klickt es = endlich begreift er. Im Spielautomaten macht es »klick«, wenn der Groschen fällt ( Groschen 6). Kann auch mit dem Fotoapparat zusammenhängen, dessen Blendenöffnung und -verschluß einen Klick-Laut erzeugt. 1950 ff.
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84. etw auf den Kopp kloppen = etw zu Geld machen, verausgaben. Wohl des Lautreims wegen aus » Kopf 70« abgewandelt. 1920 ff.
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84 a. sich etw in den Kopf klopfen (kloppen) = sich etw einlernen, einprägen. 1978 ff, stud .
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85. Geld auf den Kopf knallen = Geld leichtsinnig ausgeben. Kopf 70. 1950 ff.
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86. einen in den hohlen Kopf knallen = ein Glas Alkohol trinken. Kopf 78. BSD 1965 ff.
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87. jm etw vor den Kopf knallen = jn durch Worte kränken; jm etw heftig und unvermittelt sagen. Variante zu dem gebräuchlicheren »jm etw vor den Kopf werfen«. Vgl Kopf 78a. 1920 ff.
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88. jm auf den Kopf kommen = jm Schläge (Ohrfei-
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gen) androhen; jn zurechtweisen; jm Einhalt gebieten. Seit dem 19. Jh.
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89. etw aus dem Kopf können = etw auswendig wissen. Seit dem 19. Jh.
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90. das kann (wird) den Kopf nicht kosten = das ist halb so schlimm; damit geht man kein Risiko ein. Seit dem 19. Jh.
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91. es kostet Kopf und Kragen = es geht ans Leben; es führt zum Bankrott. Kopf 34. Seit dem 19. Jh.
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92. hiervon kriegt man keinen Kopf = von diesem Alkohol bekommt man keine Kopfschmerzen. Kopf 47. 1900 ff.
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93. sich an die Köpfe (an den, mit den Köpfen) kriegen = miteinander in Streit geraten. Analog zu »sich in die Haare geraten«. Vgl Kopf 59. Seit dem 19. Jh.
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94. etw nicht in den Kopf kriegen = etw nicht begreifen. Seit dem 19. Jh.
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95. jm den Kopf lausen = jm heftige Vorhaltungen machen. Vgl Kolben 7. Seit dem 19. Jh. (?).
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96. ihm wird der Kopf leck = er vergißt leicht; gute Gedanken kommen ihm abhanden. Beruht auf der Vorstellung vom auslaufenden Gehirn. Vgl Sieb 7
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u. 8. 1920 ff.
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97. einen in den hohlen Kopf leeren = Alkohol zu sich nehmen. Vgl Kopf 78. BSD 1965 ff.
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98. jm den Kopf vor (zwischen) die Füße legen = jn enthaupten. Hehlausdruck. 1800 ff.(wohl viel älter).
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99. jm einen dicken Kopf machen (jm den Kopf dick machen) = jm Sorgen bereiten; jm eine schwere Denkaufgabe stellen; jm schwere Vorwürfe machen. Bildhaft ist gemeint, besondere (psychische, intellektuelle) Anstrengung treibe den Kopf auf, lasse ihn anschwellen wie einen » Ballon«. Seit dem 19. Jh.
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100. jn einen Kopf (um einen Kopf) kürzer machen = jn enthaupten. Scherzhafter Hehlausdruck. 1600 ff.
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101. jm den Kopf heiß (warm) machen = jm Ärger verursachen; jm ernste Dinge zu bedenken geben. Leitet sich vom Blutandrang im Kopf her. Seit dem 18. Jh.
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102. nehmen Sie meinen Kopf auch gleich mit!: Erwiderung auf die Äußerung eines (einer) anderen: »Ich gehe (jetzt) zum Friseur!« 1930 ff.
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103. sein Kopf ist nur spärlich möbliert = er ist ziemlich einfältig. Von der Wohnungseinrichtung auf das Geistige übertragen. 1950 ff.
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104. den Kopf unter den Arm nehmen = sich zurückziehen; sich einem Wettbewerb verweigern. Gehört zu der geläufigeren Redewendung »den Kopf unter dem Arm tragen = schwerkrank, tot sein« ( Kopf 147). 1950 ff.
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105. sich den Kopf nudeln lassen = sich das Haar in Wellen oder Rollen legen lassen. Nudeln werden gerollt. 1950 ff.
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106. pump' mir mal deinen Kopf, ich möchte meiner Alten einen Schrecken einjagen: Redewendung angesichts einer mürrischen Miene. 1920 ff.
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107. der Kopf raucht = man denkt angestrengt nach; man ist mit einer schwierigen geistigen Arbeit beschäftigt. Übertragen vom rauchenden Schornstein als dem Sinnbild fleißigen Arbeitens. Doch vgl auch » rauchen 4«. Seit dem 19. Jh.
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108. mir raucht der Kopf = ich habe Kopfschmerzen. 1900 ff.
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109. sich um Kopf und Kragen reden = aufrührerische Reden halten. Anspielung auf Enthauptung. Seit dem 19. Jh.
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110. sich den Kopf dick reden lassen = sich beschwatzen lassen. Vgl Kopf 99. Seit dem 19. Jh.
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110 a. sich die Köpfe heiß reden = sich ereifern; etw ausgiebig und leidenschaftlich erörtern. Erhitzung = Blutandrang zum Kopf. Seit dem 19. Jh.
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111. mit dem Kopf durch die Wand rennen = seinen Willen trotz aller Widerstände durchsetzen. Vgl auch das Folgende. Seit dem 15. Jh.
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112. mit dem Kopf gegen die Wand rennen = Unmögliches durchsetzen wollen und dabei zwangsläufig scheitern. Ein anschauliches Bild vom unausbleiblichen Mißerfolg unvernünftigen Wollens. 1600 ff.
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113. Kopf und Kragen riskieren = Aufruhr verbreiten; sich einer ernsten Gefahr aussetzen. Kopf 34. Seit dem 19. Jh.
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114. Köpfe rollen = Leute werden entlassen, ihrer Ämter enthoben. Die Kündigung ist hier mit der Enthauptung gleichgesetzt. 1919 ff.
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115. sich etw im Kopf rumgehen (durch den Kopf gehen) lassen = etw gründlich überdenken. Seit dem 19. Jh.
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116. jm auf dem Kopf rumtanzen = sich gegenüber jm ungestraft Frechheiten erlauben. Hergenommen von einem kleinen Kind, das auf einem Erwachsenen klettert. Seit dem 19. Jh.
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117. jm auf dem Kopf rumtrampeln = jds Gutmütigkeit mißbrauchen. Vgl das Vorhergehende. Seit dem 19. Jh.
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118. jm etw vor den Kopf (auf den Kopf zu) sagen = jm etw unumwunden und voller Überzeugung sagen; das entscheidende Wort sagen, gegen das kein Leugnen mehr hilft. Seit dem 19. Jh.
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119. sich auf den Kopf scheißen lassen = alles mit sich geschehen lassen; willenlos sein. Sogar gegen die entwürdigenste Behandlung kann man sich nicht wehren. Seit dem 19. Jh.
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120. es schießt ihm durch den Kopf = plötzlich kommt ihm ein Einfall. Schießen = vorwärtsstürmen. Vgl Furz 27. 1900 ff.
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121. sich etw aus dem Kopf schlagen = eine Absicht aufgeben; einen Gedanken nicht weiterverfolgen. Vgl engl »You must get that out of your head« und franz »s'ôter quelquechose de l'esprit«. Seit dem 17. Jh.
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122. jm eine Beleidigung (ein Schimpfwort) an den Kopf schmeißen (werfen) = jn beleidigen, beschimpfen. Was man einem an den Kopf wirft, läßt man ihm unverlangt (und unsanft) zukommen. Vgl Kopf 162. 1800 ff.
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123. ihm ist der Kopf dick = er hat viel nachgedacht;
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er hat Kopfweh. Vgl Kopf 99. 1800 ff.
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124. da ist kein Kopf und kein Arsch dran = die Arbeit ist gründlich verdorben worden; die Sache ist völlig unbrauchbar. Kopf 60.Seit dem 19. Jh.
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125. jedenfalls ist der Kopf dicker als der Hals: Ausdruck einschränkender Bestätigung. Eigentlich Vervollständigung eines mit »jedenfalls« eingeleiteten Satzes. Mit diesem Reimspruch auf »jedenfalls« ist ungefähr gemeint: »mag alles anders sein, wie es will, – eines steht fest: der Kopf ist dicker als der Hals«. Spätestens seit 1900.
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126. im Kopf nicht ganz richtig sein = nicht voll bei Verstand sein. Anspielung auf Geisteskrankheit. Seit dem 18. Jh.
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127. krank im Kopf sein = dumm sein. Seit dem 19. Jh.
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128. ohne Kopf sein = spärlichen Haarwuchs besitzen. Aufgekommen gegen 1960 mit dem Wiederaufleben der Langhaartracht für junge Männer.
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129. mit jm ein Kopf und ein Arsch sein = mit jm eng befreundet sein. Vergröberte Variante zu »mit jm ein Herz und eine Seele sein«. Während Herz und Seele hier die Übereinstimmung des Fühlens, des Seelischen und Geistigen ausdrücken, bezieht sich »Kopf«
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auf das Denken und »Arsch« auf das Grobnatürliche, auch auf das Geschlechtliche. 1800 ff.
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130. jm den Kopf zwischen die Ohren setzen = jn zurechtweisen. Die zuweilen als lustige Drohung an unartige Kinder bekannte Redensart umschreibt bildhaft die Wiederherstellung gestörter Ordnung; analog zu »jm den Kopf zurechtsetzen«. Seit dem 16. Jh.
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131. jm etw in den Kopf setzen = jn zu etw beschwatzen; jm eine bestimmte Vorstellung eingeben. Man setzt es ihm in den Kopf wie einen Steckling, der sich zu einer reifen Pflanze entwickeln soll. Seit dem 19. Jh.
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132. sich etw in den Kopf setzen = sich etw fest vornehmen und nicht mehr davon ablassen. Anspielung auf die Grillen, die nach altem Volksglauben ihr Unwesen im Kopf treiben. Vgl engl »to take something into one's head« und franz »se fourrer quelquechose dans la tête«. Seit dem 18. Jh.
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133. sich jn in den Kopf setzen = in Liebe zu jm entbrennen. Seit dem 19. Jh.
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134. mit dickem Kopf sitzen (dasitzen) = sich ernstliche Sorgen machen; in arger Verlegenheit sein. Kopf 99. 1800 ff.
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135. jm auf den Kopf spucken = jm überlegen sein; jn
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»von oben herab« behandeln. Spucken gilt als mimische Handlung der Geringschätzung; die Redewendung umschreibt die Verhöhnung und Entwürdigung durch einen Mächtigeren. Seit dem 19. Jh.
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136. ich spucke dir auf den Kopf, daß du drei Tage unter Wasser stehst!: Drohrede. Vgl das Vorhergehende. Berlin 1910 ff.
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137. den Kopf ins Loch stecken = die unangehmen Folgen auf sich nehmen. Gemeint ist das Halsloch des Prangerblocks, der Schandgeige usw., auch die Höhlung des Richtblocks. Seit dem 19. Jh.
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138. den Kopf in den Sand stecken = die wirklichen Verhältnisse nicht sehen wollen; vor der Wahrheit die Augen verschließen. Fußt auf der vorwissenschaftlichen Behauptung, der Vogel Strauß stecke bei Gefahr den Kopf in den Sand, weil er meine, wenn er nichts sehe, könne er auch nicht gesehen werden. Seit dem 19. Jh.
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139. etw in den Kopf stecken = etw essen. BSD 1965 ff.
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140. Kopf stehen = überrascht, sprachlos, hochgradig aufgeregt sein. Scherzhafte Umschreibung für geistige Verwirrung. Seit dem 19. Jh.
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141. danach steht ihm der Kopf nicht = dazu ist er
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nicht in Stimmung. Kopf = Sinn, Interesse. Seit dem 18. Jh.
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142. nicht wissen, wo einem der Kopf steht = völlig ratlos sein; völlig erschöpft sein; unter einer Überlast von Arbeit stehen. Seit dem 18. Jh.
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143. jn auf den Kopf stellen = a) als Arzt jn gründlich untersuchen. Umschreibung für »das Unterste zuoberst kehren«. 1900 ff. – b) jn energisch an seine Geldschuld erinnern. Stellt man den Schuldner auf den Kopf, müßte das Geld ihm aus den Hosentaschen fallen. 1900 ff.
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144. du kannst mich auf den Kopf stellen = ich weiß es wirklich nicht! 1920 ff.
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145. und wenn du dich auf den Kopf stellst (und mit den Beinen Hurra brüllst; und mit den Beinen wackelst; und mit den Beinen Fliegen fängst)!: Ausdruck der Verneinung. Hergenommen von Straßenbettlern, die sich auf den Kopf stellen und für ihre turnerische Leistung Geld erwarten. Vgl engl »I would not do it even if he stands on his head«. Seit dem 18. Jh.
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146. jn an (vor) den Kopf stoßen = jn empfindlich kränken. Hergenommen von einem wirklichen Stoß vor den Kopf, von einem tätlichen Angriff. Vgl franz »heurter quelqu'un de front« 1600 ff.
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147. den Kopf unterm Arm tragen = a) schwerkrank sein; nicht kriegsdienstverwendungsfähig sein. Übernommen von der militärischen Vorschrift, wonach beim Betreten eines Zimmers die Kopfbedeckung abzusetzen und unter den linken Arm zu nehmen ist. Vgl aber auch »den Kopf unter den Arm nehmen« ( Kopf 104). 1914 ff. – b) wirtschaftlich vernichtet sein. 1935 ff.
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148. auf den Kopf treten = die Fahrgeschwindigkeit erhöhen. Gemeint ist der Kopf des Gaspedals. 1955 ff, halbw .
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149. jm den Kopf verdrehen = jn verwirrt, verliebt machen; jm die ruhige Besinnung rauben. Entsprechung zu schriftsprachlich »jm den Sinn verrücken«. Seit dem 18. Jh.
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150. jm (sich) den Kopf verkeilen = jm (sich) etw einreden; von einem Vorhaben nicht ablassen; sich verlieben; jn verliebt machen. Hergenommen von falschem Eintreiben der Keile: man handhabt sie so ungeschickt, daß sie sich nicht mehr entfernen lassen. Vgl auch das Vorhergehende. 1800 ff.
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151. den Kopf verlieren = die ruhige Überlegung verlieren; rat-, hilflos werden. Vgl engl »to lose one's head«. 1700 ff.
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152. jm den Kopf vernageln = jn heftig prügeln. Gemeint ist wohl, daß man den Betreffenden besinnungslos schlägt; vgl vernagelt. 1900 ff.
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153. der Kopf ist vernagelt = man begreift nicht. Vgl vernagelt. 1920 ff.
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154. den hohlen Kopf vollhauen = sich betrinken. Kopf 78. BSD 1965 ff.
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155. sich mit etw den Kopf vollpfropfen = (Fach-) Wissen sich aneignen. Seit dem 19. Jh.
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156. jm den Kopf vollquatschen (vollreden, vollschwätzen) = jm durch Schwätzen lästig fallen; langanhaltend auf jn einreden. Seit dem 19. Jh.
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157. der Kopf ist ihm durch die Haare gewachsen = er hat eine Glatze. Wie ein Pilz wächst der Schädel durch die Haarschicht. Vgl Kopf 46. 1840 ff.
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158. jm über den Kopf wachsen = jm überlegen werden; jds Einfluß entgleiten. Stammt aus der Bibel (Esra 9,16). Seit dem 18. Jh.
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159. jm den Kopf waschen = jn heftig rügen. Fußt in der Grundvorstellung auf der umgangssprachlich beliebten Gleichsetzung des Tadelns mit dem äußerlichen Reinigen; im engeren Sinne vom Bader (Friseur) gemeint. Vgl franz »laver la tête à quelqu'un«. 1500 ff.
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160. ich haue dir den Kopf zwischen den Ohren weg!: Drohrede. BSD 1965 ff.
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161. wenn der Mensch verrückt wird, fängt es im Kopf an (wird er es zuerst im Kopf): Redewendung bei Anhören einer unsinnigen, in vollem Ernst vorgetragenen Ansicht oder Absicht. Seit dem späten 19. Jh.
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162. jm etw an den Kopf werfen = jm Vorhaltungen machen. Kopf 122. Vgl franz »jeter quelquechose à la figure de quelqu'un«. Seit dem 19. Jh.
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163. etw auf den Kopf wichsen = Geld ausgeben, verschwenden. Kopf 70; wichsen. 1900 ff.
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164. etw aus dem Kopf wissen = etw auswendig wissen. Seit dem 19. Jh.
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165. mit dem Kopf durch die Wand wollen (gehen) = etw erzwingen wollen. Kopf 111. Seit dem 16. Jh.
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166. es will ihm nicht in den Kopf = er kann es nicht begreifen. Seit dem 18. Jh.
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167. ich wünsche dir den Kopf voll Läuse und so kurze Arme, daß du dich nicht kratzen kannst!: gehässige Anwünschung. 1900 ff.
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168. sich den Kopf zerbrechen = angestrengt nachdenken. Hierbei hat man das Gefühl, als wolle der
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Schädel zerspringen. Seit dem 18. Jh.
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169. sich jds Kopf zerbrechen = sich über eine Sache Gedanken machen, die einen nichts angeht; die Schwierigkeiten eines anderen zu beheben trachten. 1930 ff.
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170. den Kopf aus der Schlinge ziehen = sich im letzten Augenblick retten. Hängt ursächlich nicht mit der Schlinge am Galgen zusammen, sondern mit der vom Fallensteller gelegten Schlinge, der das Wild soeben noch entkommen konnte. 1500 ff.
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171. der Kopf ist zugenagelt = man ist begriffsstutzig. Kopf 153. 1920 ff.
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172. den Kopf zumachen = a) verstummen. Meist in der Befehlsform. Übertragen von der Schließung eines Geschäftslokals. Der Mund als Tür und Tor. Sold 1935 ff. – b) schlafen. 1950 ff.
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173. jm den Kopf zurechtsetzen (zurechtrücken) = jn tadeln. Kopf 130. 1600 ff.
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174. die Köpfe zusammenstecken = etw heimlich bereden; über eine Sache angestrengt beratschlagen. 1500 ff.
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