Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Knie
Knie n \
1. katholische Knie = Knie, die bei Putzfrauen und Hausgehilfinnen zum Knien und Rutschen dienlich sind. Hergenommen von der Sitte der Katholiken, beim Gebet o. ä. zu knien. 1920 ff.
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2. sich das Knie anbohren lassen = (aus Geiz gegen geringes Entgelt) zu allem bereit sein. Gemeint ist, daß der Betreffende die fürchterlichsten Schmerzen auszuhalten bereit ist, wofern man es ihm bezahlt. 1920 ff.
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3. jm die Knie aufkrempeln = jn antreiben, umherhetzen. Hängt wohl zusammen mit dem Waten durch einen Bach. 1935 ff, sold .
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4. etw übers Knie brechen (überm Knie zerbrechen; auf dem Knie abbrechen) = etw schnell, gewaltsam erledigen. Holz, das, statt gesägt zu werden, auf dem Knie gebrochen wird, splittert: Sinnbild unsorgfältiger Handlungsweise. Seit dem 17. Jh.
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5. bis übers Knie dekolletiert sein = einen Schlitzrock tragen. 1955 ff.
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6. etw übers Knie ficken = etw oberflächlich, ungenau, nach Gutdünken erledigen. ficken = schlagen. 1910 ff.
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7. sich ins Knie ficken = vor Aufregung fassungslos sein; umständlich, übereifrig, hastig handeln. Die Redewendung ist nicht wörtlich zu nehmen, sondern kennzeichnet mehr das umständliche, unsinnige Vorgehen. 1900 ff.
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8. fick' dich ins Knie!: Ausdruck der Abweisung. Bezieht sich eigentlich auf die Zurückweisung vom Geschlechtsverkehr. Sold 1939 ff.
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9. in die Knie gehen = a) überlegen besiegt werden. Hergenommen vom sportlichen Ringkampf. Sportl 1920 ff. – b) sich geschlagen geben; sich schämen; wirtschaftlichen Rückgang erleiden. 1920 ff. – c) nachgeben; keinen Widerstand mehr leisten. 1930 ff. – d) die Beherrschung verlieren; sehr außer sich sein. 1930 ff. – e) zur Landung ansetzen; das Fahrgestell ausfahren. Anspielung auf das federnde Fahrgestell. Fliegerspr. 1935 ff. – f) beim Halten vornübergehen (vom Auto gesagt). Kraftfahrerspr. 1950 ff.
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10. vor etw in die Knie gehen = etw ehrfürchtig bestaunen. Von religiöser Ergriffenheit hergenommen. 1920 ff.
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11. ihm ist das Knie auf den Kopf gerutscht = er hat eine Glatze. 1920 ff.
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12. ihm ist das Knie durch die Haare gewachsen = er hat eine Glatze. 1920 ff.
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13. ihm gucken die Knie aus dem Kopf = er hat eine Teilglatze. 1930 ff.
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14. keine katholischen Knie haben = nicht knien können oder wollen. 1920.
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15. zu tiefe Knie haben = kleinwüchsig sein. Humorvoll-tröstende Umschreibung. 1935 ff.
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16. wacklige Knie haben = nicht standfest sein. 1900 ff.
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17. weiche Knie haben = a) Angst haben. Der Betreffende ist beim Gehen nicht stramm in den Knien. 1933 ff. – b) energielos sein. 1933 ff.
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18. krumme Knie kriegen = einen ausschweifenden Lebenswandel führen. Die Spruchweisheit lehrt: »Hohe Berg' und junge Weiber / machen krumme Knie und matte Leiber.« 1850 ff.
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19. weiche Knie kriegen = a) Angst bekommen; kraftlos werden. Man bekommt schlotternde Knie. 1933 ff. – b) in nachgiebige Stimmung geraten. Man läßt im Widerstand nach. 1933 ff.
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20. jn in die Knie kriegen = jn bezwingen, besiegen. Von den Ringern hergenommen. 1900 ff.
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20 a. einander mit den Knien küssen = unter dem Tisch einander mit den Knien berühren. 1920 ff.
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21. jn übers Knie legen = jn verprügeln. Seit dem 19. Jh.
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22. krumme Knie machen = auf dem Abort sitzen. Seit dem 19. Jh.
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23. vor jm auf den Knien rutschen = sich vor jm unterwürfig zeigen; jn inständig bitten; durch entwürdigendes Benehmen eine Zusage zu erwirken suchen. Hergenommen von der Unterwürfigkeitsbezeugung gegenüber Machthabern. Seit dem 19. Jh.
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24. mit dem Knie schalten = unter dem Tisch Berührung mit der Nachbarin suchen. 1930 ff.
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25. mit den Knien Feuer schlagen können = einwärtsgekehrte Beine haben. Seit dem frühen 20. Jh.
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26. ihm schnackeln die Knie = er wird weich in den Knien. schnackeln. 1935 ff.
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27. in den Knien schwach werden = nach Aufheben der beiden Skatkarten das Spiel als aussichtslos ansehen. Man verliert die Standfestigkeit und ist einer Ohnmacht nahe. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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28. bis an die Knie im Wasser stehen = Harndrang haben. 1920 ff.
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