Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kohl
Kohl m \
1. Unsinn; langweilige Rede; Lüge, Verstellung. Stammt entweder aus hebr »kol = Schall, Rede, Gerücht« oder aus zigeun »kalo = schwarz« (rotw »schwarz = lügnerisch, betrügerisch«). 1750 ff.
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2. Spaß, Ulk, Veralberung. 1800 ff.
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3. alter Kohl = vermeintliche Neuigkeit. 1920 ff.
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4. aufgewärmter Kohl = alte, abgetane Dinge als Neuigkeiten vorgebracht. aufwärmen. Die vielfach angeführte Stelle aus Juvenal bezieht sich nicht auf aufgewärmten Kohl, sondern auf wiederholt gereichten Kohl. Seit dem 18. Jh.
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5. ausgewachsener Kohl = völliger Unsinn. Ausgewachsen ist, wer zu voller Größe körperlich entwickelt ist. 1920 ff.
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6. den alten Kohl wieder aufwärmen = eine alte, bereits vergessene Sache (Streitsache) erneut zur Sprache bringen. Kohl 4. Seit dem 18. Jh.
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7. seinen eigenen Kohl bauen = a) Landwirt, Selbstversorger sein. 1900 ff. – b) sich nicht dreinreden lassen; unbeirrbar sein Ziel verfolgen; handeln, wie man es für richtig hält. Vgl Voltaire, Candide: »planter son choux«. 1850 ff.
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8. seinen Kohl in Ruhe bauen können = ungestört leben. 1880 ff.
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9. den Kohl von unten besehen = im Grab liegen. Hehlausdruck. 1940 ff.
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10. Kohl machen = Unsinniges reden; töricht handeln; etw vortäuschen; viele Worte um eine Belanglosigkeit machen. 1700 ff.
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11. das macht den Kohl nicht fett = das ändert an der Sache nicht viel; das macht die Sache nicht besser. Meint wohl eine spärliche Zugabe von Fett zum Gemüse oder leitet sich her vom Sprichwort »eine Laus macht den Kohl nicht fett«. Seit dem 16. Jh.; häufiger seit dem 18. Jh.
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12. Kohl pflanzen = Unsinn reden; etw vortäuschen. Wörtlich richtige Vervollständigung zu falsch verstandenem » Kohl 1«. Kundenspr. 1900 ff.
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13. Kohl reißen = lügen, schwindeln; Fleiß heucheln. reißen. Rotw seit dem 19. Jh.
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14. davon wird der Kohl fett = das ist vorteilhaft; das macht viel aus. Seit dem 19. Jh.
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