Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kohle
Kohle f \
1. pl = Geld. Hängt zusanmen mit der im 18. Jh. gebuchten Redewendung »der Schornstein muß rauchen« im Sinne von »ohne Geld, Lebensmittel usw. kann man nicht leben«. Was die Kohlen für den Ofen, ist das Geld für den Menschen. Wer Mangel an Kohlen hat, lebt in Armut. Darüber hinaus bezeichnet man im Umgangsdeutsch »Geld« mit den Namen von harten Materialien wie Bims, Kies, Schiefer, Schotter, Steine u. ä. 1840. Neuerdings ist in derselben Bedeutung auch die Einzahl »Kohle« gebräuchlich.
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2. pl = Krüllschnitt-Tabak; Pfeifentabak. Er ist Brennmaterial für die Tabakspfeife. 1960 ff, sold .
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3. gute (große) Kohle = gutes Geld; viel Geld. 1975 ff.
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4. schwarze Kohle = Verdienst durch » Schwarzarbeit«. 1975 ff.
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5. weiße Kohle = Wasser, das in Talsperren gesammelt wird. 1970 ff.
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6. die Kohlen abbauen = jm die Brieftasche stehlen, das Geld abnehmen. Aus der Bergmannssprache übertragen. 1950 ff.
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7. ein paar Kohlen auflegen = sich noch mehr anstrengen; das Tempo beschleunigen. 1940 ff.
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8. Kohlen aufreißen = Geld beschaffen. aufreißen. 1970 ff.
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9. die große Kohle bringen = viel Geld verdienen. 1975 ff.
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10. Kohlen in den Keller bringen = Geld einnehmen. 1920 ff.
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11. Kohlen graben = schwer arbeiten. 1925 ff.
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12. mit Kohlen gegurgelt haben = eine rauhe Stimme haben. 1930 ff.
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13. die Kohlen im Keller haben = ein gutes Geschäft gemacht haben. 1920 ff.
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14. die Kohlen aus dem Feuer holen = Gefahr für andere auf sich nehmen. Mißverstanden aus »die Kastanien aus dem Feuer holen«. 1975 ff.
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15. Kohlen kommen von mir = der Verzehr geht auf meine Rechnung. Halbw 1950 ff.
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16. Kohle (Kohlen) machen = Geld verdienen. 1950 ff.
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17. gut Kohle machen = viel Geld verdienen. 1975 ff.
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18. die großen Kohlen machen = sehr viel verdienen. 1950 ff.
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19. Kohlen nachschütten = für einen Verlust bürgen; geldliche Verpflichtungen eines anderen übernehmen. Hergenommen vom Nachfüllen des Ofens. 1928 ff.
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20. die Kohlen rollen = Geld kommt zusammen. 1950 ff.
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21. feurige Kohlen auf jds Haupt sammeln = jn beschämen. Stammt aus der Bibel: Römer 12,20 und Sprüche Salomos 25,22. 1500 ff.
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22. gut bei Kohle sein = bei Geld sein. 1965 ff.
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23. auf glühenden (heißen) Kohle sitzen = voller Unruhe warten; machtlos sich in peinlicher Verlegenheit befinden. Geht zurück auf ein Folterverfahren, dem Märtyrer ausgesetzt waren. 1600 ff.
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24. Kohlen spucken = Geld hergeben, aufwenden. 1975 ff.
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25. die Kohlen stimmen = die Geldfrage ist geklärt; der Lohn ist ausreichend; die Sache hat ihre Richtigkeit. 1920 ff.
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26. sich die Kohlen verdienen = für ein ausreichendes Einkommen sorgen. 1920 ff.
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